Wenn die Ökumene im Notfall zusammensteht – Kitaleitungen reagieren auf Schimmelbefall prompt mit Übergangslösung

Anfang März konnten die feingereinigten Räume in der Kita St. Vitus wieder bezogen werden.

Fotos: Muth-Ziebe

Oberhöchstadt (hmz) – Was in einem nicht vorhersehbaren Notfall möglich ist, haben die Leitungen der beiden Kitas von St. Vitus in Oberhöchstadt und der Markus Gemeinde Schönberg („Rappelkiste“) sehr eindrücklich gezeigt. „Das war Ökumene, wie sie in ihrem tieferen Sinne nicht besser hätte gelebt werden können und eine äußerst willkommene Hilfe, die gerade in unserer heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich ist“, so Carola Murmann, die Trägerbeauftragte der Kindertagesstätten in der Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus. Zusammen mit der Leiterin der katholischen Kita St. Vitus, Katarina Wisker, rekapituliert sie die Ereignisse vom November letzten Jahres, deren Nachwehen bis jetzt spürbar sind. Die anhaltenden Regenfälle im letzten Jahr waren wohl ursächlich dafür, dass im angegliederten Hort das Wasser die Decke herunterlief, und hat sich das Regenwasser erst einmal im Haus festgesetzt, lassen Folgeschäden nicht mehr lange auf sich warten. Die Kita, die im Jahr 1971 erbaut worden ist, hat innenliegende Regenfallrohre, aus denen das Wasser langsam aber stetig in das Mauerwerk eingesickert war und unerkannt hinter der Tapete für einen flächendeckenden Schimmelbefall sorgte. „Da war guter Rat gefragt und uns war klar, dass wir sehr schnell handeln und eine Übergangslösung finden mussten. Wir wollten keine Gesundheitsgefährdung riskieren und haben uns sofort um eine professionelle Schimmelentfernung bemüht.“ Drei Betreuungsräume und Teile der Küche waren massiv betroffen, das Gesundheitsamt wurde umgehend informiert. Die Kinder und das Team mussten so schnell es ging die betroffenen Räume verlassen, diese mussten geschlossen und die drei Gruppen anderweitig untergebracht werden. „Die Hortkinder konnten ins Gemeindehaus von St. Vitus ausweichen, nur die Krabbelgruppe musste zunächst noch im Flur hinter der Baustelle betreut werden“, erinnert sich Katarina Wisker. Als die Leiterin der evangelischen Kita „Rappelkiste“, Cinzia Belfiore, von dem Notfall hörte, zögerte sie nicht lange und bot spontan die beiden leerstehenden Räume in ihrer Kita, die derzeit aufgrund des Mangels an Erziehenden nicht genutzt werden, an. Dieser idealen Ausweichoption stimmte auch die Markusgemeinde in einem kurzen und unbürokratischem Telefonat umgehend zu – eine großartige Erleichterung am Freitag vor Weihnachten.

Volles Haus

„Innerhalb von zwei Stunden hat das Team der „Rappelkiste“ alles zusammengestellt, was dringend notwendig war. Betten, Spielzeug und Staumöglichkeiten, damit der Neustart nach der Weihnachtsschließzeit im neuen Jahr glücken konnte. Das Haus war jetzt voll“, erzählt Katarina Wisker. „Zumindest das Raumproblem war damit gelöst, aber die Kinder waren auf zwei Häuser aufgeteilt. Für die Kinder, die Eltern und das Team war das eine enorm belastende Situation und auch eine logistische Herausforderung,“ ergänzt Carola Murmann mit großem Respekt vor der „Herkulesaufgabe, die Katarina Wisker geleistet hat. In ihren Händen lag während der beiden schwierigen Überbrückungsmonate die gesamte Organisation und Koordination.“

