Der dritte Grenzstein für Bommersheim

Die Organisatoren stellen die gemeinsame Route vor: Winfried Schmidt, Manuela Wehrle, Oliver Lüdecke und Steffen Wolf (v. l.).Foto: bg

Oberursel (bg). Bei der Grenzwanderung durch das Bommersheimer Feld kam keine Langeweile auf. Es gab reichlich Informationen, und der dritte Grenzstein wurde gesetzt. Er markiert die Grenze zwischen Bommersheim und Kalbach.

Der Ortsbeirat Bommersheim hatte am letzten Samstag 2023 zur Grenzwanderung rund um das Bommersheimer Feld eingeladen. Das Interesse war groß, viele waren pünktlich zum Treffpunkt an der Reithalle gekommen. Nach der coronabedingten Pause war dies die erste Begehung, die der neue Ortsbeirat von Bommersheim mit Steffen Wolf an der Spitze durchführte. Das Gremium war bei den Kommunalwahlen 2021 gewählt worden. Zuvor hatte der Beirat Bommersheim, ein Gremium dem Vertreter aus Vereinen, den Kirchen und der Politik angehörten, sich für die Belange der Bommersheimer Bevölkerung eingesetzt. Er war 1979 vom Magistrat der Stadt Oberursel ins Leben gerufen werden. Der Ortsvorsteher freute sich, mehr als 40 Wanderer begrüßen zu können. Darunter auch den langjährigen Vorsitzenden des Beirats Bommersheim, Winfried Schmidt, der die Tradition, die Gemarkungsgrenzen von Bommersheim zwischen den Jahren zu erkunden, gemeinsam mit Georg Braun in Gang gesetzt hatte.

Die Gesamtfläche von Bommersheim beträgt rund 761 Hektar, dazu gehört auch ein stattliches Waldgebiet von fast 150 Hektar. Von der „Kaiserin-Friedrich-Brücke“, an der Kanonenstraße gelegen, zieht es sich über die „Alten Höfe“ bis etwa zur „Weißen Mauer“. Die „Schöne Aussicht“ in der Nähe des alten Steinbruchs, wo in früheren Zeiten der Taunusquarzit gewonnen worden war, ist mit 563 Metern der höchste Punkt des Bommersheimer Waldgebiets, zu dem auch die Hünerburgwiesen gehören.

2015 wurde ein erster Grenzstein aufgestellt, am nördlichsten Punkt der Gemarkung. Sie verläuft entlang der A661 fast bis zur „Alten Leipziger“. An der Gemarkungsgrenze zu Weißkirchen, am markanten Röhrensystem bei der U-Bahnhaltstelle Weißkirchen, wurde 2017 ein zweiter Grenzstein aufgestellt. Er trägt eine Messingplatte mit dem Bommersheimer Wappen und der Inschrift „Grenzgang des Beirats Bommersheim 2017“. Gestiftet wurde er vom Bommersheimer Winzer und Landwirt Hans-Peter Klein. Dieser hatte sich auch 2023 in die Schar der Grenzwanderer eingereiht. Denn er wollte bei der Setzung des dritten Grenzsteins nicht fehlen.

Nach den vielen grauen Regentagen lachte die Sonne vom Himmel, als die große Gruppe sich vorbei am neu gestalteten Sportgelände auf den Weg machte. Die Fußballer des SV Bommersheim haben durch die Drehung des alten Platzes neue Trainingsflächen dazugewonnen. Neben dem Fußballplatz steht ihnen jetzt ein Kunstrasenplatz und auch ein kleines Soccerfeld zur Verfügung. An der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich der neu angelegte Beachvolleyball-Platz des TV Bommersheim. Hinter dem Gelände sollen noch weitere Freizeitangebote wie ein Bolzplatz entstehen, berichtete Wolf.

Der nächste Stopp erfolgte in der verlängerten Wallstraße am Gemeinschaftsgarten. Aus dem verwilderten Grundstück haben engagierte Gärtner ein gepflegtes Gartengrundstück geschaffen, bereits eine Hütte errichtet und gerade den Baumschnitt erledigt. Die Idee dazu stammt vom Sozialraumprojekt Bommersheim der Caritas, das auch von den Kirchengemeinden in Bommersheim unterstützt wird. Dort wurden schon einige Gemeinschaftsgottesdienste gefeiert.

