Hanna Feldmann – Vereine und Stadt setzen dem Kronberger Original ein Denkmal

Kronberg (hmz) – Hätte Hanna Feldmann noch zu Lebzeiten diese Würdigung erfahren, hätte sie sicher mit der Frage: „Kinners, muss das denn sein?“ suffisant, wie es des Öfteren ihre Art war, gespöttelt. Es musste sein, darüber gab es bei den Gästen, die anlässlich ihres 100. Geburtstags auf dem kleinen Platz vor der Burg, der künftig ihren Namen tragen wird, zusammengekommen sind, keinerlei Zweifel. Mit der Enthüllung einer Büste und der Eröffnung der Sonderausstellung zu ihrem Wirken im Museum für Stadtgeschichte wurde postum eine Frau geehrt, die Lokalkolorit, Lokalgeschichte und aktuelles Lokalgeschehen pointiert und unverblümt mit ihrer Vorliebe für die Mundart wie kein anderer verschmelzen konnte. „Mundart is wie e Stücksche von Dahaam“ –mit diesen wenigen Worten fasste sie ihre Zugehörigkeit, Identität und die Liebe zu ihrer Heimatstadt zusammen. Hanna Feldmann trug das Herz auf der Zunge, nahm kein Blatt vor den Mund und hatte zu allem eine Meinung, die durchaus unbequem sein konnte. Am 23. Oktober 2003 ist sie kurz von ihrem 80. Geburtstag verstoben, noch kurz davor sind ihr die Ehrenbürgerrechte ihrer Heimatstadt verliehen worden. Damit reiht sie sich in die Reihe der vor und nach ihr so geehrten Heimatforscher und Lokalhistoriker ein.

Bürgermeister Christoph König betonte, dass es in Kronberg bislang nur ein wirkliches Denkmal, nämlich das von Anton Burger am Schillerweiher, gebe. „Mit der Büste von Hanna Feldmann gibt es ein zweites, zudem hat sie einen eigenen Platz und eine Stele, gestellt vom Altstadtkreis, auf der ihre Verdienste um die Stadt nachzulesen sind.“ Das hat bislang noch niemand geschafft.

Die Mitglieder der 1. Kronberger Laienspielschar sowie die des Vereins für Geschichte waren die Initiatoren dieser Ehrung für ihr Gründungsmitglied beziehungsweise ihre langjährige Vorsitzende Hanna Feldmann. Ihre Großnichte, Annette Reinhardt, und die Schriftführerin des Geschichtsvereins, Simone Gottschalk, haben sich im Vorfeld mit sehr viel Engagement und Überzeugungskraft für die Verwirklichung dieses Standorts eingesetzt, der in einem engen Zusammenhang mit der Lebensgeschichte der so Geehrten zusammenhängt. Der erste Vorsitzende des Geschichtsvereins, Rolf Gilgen, gab eine Anekdote zum Besten: „Zu den Vorbereitungen einer Ausstellung in der Receptur anlässlich des 600-jährigen Jubiläums der Cronberger Schützen-Gesellschaft wirkte sie schon früh aktiv mit und stellte uns Unterlagen zur Verfügung. Mit der damaligen Stadtarchivarin Dr. Jung saßen wir wegen der Konzeption zusammen. Hanna holte alte Schriftstücke und Dokumente aus ihrer Tasche. Hanna hatte sämtliche Unterlagen fein säuberlich und gelocht wohl in einem Ordner abgelegt. Da war zum Beispiel ein größeres Plakat, mehrfach gefaltet und mit etwa 20 Löchern versehen.“

Viele ehemalige Weggefährten erinnerten mit ihren Vorträgen an die große Zeit dieses Kronberger Originals. Allen voran der Chor der Laienspielschar, der zusammen mit dem „Burgtrio“ (Helmut Ebner, Klaus Temmen und Karl Herrmann) den musikalischen Rahmen gestaltete. Da war das „Handkäslied“ gesetzt. Viele der Anwesenden haben sich an die sehr erfolgreichen Auftritte des Trios in der Receptur erinnert. Intoniert natürlich auch Kronbergs Hymne: „Kronberg mei Alles“. Einige der Gedichte von Hanna Feldmann wurden seinerzeit in Liedform gebracht und von Agnes Gottschalk arrangiert und dirigiert.

Hanna Feldmann war eine der ersten Frauen, die für den „Kappenklub“ auf der Bühne stand und sie wurde dessen erste Ehrensenatorin. Ihre Büttenreden waren legendär, sie hielt mit nichts hinter dem Berg und was sich umständlich auf Hochdeutsch nicht sagen ließ, in Mundart ging es direkt und unumwunden. Anni Held und Irmgard Bettenbühl erinnerten an diese Zeit und Annette Reinhardt setzte in memoriam mit „Der Weißen Dame von der Burg Kronberg“ aus der Feder ihrer Tante noch eins drauf. Die anwesenden Familienmitglieder hatten sichtlich Spaß an dem Programm, das nur einige wenige Facetten der unermüdlichen Schaffenskraft einer bemerkenswerten Frau wiedergeben konnte.

Als Autorin vieler Gedichte, Theaterstücke, Glossen und Bücher, mit Beiträgen in den lokalen Printmedien (der Kronberger Bote berichtete mehrfach ausführlich) wurde sie weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt. Der Geschichtsverein, Altstadtkreis, Vereinsring und der Verkehrsverein profitierten von ihrem umfassenden Wissen über die Heimatgeschichte, die sie bei vielen Stadtführungen weitergegeben hat. Ihr Herz schlug auch für die Kronberger Burg, sie setzte sich vehement für die Verwirklichung eines Stadtmuseum an der Burg ein und schon aus diesem Grund könnte der Standort für ihre Büste, die das Künstlerehepaar Ilona und Karl Barth geschaffen hat, nicht besser gewählt sein.

Im Jahr 1973 erschien ihr Buch „E Johr dehaam“, die Laienspielschar verfügt über einige Reprints, die für fünf Euro direkt beim Verein erworben werden können. Ein kleines Lesevergnügen „un Kinners, es muss sein“.

Feierliche Enthüllung der Büste von Hanna Feldmann. V.l.n.r. Annette Reinhardt, Bürgermeister König und rechts das Ehepaar Lydia und Rolf Gilgen. Fotos: Muth-Ziebe

Freunde, Familie, Gäste und Weggefährten nahmen an dem kleinen Festakt teil.

Im Vordergrund die Vorsitzende der 1. Kronberger Laienspielschar, Annette Reinhardt

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