Bei einigen Kindern musste der Hol- und Bringservice vorübergehend mit einem Taxi gemeistert werden, weil die Eltern nur schlecht die Zeiten koordinieren konnten. „Wir haben seitens der Eltern viel Verständnis erfahren und die notwendige Unterstützung erhalten, anderes wäre es auch gar nicht gegangen“, betont Katarina Wisker. Obwohl eine bekannte Fachfirma umgehend vor Ort und mit der intensiven Feinreinigung und anschließenden Teilrenovierung sehr schnell war, hat es seine Zeit gebraucht, bis jedes einzelne Möbelstück, Textilien, Spielzeug und vieles mehr gereinigt waren. Die Schimmelsporen sind hartnäckig und so konnte nicht alles erhalten werden. Ein unerwartetes Entgegenkommen kam vom Caterer aus Offenbach, der regelmäßig das Essen in der katholischen Kindertagesstätte anliefert. Durch die getrennte Unterbringung hatte er längere und doppelte Fahrtwege gehabt. „Die damit verbundenen höheren Kosten hat er uns nicht berechnet, das war ebenfalls ein Glücksfall für uns. Auch hier hat sich gezeigt, dass Menschen bereit sind, im Notfall zu helfen“, so Katarina Wisker.

Zwei Konzepte

„Die Herzlichkeit, mit der die Kinder und das Team in der Kita „Rappelkiste“ aufgenommen worden sind, sowie die warmherzige „Gastfreundschaft“ bleiben in bester Erinnerung. Sie haben das Notwenige getan - nämlich buchstäblich die Not gewendet“, so Carola Murmann. Auch die gute Zusammenarbeit der 13 Kronberger Kitas innerhalb der Leitungsrunden habe sich in diesem Notfall deutlich gezeigt, ebenso in der sehr schnellen trägerübergreifenden unbürokratischen Zusammenarbeit ohne formale Bedingungen. „Die beiden Kitas waren nicht nur unter einem Dach, sondern mit großer Selbstverständlichkeit ist ein tolles Miteinander entstanden, das zwar aus der Not geboren war, aber bei dem sich gezeigt hat, wie sich zwei sehr unterschiedliche pädagogische Konzepte harmonisch ineinandergefügt haben.“ Trotz dieser Erschwernisse sei während des gesamten Zeitraums eine gute Arbeit geleistet worden, darauf dürfe nicht nur Katarina Wisker, sondern auch ihre Kollegin Cinzia Belfiore stolz sein. „Es war eine für beide Seiten bereichernde Zeit, sodass wir uns fast schon eine Verlängerung aufgrund dieser freundschaftlichen und gegenseitig wertschätzenden Zusammenarbeit gewünscht haben,“ so die Kita-Leiterin von St. Vitus.

Mammutaufgabe

Und es gab noch eine weitere große unbürokratische Unterstützung: Britta Markloff, stellvertretende Fachbereichsleitung Soziales, Kultur & Bildung der Stadt Kronberg, hat von städtischer Seite ihr Möglichstes getan und dabei stets ihre Hilfe angeboten.

„Trotz dieser vielen positiven Erfahrungen waren wir am Ende alle froh, nach der gründlichen Feinreinigung wieder in unsere Räume einziehen zu können, nachdem der Sachverständige des Gesundheitsamts Hochtaunus die Freigabe zum Wiederbezug erteilt hatte.“ 80 Kinder und 13 Mitarbeitende sowie eine Küchenkraft konnten ihren gewohnten Betrieb wieder aufnehmen. Das war Anfang März. Nichts deutet mehr darauf hin, wie es noch vor kurzer Zeit in der Kita St. Vitus ausgesehen hat. Katarina Wisker, die selbst zwei Kinder in der Einrichtung hat, und ihr Team können – wieder – aufatmen. Gemeinsam mit Carola Murmann schauen alle erleichtert aber vor allem dankbar auf diese Zeit zurück, die neben allen Herausforderungen von so viel Zugewandtheit, Miteinander, Verständnis und Unterstützung geprägt war. Im Sommer wird wohl ein wenig gefeiert, Grund genug dazu gibt es allemal.

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