Erneuter Hilfstransport nach Temeswar in Rumänien: Hilfe für Kinder in bitterer Armut – Neue Vereinsaktive gesucht

Besuch in einem städtischen Kindergarten in Temeswar im September Foto: privat

Kronberg. – Mitte September erfolgte der zweite Transport mit Sachspenden in diesem Jahr in das Fördergebiet Temeswar. Der Verein Rumänienhilfe Hochtaunus e. V. dankt allen Spendern für ihre Hilfsbereitschaft. „Bei den Besuchen kann immer wieder festgestellt werden, dass Sachspenden bei Bedürftigen im Fördergebiet nach wie vor gut ankommen und eine große Hilfe für in bitterer Armut lebende Menschen sind“, sagt Vereinsgeschäftsführer Dr. Heinz Walden, der allen Spendern für ihre Hilfsbereitschaft dankt. Neben Kinder- und Erwachsenensachen, Spielzeug und Wäsche konnten dieses Mal insgesamt neun Fahrräder, sechs Rollatoren, ein Kinderwagen und ein Maxi Cosy mitgenommen und der Transporter wieder bis zur Decke voll beladen werden. Erfreulicherweise hatte der Deutsche Kinderschutzbund in Bad Homburg dem Verein aus seinem Fundus ca. 15 Säcke mit Kindersachen überlassen und beim Beladen brachten noch zwei Spender, darunter eine wohlmeinende Familie aus Bad Homburg mit einem voll beladenen Pkw weitere Sachspenden.

Den Transporter stellte erneut das Autohaus Göthling & Kaufmann, Nachfolger der Fa. Luft, Eschborn, zur Verfügung, und die Vereinsmitglieder Günter Müller und Hans Joachim Böhm führten erfreulicherweise den Transport, gemeinsam wie bereits die beiden letzten Male, durch.

Verlässliche Partner in Temeswar

Beide sind auch Sangesbrüder von Walden, ohne die Mithilfe dieser und anderer Sänger des Männergesangverein Kronberg könnte der Verein die anstehenden Aufgaben nicht bewältigen. Gern erwähnt Walden auch die Bereitschaft von sechs Sängern, die beim beschwerlichen Beladen des Transporters geholfen haben. „Wichtig ist auch“, so Walden, „dass der Verein vor Ort verlässliche Partner hat, mit denen er seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeitet und die uns bei der Durchführung der Fahrten und der Auswahl der zu unterstützenden Personen und Institutionen helfend zur Seite stehen.“ Dabei nimmt Mechtild Gollnick eine besondere Rolle ein. Sie lebt seit vielen Jahren in Temeswar, war Lehrerin an der deutschsprachigen Lenau Schule, spricht fließend die Landessprache und leitet einige Hilfsprojekte, die teilweise ihr verstorbener Mann ins Leben gerufen hatte. „Sie vereinbart jeweils die Besuche unter Berücksichtigung dre Vorschläge und begleitet unsere Herren zu den verschiedenen Familien und Organisationen“, erläutert er.

Inzwischen hat sich ein Vor-Ort-Prozedere eingespielt, wonach als erstes die Sachspenden bei den Hilfsorganisationen – dieses Mal an vier Stellen – abgeladen wurden. Danach erfolgte der Einkauf von Lebensmitteln bei der Metro, wobei Gollnick klare Vorstellungen über die Bedürfnisse der bedachten Institutionen hat und den Einkauf von Grundnahrungsmitteln sowie deren Verteilung anleitet. „Der Verein stellt dafür jeweils einen vierstelligen Euro Betrag zur Verfügung“, berichtet Walden.

Mit Lebensmitteln unterstützt wurde erneut die Hilfsorganisation „For Help“. Für diese stellt Claudia Radu ihr eigenes Haus zur Verfügung, in dem sie zurzeit neun Kinder betreut. Schwerpunkt der Betreuung ist die Versorgung der Kinder mit Essen nach der Schule sowie Hausaufgabenbetreuung.

„Radu hält auch engen Kontakt zu zahlreichen in Not geratenen Familien und vermittelt uns über Frau Gollnick hilfesuchende Familien, unter anderem auch für den Besuch von Kindergärten“, erklärt der Vereinsgeschäftsführer der Rumänienhilfe Hochtaunus.

Die Organisation For Help kann als „Leuchtturmprojekt“ beim Einsatz für hilfsbedürftige Familien und insbesondere Kinder betrachtet werden. Dasselbe trifft für die Initiativen des Schriftstellers Petru Iliesu zu, der in Not geratenen Erwachsenen hilft. Diese wohnen in Billigbauweise erstellten Häusern, werden dort betreut und versorgt. Iliesu hatte gegen die Schreckensherrschaft von Ceausescu gekämpft und mehrere Bücher über Temeswar und die unselige Schreckensherrschaft geschrieben. „Er selbst ist als Kind an Kinderlähmung erkrankt und setzt sich, trotz schwerer Behinderung, beispielgebend für arme Mitbürger ein“, erzählt Walden weiter. „Beide Organisationen werden übrigens von staatlicher Seite oftmals behindert, vermutlich gibt es immer noch Kader in der Verwaltung aus vergangener Zeit, die Eigeninitiativen nicht akzeptieren wollen. Helfend tätig in Temeswar sind auch der Baptistenpfarrer Gusti Luga und Frau Mark, Roma Frau, die den Verein Rumänienhilfe fortlaufend unterstützen, berichtet Walden. Luga hatte beim letzten Besuch erklärt: „Durch regelmäßige Lieferungen durch die gleichen Leute entsteht auch ein Gefühl der Sicherheit.“

