Kronberg (kb) – Vom 23. März bis 28. Mai präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt Videokunst von Elizabeth Price. Die Turner-Preisträgerin komponiert Bild, Text und Sound zu Rauminstallationen, die kulturelle und sozio-politische Begebenheiten neu inszenieren und wenig beachtete Geschichten in den Fokus nehmen. Die große Einzelausstellung vereint neue und erstmals in Deutschland gezeigte Werke der Künstlerin. Die Schirn zeigt zwei raumgreifende Installationen mit je zwei korrespondierenden Videoarbeiten, zudem vier Videovorträge, die Einblicke in den Arbeitsprozess der Künstlerin geben.
Prices Bewegtbild-Arbeiten liegt eine konzeptuelle Arbeitsweise zugrunde. Jedes ihrer Videos basiert auf akribischer Recherche, auf der umfassenden Sichtung von Archiven und Materialsammlungen. Aus Kunstgegenständen und Dokumenten von historischen Ereignissen entwickelt sie im Zuge ihrer digitalen Aneignung neue Erzählungen. Eine wesentliche Rolle spielt das Klangerlebnis im Raum. Über die akustische Atmosphäre eines technisch-synthetischen Voice-Overs entsteht die sicht- und hörbare Erzählung. Ein wiederkehrendes Thema ist die durch die Digitalisierung veränderte, hierarchische Arbeitswelt, insbesondere die Zunahme von Informationsarbeit, Bürotätigkeit und Verwaltung. Prices Videos werfen Fragen zu Macht, Geschlecht, Wert und Sprache auf und verorten sie im geteilten Raum von Technologie und Kultur.
Dr. Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, betont: „Elizabeth Prices künstlerische Arbeit richtet den Blick auf das Kleingedruckte des Informationszeitalters. Mit ihren aufwendigen Bewegtbild-Filmen hinterfragt die Künstlerin die Logik der linearen Erzählung sowie tradierte Ordnungs- und Bewertungssysteme von Arbeit, Geschlecht, Macht und gesellschaftlicher Sichtbarkeit. Price geht es um die Relektüre von Daten, die Beobachtung von Randnotizen und Sekundärinformation. Durch ihr spezifisches Verfahren einer digitalen Dekonstruktion und Neuerzählung ermöglichen ihre Videos vielstimmige neue Perspektiven auf gesellschaftliche Strukturen.“
Elizabeth Price, geboren im Jahr 1966 in Bradford, Yorkshire, studierte am Royal College of Art, London und an der Leeds University. Heute lebt und arbeitet sie in London. Ihre Arbeiten waren international in wichtigen Gruppenausstellungen zu sehen. Einzelausstellungen fanden zuletzt unter anderem bei Artangel, London, in der Tate Britain, London, im Chicago Institute of Art, der Julia-Stoschek-Stiftung, Düsseldorf, der Index-Galerie, Stockholm, dem Musée d’art Contemporain, Montreal, dem Centro de Arte Dos de Mayo, Madrid, der Gallery of Modern Art, Glasgow sowie der Hunterian Gallery Glasgow und Panel, Edinburgh statt. Price wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2012 mit dem Turner Prize und 2013 mit dem Contemporary Art Society Annual Award. Sie ist derzeit als Professorin für Film und Fotografie an der School of Art der Kingston University, UK tätig.