Am Umspannwerk vorbei lief die Gruppe an der U-Bahn entlang nach Weißkirchen bis zum Grenzstein und bog dort nach links auf die alte Weinstraße ab. Landwirt Klein, der das Bommersheimer Feld wie seine Westentasche kennt, erzählte, dass die Bezeichnung „Weinstraße“ nichts mit Wein zu tun habe, sondern von „Wehe“ als Weg komme. Weißkirchen ragt an dieser Stelle noch einige 100 Meter ins Bommersheimer Gebiet. Am alten Wegkreuz von 1519 bogen die Wanderer nach rechts ab. Der Stein steht an der Kreuzung zweier alter Wege, der alten Weinstraße und dem Kalbacher Hauptweg. Kurz vor der Autobahn konnte man das Areal, auf dem das geplante Umspannwerk sich ausbreiten soll, gut in Augenschein nehmen. Ausgerechnet das Bommersheimer Feld mit seinen fruchtbaren Ackerböden dafür vorzusehen, war bei der Wanderung ein großes Thema. Schließlich handele es sich laut Betreiber um einen Flächenbedarf von 20 Hektar. Das sehen gerade die Landwirte sehr kritisch und berichteten von neuen Techniken, mit denen es möglich sei, den Flächenbedarf erheblich zu reduzieren. Wie immer sei das aber alles eine Frage der Kosten. Weiteres Thema bei der Grenzwanderung waren auch verbal unschöne Begegnungen zwischen Fahrern von landwirtschaftlichen Fahrzeugen, die im Arbeitseinsatz auf den Wirtschaftswegen unterwegs sind, und sportiven Bikern. Mancher von ihnen sei wohl der Meinung, sich auf einem Fahrradschnellweg zu befinden.

Die Gruppe zog weiter vorbei am Hubertuswäldchen Richtung Autobahn bis zur Unterführung nach Kalbach. Dort stand nicht zu übersehen der Planwagen der Bommersheimer Kerbeburschen, den Andre Pohlmann dorthin gefahren hatte. Seitlich neben der Unterführung war der dritte Grenzstein in die Erde eingelassen, noch rau und ohne Messingplatte. Sie wird demnächst angebracht.

Bei dem anhaltenden schlechten Wetter und vielen Regentagen war die Arbeitsgruppe mächtig in Zeitdruck geraten. Jäger Dominik Stähler, Lorenz Hieronymi und weitere Jagdfreunde hatten den großen Basaltbrocken aus dem ehemaligen Bommersheimer Steinbruch, dem jetzigen Wildschutzgebiet Hubertuswäldchen, gewonnen. Vor 15 Millionen Jahren als der größte europäische Vulkan, der Vogelsberg, ausgebrochen war, erreichten Ausläufer der gewaltigen Lavaströme die Bommersheimer Gemarkung und erkalteten im Lauf der Millionen Jahre. Über viele Jahrhunderte nutzten die Bommersheimer den Steinbruch und gewannen daraus ihr Baumaterial für den Bau der Burg, der Kirche und vieler alter Gebäude im Ortskern.

Wolf bedankte sich bei den Jagdfreunden, die mit viel „Man-Power“ den großen Basaltstein herbeigeschafft und aufgestellt hatten. Anstelle einer Sekttaufe gab es einen kleinen Umtrunk. Aber im Bommersheimer Feld wird nicht nur Landwirtschaft betrieben, auch die Jäger sind jedes Jahr im Einsatz, damit die Hasenpopulation nicht überhandnimmt. Auch Rebhühner sind hier wieder zu Hause, wusste Stähler zu berichten. Wer wollte, konnte sich anschließend bequem mit dem Planwagen zur Reithalle kutschieren lassen, der Rest der Truppe machte sich zu Fuß auf den Weg zurück. In der Reithalle wurden die Grenzwanderer von Bernd Frey und seinem Team freundlich empfangen. Sie hatten eine kräftige Linsensuppe vorbereitet und so für einen geselligen Ausklang der Grenzwanderung gesorgt.

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