Musik liegt in der Luft – Spatenstich für einzigartigen Kammermusiksaal

Der symbolische erste Spatenstich für das Casals Forum, v.l.n.r.: Hanns Ziegler (Staab Architekten), Tabea Zimmermann (Lehrende der Kronberg Academy), Landrat Ulrich Krebs, Christian Tetzlaff (Lehrender der Kronberg Academy), Präsident und Gründer der Kronberg Academy Raimund Trenkler, Sir András Schiff (Künstlerischer Beirat der Kronberg Academy), Boris Rhein (Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst), Marta Casals Istomin (Künstlerischer Beirat der Kronberg Academy), Jürgen Fitschen (Vorsitzender des Kuratoriums der Kronberg Academy), Frans Helmerson (Lehrender der Kronberg Academy), Bürgermeister Klaus Temmen, Martin Eifler (Leiter des Referats Musik und Darstellende Kunst der Bundesregierung) Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – 550 Zuhörer wird der Kammermusiksaal am Bahnhof fassen können und wird in Form und Größe einzigartig in Europa sein. Zum feierlichen Spatenstich luden die Kronberg Academy und ihr Präsident und Gründer, Raimund Trenkler, 550 Gäste auf das Baufeld am Bahnhof ein. Vor dem Hang, neben Baggern und hoch aufgetürmten Erdhügeln, spielten die Jungen Solisten der Kronberg Academy – den Bauhelm auf dem Kopf – Paul Hindemith vor dieser illustren Kulisse. Der Geschäftsführer der Contraco GmbH, Daniel Rinck, der für das Hotelprojekt am Bahnhof verantwortlich zeichnet, schickte aus der Luft einen Gruß. Der leidenschaftliche Hobbypilot kreiste über die Gästeschar, ein Banner hinterher ziehend mit der Aufschrift: „Musik liegt in der Luft“.

Auch Großes fängt mal klein an

Mit den Worten „Auch Großes fängt mal klein an...“ hatte die Academy selbst ihr Programm, das auf den Stehtischen auslag, betitelt. Dass alles anfing, ist nun beinahe 25 Jahre her und die Redner waren sich einig, dass die Kronberg Academy schon lange ein Aushängeschild für Musiker auf der ganzen Welt geworden ist. „Die Kronberg Academy ist ein Zuhause für Menschen, die aus allen Teilen der Welt zu uns gekommen sind, um Musik zu studieren“, betonte der Vorsitzende des Kuratoriums der Kronberg Academy Jürgen Fitschen. Manchmal habe man den Eindruck, dass die Kronberg Academy im Ausland höher eingeschätzt werde als in Kronberg selbst. Doch längst ist aus der Vision Raimund Trenklers eine Institution von Weltruf geworden, unterstrich auch Bürgermeister Klaus Temmen in seinem Grußwort. Das sei Trenklers Begeisterungsfähigkeit und Hartnäckigkeit zu verdanken. Zuvor schon hatte der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein daran erinnert, was am Anfang zur Idee eines Kammermusiksaals in Kronberg zu hören war: „Das ist utopisch, das funktioniert im Leben nicht!“ Doch was in Kronberg zusammengebracht werde, die Ausbildung der jungen Musiker durch weltberühmte Künstler, herausragend besetzte Konzerte und nun ein Kammermusiksaal, weil Trenkler entschieden hat, „hier soll die Welt Musik machen“, das sei „außergewöhnlich“, gerade was den „hohen Betrag der privaten Spenden angeht. „Was hier zusammenkommt, ist Weltklasse“, so Rhein.

Trenklers Begeisterungsfähigkeit versah er mit der Warnung: „Wenn er ein Mal bei Dir war, dann steht der Betrag irgendwann in Deinem Haushalt!“

Das Land Hessen unterstützt neben dem enormen Engagement privater Förderer das Großbauprojekt mit einem Investitionsvolumen von 36 Millionen Euro mit 4,5 Millionen Euro. Der Bund gibt stolze 12,5 Millionen Euro dazu, von der Stadt Kronberg und vom Hochtaunuskreis und der Taunus Sparkasse werden insgesamt 1 Million Euro beigesteuert.

Martin Eifler, Leiter des Referats Musik und Darstellende Kunst der Bundesregierung nannte die Kronberg Academy einen „magischen Ort“. Sie beziehe ihre einmalige Sonderstellung aus der Idee, dass große Künstler die jungen Musiker nicht nur unterrichteten, sondern sie als Partner auf ihrem Weg begleiteten. Landrat Ulrich Krebs, der auch als Aufsichtsratsvorsitzender des Kulturfonds RheinMain sprach, betonte, dass sich bereits die vergangenen Jahre „hier schon jeder Euro Investition gelohnt hat“. Krebs freute sich, dass der „regionale Gedanke heute schon hier sichtbar wird“ und wünschte der Kronberg Academy beim Kosten- und Bauplan und auch weiterhin ein „gutes Händchen“.

