Ein Mann, der Spuren hinterlassen hat – SPD Kronberg trauert um Wolfgang Schön

Der Sozialdemokrat Wolfgang Schön beeinflusste die Stadtentwicklung Kronbergs nachhaltig.Foto: privat

Kronberg (kb) – Wolfgang Schön, seit 1959 Mitglied in der SPD, ist in der vergangenen Woche in seinem 93. Lebensjahr verstorben. Bis Anfang der 1970er Jahre gehörte Schön zu den prägenden Persönlichkeiten der Kronberger Sozialdemokraten. Im Jahr 1961 als Nachrücker in die Stadtverordnetenversammlung gekommen, übernahm er ab dem Jahr 1964 in der damals noch vierjährigen Wahlzeit den Fraktionsvorsitz, ehe er ab dem Jahr 1968 bis zur Gebietsreform im Jahr 1972 dem Magistrat angehörte.

Wolfgang Schön wurde am 25. Oktober 1931 in Frankfurt am Main geboren. Er war jedoch – darauf legte er immer Wert – ein „echter Kronberger Bub“, der in einem gewerkschaftlich geprägten Elternhaus im Tal aufwuchs. Sein juristisches Studium ab dem Jahr 1952 musste er durch Ferienarbeit finanzieren. Im Jahr 1957 machte er sein erstes, 1961 sein zweites juristisches Staatsexamen.

Sein Eintritt in die Kronberger Politik begann er mit einem Paukenschlag. Noch im Referendariat beim Oberlandesgericht bereitete er eine Klage der SPD-Fraktion gegen die Stadtverordnetenversammlung in Kronberg vor, da die bürgerlichen Fraktionen in einer konzertierten Aktion der damals stärksten Fraktion, der SPD, durch Verfahrenskniffe im Magistrat und den Ausschüssen je einen Sitz wegnahmen. Der Prozess im Namen des damaligen Fraktionsvorsitzenden Hans Hill wurde in erster Instanz gewonnen. Da durch den Wegzug von Hill bei der Berufung eine Niederlage aus verfahrenstechnischen Gründen drohte, beendete Schön durch einen Vergleich das Verfahren, bei dem die SPD wieder einen zusätzlichen Sitz erhielt. Dieser erfolgreiche Prozess hat seinen weiteren beruflichen Weg beeinflusst. Denn nach seinem zweiten Staatsexamen begann er seine berufliche Laufbahn beim Regierungspräsidium in Wiesbaden und landete nach einer kurzen Abordnung zum damaligen Kreis Usingen im Jahr 1963 in der Kommunalabteilung im Innenministerium. Im Jahr 1966 holte ihn der damalige Landrat Werner Herr (SPD) zum Landkreis Obertaunus, um dort die Rechtsabteilung aufzubauen. Diese leitet Schön ab dem Jahr 1979 unter drei CDU-Landräten (Henning von Storch, Klaus-Peter Jürgens, Jürgen Banzer) bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1993.

Doch zurück zu seiner politischen Biografie in Kronberg: Im Jahr 1961 rückte Wolfgang Schön für Karl Hauser, einen verdienten „ IG-Metaller“, in die SPD-Stadtverordnetenfraktion nach. Nach der erfolgreichen Kommunalwahl im Jahr 1964 – die SPD gewann zwei zusätzliche Mandate und stellte nun neun von 19 Mandatsträgern – wurde er mit 33 Jahren Fraktionsvorsitzender. Nach dem Rücktritt des damaligen Bürgermeisters Günter Jacobi, war Wolfgang Schön maßgeblich daran beteiligt, Ernst Winterberg, den damaligen Geschäftsführer der Frankfurter Saalbau GmbH, mit der widerstrebenden Zustimmung des Frankfurter Oberbürgermeisters Willi Brundert als neuen Bürgermeister nach Kronberg zu holen. Nach der Kommunalwahl im Jahr 1968 holte der neue Bürgermeister dann Schön als Mitstreiter in den Magistrat, dem er bis zur Gebietsreform und der Vereinigung von Kronberg, Schönberg und Oberhöchstadt im Jahr 1972 angehörte.

Das größte politische Projekt Schöns als Fraktionsvorsitzender war ab dem Jahr 1966 der Bau von Altenwohnungen in direkter Nähe des damaligen Krankenhauses und heutigen Kaiserin-Friedrich-Hauses. Er hatte das gut funktionierende Sozialsystem und die Altenbetreuung bei einer Reise nach Dänemark kennengelernt und das Projekt gemeinsam mit seiner Mitstreiterin Christa Jaenisch und seinem Mitstreiter Franz Fritsch (einem früheren FDP-Mann) vorangetrieben. Aber auch an anderer Stelle sorgte er für nachhaltige Wirkung. So hatte er frühzeitig von der Verkaufsabsicht der Receptur durch das Land Hessen (Forstverwaltung) erfahren und durch entsprechende Hinweise den Ankauf durch die Stadt Kronberg in die Wege geleitet. Er sorgte mit dafür, dass am Roten Hang keine Luxusvillen entstanden, sondern die im Bauhausstil gestalteten Häuser und er setzte sich mit Nachdruck dafür ein, dass im Baugebiet Kronberg-Süd (heute Schmiedeberger Straße) auch Geschosswohnungsbau möglich wurde, wodurch eine angemessene Mixtur aus Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern entstand. Nach seiner Pensionierung gründete er mit Josef Eberhardt die AG 60plus in Kronberg, die in einem generationenübergreifenden Projekt mit der damaligen Juso AG die Streuobstwiese „Am Tries“ anlegte. Nicht vergessen werden soll seine vor ihm verstorbene Frau Edith, die für die SPD seit dem Jahr 1972 für 16 Jahre im Kreistag des Hochtaunuskreises wirkte und die SPD 18 Jahre im Landeswohlfahrtsverband vertrat.

„Die SPD Kronberg verliert mit Wolfgang Schön einen gestandenen Sozialdemokraten, der auch nach seinem beruflichen Aufstieg seine Herkunft nie vergessen hat. Viele in Kronberg heute als selbstverständlich geltende Einrichtungen, wie das Ernst-Winterberg-Haus oder die Receptur, verdankt unsere Stadt maßgeblich dem Wirken von Wolfgang Schön. Und mit dem Wohngebiet in der heutigen Schmiedeberger Straße hat Schön bereits in den 1960er Jahren städtebauliche Maßstäbe gesetzt. Wir sind ihm dankbar, dass er unsere Arbeit bis ins hohe Alter mit seinen prägnanten und klaren Analysen zur örtlichen Politik begleitet hat“, erklären der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Thomas Kämpfer und der aktuelle Fraktionsvorsitzende Wolfgang Haas übereinstimmend.



X