Kronberg (aks) – Voller Freude kündigte Andrea Poerschke, die Vorsitzende des Vereins Aktives Kronberg, „The Allstars of Gipsy“ an, die das Feuer der Musik der berühmten „Gipsy-Kings“ neu entfachten und damit die Tradition ihrer Väter kraftvoll am Leben erhielten. Die fünf Musiker sind alle eine große Familie, irgendwie ist jeder mit jedem verwandt oder schon jahrzehntelang befreundet. Schon bei den ersten virtuosen Gitarrenklängen schnellten viele Handys hoch, um diese mitreißend feurige Musik in Bildern und Tönen einzufangen. Füße wippten, Finger trommelten und Hände klatschten im Takt – wobei das mit dem Takt gar nicht so einfach war, denn der schwoll schnell zu einem rasanten Rhythmus an, der alle in den Heiligen Hallen von Sankt Johann mit dem Flamenco-Fieber ansteckte. Mario Régis, der schon mit 14 Jahren als Sohn des Sologitarristen der Gipsy-Kings, Bik Régis, durch die USA tourte, sorgte mit dem Cajón-Spieler Andrés Huertas und den anderen drei Gitarren-Virtuosen Titi Reyes, Sohn von Patchai Reyes, Originalsänger der Gipsy Kings, Felipe Sauvageon und Angel Huertas dafür, dass die musikalischen Funken flogen. Als Vorbild gilt ihnen bis heute der weltberühmte Flamenco-Gitarrist Manitas de Plata.
Bereits im September 2022 heizten sie in Kronberg im Casals Forum ein, das damals eröffnet wurde, und begeisterten die Besucherinnen und Besucher für ihre Musik. Die Verbindung zu Pablo Casals liegt im gemeinsamen Herkunftsland Katalonien.
Wolken und Regen waren wie weggeblasen beim Andalusien-Sound, klangstark vertreten durch Angel Huertas, Sänger und Gitarrist, der den Flamenco in die Wiege gelegt bekam. Ein Hauch von Leidenschaft fegte jeden trüben Gedanken weg und Sommerlaune machte sich breit. Eine Liebeserklärung an Brigitte Bardot, „todo me parece un soño“, gehörte ebenso zum Programm wie ein Geburtstags-Ständchen für Marios Freund, Franck, der zum Konzert von Nancy nach Kronberg gereist war. Das war Lebenslust pur: „para vivir la vida“. Titi Reyes ermutigte mit „I did it my way“ auf Spanisch „A mi maneira” das eigene Leben bestmöglich zu führen. Maurische Weisen mit vielen klanglichen Schnörkeln stimmten ebenso besinnlich wie Mario Régis klassische Interpretation des „Concierto de Aranjuez“ von Rodrigo, eine Herausforderung für jeden Gitarrren-Virtuosen. „Ich bin stolz, heute Abend hier zu sein, weil ich sie (alle) liebe“, spontan greift sich Mario ans Herz und der tosende Applaus beweist, dass diese Liebe von seinem kunterbunt gemischten Publikum erwidert wird. Als wahre Weltenbürger, die die Schönheit der „Musique Gitane“, der „Sinti-Roma-Musik“ in hinreißenden Konzerten vermitteln, in denen jeder Ton wie ein Funke überspringt und die leidenschaftlichen Vibrato-Gesänge Schmerz und Leid Ausdruck verleihen – zum Weinen schön. Von allen fünf Musikern geht eine unbändige Kraft aus, die in echter Flamenco-Tradition, begleitet von flirrenden Gitarren in Höllentempo gespielt, spürbar eine Gluthitze verbreitet, der sich niemand entziehen kann. „Voyage“ der Gypsy Kings tröpfelt, wohldosiert, weiteres Öl ins Feuer, das Publikum ruft lautstark „Olé“ – ja, das ist Musik, die das Feuer in den Herzen entfacht und in die Beine geht.
Fetzige Ohrwürmer
Bei den fetzigen Ohrwürmern „Bambolero“ und „Volare“ gibt es kein Halten mehr – die Zuschauer springen von den Kirchenbänken und tanzen zu dieser herrlichen Musik vor dem Altar – vor allem die Frauen! So viel Leben und Tanz war selten in Sankt Johann. Zum Schluss tosender Applaus und Standing Ovations. Die musikalischen Schockwellen haben auch Andrea Poerschke erfasst, die atemlos den Ausnahme-Musikern dankte:
„Sowas hat es in der Johannis-Kirche noch nie gegeben. Ein Leben ohne Musik, ohne Leidenschaft und ohne Liebe – unvorstellbar!“ Das hat diese „noche caliente“, dieser „heiße“ Sommerabend, aufs Schönste bewiesen: „Viva la vida“!
Die fünf Musiker sind alle eine große Familie, „The Allstars of Gipsy“ begeisterten das Publikum in St. Johann.
Foto: Sura