Hochtaunus (js). Vor einer Woche, in der Nacht zum vergangenen Donnerstag, ist ein Teilstück des Hallendaches von einer der beiden Sporthallen der Integrierten Gesamtschule Stierstadt (IGS) eingestürzt. Ein etwa vier mal sechs Meter großes Deckenteil ist in einer Ecke der Tribünenhalle zu Boden gekracht, dieses Maß gibt der Hochtaunuskreis an. Bilder vom Unfallort zeigen, dass es ordentlich gekracht haben muss am Rand der Tribüne, Teilstücke der Konstruktion liegen weit verteilt. Und der Hallenboden ist nass, mit der Dachkonstruktion ist reichlich Wasser in die Halle gestürzt. Dies nährte die Spekulation, dass eine hohe Wasserlast auf der Dachkonstruktion zum Einsturz geführt haben könnte. Die Suche nach der Ursache für den Dachschaden und den schließlichen Einsturz in der hintersten Ecke Richtung Sportplatz-Gelände dauert seit Tagen an, bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe gab es dazu noch keine offizielle Erklärung des Schulträgers. Die wichtigste Botschaft: Verletzt wurde bei dem Unglück niemand, in der Sporthalle befanden sich keine Menschen.
Von außen ist kaum etwas zu sehen, man muss schon genau hingucken, um zu erkennen, dass auch Teile der Umrandung des Flachdachs abgestürzt sind. Inzwischen ist das Loch abgedeckt, Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerkes (THW) haben eine Hilfskonstruktion errichtet und die Öffnung mit einer Plane abgedeckt, um die Sporthalle gegen äußere Einflüsse abzudichten. Dass die starken Regenfälle an den Tagen zuvor eine Unglücksursache gewesen sein könnten, will die Kreisverwaltung weder bestätigen noch eindeutig dementieren. Verwiesen wird auf die Bausachverständigen, auf Architekten, Ingenieure, Statiker und andere Experten, die zur eingehenden Untersuchung der Sachlage angetreten sind. Der Hochtaunuskreis verfügte am Morgen nach dem Teileinsturz umgehend die Sperrung des kompletten Gebäudekomplexes mit der Zwillingshalle. Alle Eingangsmöglichkeiten wurde mit Eisenketten abgesichert. Noch am gleichen Vormittag ging auch die Order raus, alle baugleichen Hallen im Kreis ebenfalls zu sperren, bis geklärt ist, ob bauliche Mängel Unglücksursache in Stierstadt waren. Das betrifft die Hallen der Erich-Kästner-Schule in Oberursel, der Gesamtschule am Gluckenstein in Bad Homburg und des Taunus-Gymnasiums in Königstein.
Die Schließung von insgesamt acht Sporthallen hat massive Auswirkungen auf den Sportbetrieb der Schulen und vor allem der Vereine, die ihre gerade nach langer Corona-Pause zurückerhaltenen Trainingsflächen wieder verloren haben. An der IGS muss Schulleiter Markus Herget den Hallensport umorganisieren, der Schule im Umbau fehlen die Hallen auch als Veranstaltungsort, etwa für die Verabschiedungsfeier einzelner Jahrgänge und für geplante Aktionswochen kurz vor den Sommerferien. An eine Freigabe vor der Sommerpause glaubt Herget nicht mehr.
Die Hallen der Erich-Kästner-Schule in Oberursel werden auch vom Gymnasium, der Feldbergschule und der Hochtaunusschule genutzt. Weil auch der Toilettentrakt zwischen den beiden Sporthallen von der Schließung betroffen ist, wurde auch der Außensportplatz zunächst abgeriegelt. Dort wurde aber bereits am Wochenende wieder trainiert, am Montag wurde ein schnell bestelltes Dixie-Klo für die Sportler aufgestellt. Ein kleiner Lichtblick. Auf den großen warten die Vereine noch, die Wiederöffnung der offensichtlich nicht beschädigten Hallen. Aber auch die Solidarität unter Vereinen und Schulen ist ein Lichtblick. So bekommen junge Handballer der TSG Oberursel, die in ihrer Vorbereitung auf die erstmalig erreichte Bundesliga-Qualifikationsrunde hart getroffen wurden, Ausweichmöglichkeiten in späten Abendstunden in den kleineren Sporthallen der Grundschule Mitte und der Hans-Thoma-Schule in Oberursel, in der Hochtaunushalle Bad Homburg sowie beim befreundeten Nachbarverein TG Bad Soden.