Raimund Trenkler dankte allen Kräften: den Künstlern mit ihrer Antriebskraft, der öffentlichen Hand, dem Bund und Land für ihr großes finanzielles Engagement genauso wie der Gemeinschaft bürgerlichen Engagements, die die Kronberger Academy „schon so lange trägt“. „Das Casals Forum entsteht in Kronberg“, sagte er, „aber nicht nur für Kronberg. Es wird offen sein für unterschiedliche Musikstile und zugleich ein Konzertsaal für das ganze Rhein-Main-Gebiet.“

Nach den Grußworten folgte der feierliche Spatenstich. Danach unterhielt das Emil Mangelsdorff Quartett die Gäste, die bei Kaiserwetter, Wurst und Bier auf das Zukunftsprojekt anstießen und die Gelegenheit zum Gespräch nutzten.

Casals Forum

Das „Casals Forum“, der neue Konzertsaal, ist besonders auf die Erfordernisse der Kammermusik ausgelegt. Die Größe der Bühne ist flexibel: Sie bietet Platz für Solisten oder kleine Ensembles bis hin zur Kammerphilharmonie für maximal 65 Musiker. Der Saal gliedert sich in einen Parkett- und einen Rangbereich mit etwa gleich vielen Plätzen. Das Parkett mit 13 Sitzreihen steigt in einem hinteren Drittel leicht an, um so eine gute Sicht zur Bühne zu ermöglichen. Nach außen hin soll eine transparente Glasfassade die Verbindung des Gebäudes zur benachbarten Parklandschaft herstellen. Der Konzertsaal wird nicht allein von der Kronberg Academy für ihre Veranstaltungen genutzt werden, sondern steht auch für „Residenz“-Ensembles und andere Veranstalter zur Verfügung.

Namensgeber des Neubaus ist Pablo Casals (1876 –1973), der weltberühmte Cellist, Komponist, Dirigent und Lehrer. Die Kronberg Academy ist seit ihrem ersten Festival 1993 eng mit Pablo Casals‘ musikalischem und humanistischem Erbe verbunden. Marta Casals Istomin ist seither Mitglied im künstlerischen Beirat der Kronberg Academy und Schirmherrin des Kronberg Academy Festivals.

Das vielfach ausgezeichnete Büro Staab Architekten aus Berlin, das auch die Redner an diesem feierlichen Tag mehrmals als „TopAdresse“ lobten, mit der sie bereits gute Erfahrungen gemacht hatten, gewann 2014 den Architekten-Wettbewerb und hat den renommierten Akustiker Martijn Vercammen eng in die Planung des Saals eingebunden. Um den höchsten akustischen und ästhetischen Ansprüchen gerecht zu werden, erhält der Konzertsaal eine „Freiform“ mit geschwungenen konvexen und konkaven Wänden, die den Schall breit streuen, erläutert die Kronberg Academy zu dieser speziellen Planung. Im Inneren ist der Konzertsaal ganz mit Holz ausgekleidet – Material und Oberflächenstruktur dienen ebenfalls zur optimalen Klangausbreitung. Die Zuhörer sind nah am Geschehen und akustisch „mitten in der Musik“ – die Grundlagen für eine herausragende Akustik und erstklassige Konzerterlebnisse.

Eine weitere Besonderheit ist das nachhaltige und regenerative Energiekonzept: Mit einem Eisspeicher können die Energiekosten im Vergleich zu einer konventionellen Energieversorgung um zirka 50 Prozent gesenkt werden. Das Casals Forum soll in seiner ästhetischen Form das Herzstück des neuen Gebäudeensembles am Kronberger Bahnhof werden, das die Kronberg Academy im 25. Jahr ihres Bestehens baut. Neben dem Kammermusiksaal entsteht bis 2021 ein angegliedertes Studienzentrum für den ganzjährigen Studienbetrieb in den Studiengängen der Kronberg Academy, mit Unterrichts- und Übungsräumen, einem Vortrags- und Prüfungssaal mit 160 Plätzen sowie einem Kabinettsaal mit bis zu 50 Plätzen. Der Neubau beherbergt auch die Verwaltung der Kronberg Academy sowie eine kleine Geigenbau-Schule.

Zeitgleich beginnt die Contraco GmbH mit dem Bau des sich direkt daneben angliedernden 96-Zimmer-Hotelprojektes.

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