Über 300 Ausbildungsberufe bei 80 Firmen

Mittlere Reife und handwerkliches Geschick sind Voraussetzung, um beim „Blickfang Werbetechnik“ in Oberursel eine Ausbildung zu machen wie Azubi Yunus Dönmez und die beiden Meister Peter Rautenberg und Geschäftsführer Jan Peter Nowak (v. l.) informieren. Foto: fch

Oberursel (fch). Wie soll es für mich nach der Schule weitergehen? Eine Frage, die sich Jugendliche spätestens in der neunten oder zwölften Klasse stellen. Erst eine Ausbildung machen oder gleich auf eine weiterführende Schule wechseln? Welche Ausbildungsberufe gibt es überhaupt? Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen? In welchen Berufen werden duale Studienmöglichkeiten angeboten? Welche Möglichkeiten gibt es in den einzelnen Branchen, um sich zu qualifizieren und Karriere zu machen? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gab es an 80 Ständen auf der „12. Oberurseler Ausbildungstour“.

Die Mitarbeiter an den Ständen informierten die Schüler über mehr als 300 Ausbildungswege. Die Ausbildungstour fand erstmals zentral an den beiden größten berufsbildenden Schulen, der Hochtaunus- und der Feldbergschule statt. Den ganzen Tag über konnten sich Jugendliche bei Profis umfassend informieren, um dann vielleicht eine Entscheidung zu finden, wie ihr Weg in den Beruf aussehen kann. Hilfreich waren die Gespräche auch, um realistischer einschätzen zu können, welche Voraussetzungen die Schüler erfüllen müssen, um einen bestimmten Ausbildungsplatz zu erhalten.

„Die Ausbildungstour ist gut, um sich einen Überblick über die Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten zu verschaffen“, bilanzierte Shahram (19). Der Hochtaunusschüler ist trotz allem ernüchtert und frustriert. Er möchte gern eine Ausbildung im Bereich Marketingkommunikation machen. „Mir wurde gesagt, dass ein Abitur oder Fachabitur mit einem Notendurchschnitt von 2,0 Voraussetzung ist, um einen Ausbildungsplatz zu erhalten.“ Quereinsteigern gebe das auf der Messe vertretene Unternehmen keine Chance. „Ich habe einen Internetaccount mit 100 000 Followern. Ich bringe bereits das nötige Knowhow mit, doch das zählt nicht.“ Jetzt müsse er mit seinen Eltern reden, ob diese ihm einen weiteren Schulbesuch finanzieren, oder sich nach einem anderen Beruf umsehen.

Soraya Karawia macht gerade ihr Abitur mit wirtschaftlichem Schwerpunkt. Die 19-Jährige will Wirtschaftsinformatik studieren und hat sich spätere potentielle Arbeitgeber auf der Ausbildungsmesse angesehen. Unterschiedlich beurteilten die Aussteller das In-teresse der Schüler. „Viele waren sehr gut vorbereitet und haben gezielt bestimmte Aussteller aufgesucht“, lobte Nicole Morales vom Verband medizinischer Fachberufe am Stand der Landesärztekammer Hessen. Andere Aussteller sagten, dass deutlich zu merken war, dass viele Schüler morgens „zum Besuch der Messe verdonnert“ waren und ihr Pflichtprogramm absolvierten. „Ab 13 Uhr kamen mehr Schüler, die sich gezielt nach einem Praktikums- und Ausbildungsplatz erkundigt haben. Viele auch in Begleitung ihrer Eltern.“

Bei Human Resources Managerin Anita Schöpp von der WSAG Aviation Service Holding SE informierte sich eine bunt gemischte Gruppe über verschiedene Ausbildungsberufe. „Bei mir haben sich viele Schüler über Voraussetzungen für ein Jahrespraktikum oder einen Ausbildungsplatz in unserem Unternehmen informiert. Auch Arbeitssuchende kamen vorbei.“ Die Personalerin sucht Auszubildende für kaufmännische Berufe in den Bereichen Büromanagement, Personaldienstleistung und Luftverkehr sowie für ein duales Studium.

Zu den Schülern in Begleitung seiner Eltern gehörte an diesem Tag Valentino (16) aus Sulzbach. Er hat sich noch nicht entschieden, welchen beruflichen Weg er einmal einschlagen möchte. So informierte er sich über eine Ausbildung oder einen dualen Studiengang bei Polizei, Zoll und Bundeswehr, aber auch über einen in der Industrie, bei Banken und der Immobilienbranche.

Einen großen Ansturm an ihrem Stand verzeichneten Jan Peter Nowak, Meister und Geschäftsführer von „Blickfang Werbetechnik“. Der Oberurseler informierte gemeinsam mit seinem Auszubildenden Yunus Dönmez und Meister Peter Rautenberg in Gesprächen und mit Broschüren über den Beruf des Schilder- und Lichtreklameherstellers. Das Trio zeigte zudem, wie Beschriftungen auf Werbeträger wie Sportbeutel aufgebracht werden. „Für eine dreijährige Ausbildung bei uns sind handwerkliches Geschick und Mittlere Reife Voraussetzung.“

Andere Aussteller wie Schmiedemeister Dirk Velte sehen sich ihre späteren Auszubildenden zusätzlich zu den Zeugnissen und Abschlüssen genau während eines Praktikums an. Ist der Praktikant pünktlich? Ist er zuverlässig? Zeigt er Einsatz? Bringt er handwerkliches Geschick mit? Ist er an einer dauerhaften Tätigkeit im Ausbildungsberuf im Handwerk, in der Pflege, in der Verwaltung oder einer anderen Branche wirklich interessiert? Oder hat er, aus welchen Gründen auch immer, keinen Ausbildungsplatz in einem anderen Beruf gefunden? Erst, wenn Fragen wie diese geklärt sind, geben die Firmen den jungen Leuten die Möglichkeit, eine qualifizierte Ausbildung bei ihnen zu machen.

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