Nach dem Verteilen der Lebensmittel wurden jeweils verschiedene Familien und Hilfsorganisationen besucht, damit sich der Verein über die verschiedenen Hilfsprojekte informieren und gezielt Hilfe in besonderen Notfällen leisten kann. Seit einigen Jahren unterstützt die Rumänienhilfe Familien durch die Bezahlung des Kita Besuchs deren Kinder. Damit werden die Eltern entlastet und können sich beruflich betätigen. „Die Kinder werden gut betreut, erhalten regelmäßige Mahlzeiten und werden an die Schulausbildung herangeführt“, freut sich Walden. „Einige erleben erstmals ein geregeltes Leben.“ Die Vereinsverantwortlichen erhoffen sich, dass die Kinder durch diese Unterstützung eine bessere Perspektive für ihre weitere Ausbildung und zukünftige Entwicklung erhalten. Zurzeit unterstützt der Verein Rumänienhilfe acht Kinder.

Helfer machen sich ein Bild

Bei dem Besuch eines städtischen Kindergartens machten sich Müller und Böhm von der guten Betreuung der Kinder selbst ein Bild: „Jeweils 25 Kinder werden in insgesamt 4 Gruppen betreut, darunter sind auch 3 vom Verein unterstützte Kinder“, erzählen sie nach ihrer Rückkehr. Die Kinder können in den großen Räumen auch schlafen. Erfreulich ist der Bericht von einem durch den Verein unterstützten Jungen, dessen Eltern beide taubstumm sind und dessen Sprachentwicklung sich im Kindergarten verbessert hat.

Allerdings wird auch in dieser Einrichtung die mangelnde Kompetenz städtischer Behörden oder deren fehlende Bereitschaft deutlich. So wurde das obere Stockwerk fertig ausgebaut, es ist aber nicht nutzbar, weil das innenliegende Treppenhaus von der dafür zuständigen Stadtbehörde nicht fertiggestellt wurde. Ein klaffendes Loch im Fußboden des oberen Stockwerkes verdeutlicht die Misere.

Weitere Besuche erfolgten in Botinesti, wo für die Institution For Help ein Haus mit großem Grundstück, mit Hilfe von Gollnick, erworben wurde und in dem Radu mit den von ihr betreuten Kindern die Ferien verbringen kann. Eindrucksvoll war für die beiden Hilfsgüter-Überbringer auch der Besuch der Behinderteneinrichtung in Carani, außerhalb von Temeswar, die vom Oberurseler Verein „Hilfe in Not“ aufgebaut wurde und unterstützt wird. In einem umgebauten Pfarrhaus werden zurzeit insgesamt 35 Personen, schwerstbehinderte Kinder und auch Erwachsene, von insgesamt sieben Personen betreut, wobei die Einrichtung und vor allem die personelle Ausstattung weitgehend auf Hilfe Dritter angewiesen ist.

Erschütternde Lebensverhältnisse

Der Besuch bei Familien, die teilweise in notdürftigen Behausungen leben, macht die Notsituation vieler Familien deutlich und berührt.

„Besonders erschütternd sind die Lebensverhältnisse von Nicoletta Toma. Sie ist 17 Jahre alt, hatte eine katastrophale Kindheit und hat bereits vier Kinder. Auf Anweisung ihrer Mutter musste sie das erste Kind in der Klinik lassen. Für das zweite Kind, den dreijährigen Gabriel, wird der Verein Rumänienhilfe nun die Kosten für den Kita-Besuch übernehmen. Das dritte Kind, die zweijährige Samara, wird von Frau Radu betreut. Das vierte Kind ist ein zweimonatiges Baby. Der Vater ist Gelegenheitsarbeiter und verdient entsprechend wenig. Die Familie ist auf Wohnungssuche und Nicoletta Toma lernt nach Radus Bericht fleißig Lesen und Schreiben.

Weitere Besuche erfolgten nach bereits früheren Besuchen bei Frau Romenciu, der der Verein in diesem Jahr finanziell half, und bei Familie Bisi, deren Sohn Gabriel der Verein den Kita-Besuch bezahlt hatte. Er geht nun zur Schule und für seine zwei- bis dreijährige Schwester Miruna soll der Kita-Besuch vom Verein bezahlt werden. Die Mutter leistet schlecht bezahlte Hilfsdienste, als Roma-Frau findet sie schwer eine geregelte Beschäftigung – ein weiteres soziales Problem in Rumänien. Auch der Ehemann bekommt ohne Schulbildung nur Gelegenheitsarbeiten bei schlechter Bezahlung.

Rumänienhilfe in Personalnot

Der Verein Rumänienhilfe hilft im Rahmen seiner personellen und finanziellen Möglichkeiten, wohl wissend, dass es dabei nur um den berüchtigten „Tropfen auf den heißen Stein“ geht. „Dabei hat der Verein selber personelle Nöte, die sich einerseits altersbedingt und andererseits durch einen gravierenden personellen Aderlass ergeben haben“, informiert Walden. Aufgrund dieser Entwicklung sucht der Verein dringend personelle Verstärkung. Wer mithelfen und die Zukunft des rührigen Vereins mitgestalten möchte, ist herzlich eingeladen und kann sich gern mit Brigitte Möller unter der Telefonnummer 7459, oder Dr. Heinz Walden unter der Telefonnummer 67734, in Verbindung setzen. (mw)



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