Erste „Junge Teezeit“ auf der Burg – ein gelungenes Experiment

Die 13-jährige Lina Beck (links) spann den poetischen roten Faden, Multi-Instrumentalist Georg Blume (rechts) leitete durch das Programm, das er gemeinsam mit den jungen Künstlern entwickelt hatte.
Foto: J. Theiß

Kronberg (kb) – Zur ersten „Jungen Teezeit“ unter dem Motto „Happy – Musik, Poesie und die Suche nach dem Glück“ fanden sich im Wappensaal auf Burg Kronberg am vorigen Sonntag mit rund 40 Personen aller Altersgruppen nicht so viele Zuschauer ein wie erhofft. Ob es am guten Wetter lag, an den vielen anderen Veranstaltungen in Kronberg am vergangenen Sonntag oder einfach daran, dass die Werbung die Zielgruppe – junge Leute zwischen 12 und 18 – nicht erreicht hatte? Am Programm lag es nicht. Das war gelungen und konnte mit jeder „erwachsenen“ Teezeit mithalten. Die Uraufführung einer Komposition oder die Klänge einer indischen Sitar – wann hatte man das jemals vorher auf der Burg zu hören bekommen?

Entstanden war das Experiment aus dem Wunsch, junge Leute den Veranstaltungsort Burg für sich entdecken zu lassen, sei es als Künstler oder als Publikum. Über den Kontakt zum Chorleiter der AKS-Königskinder, Wolfram Gaigl, fanden sich spontan sieben Schülerinnen und Schüler, die bereit waren, vor und hinter den Kulissen mitzuwirken.

Die 13-jährige Lina Beck spann den poetischen roten Faden durch das Programm. Sie bezauberte das Publikum mit ihrer Lesung aus Antoine de St. Exupérys „Der Kleine Prinz“ und dem Vortrag von Gedichten Hermann Hesses, mit denen sie die Liedinterpretation von Gernot Blume einleitete. Ihre für die jungen Jahre ungewöhnlich klare Interpretation, die junge Stimme, der sichere Vortrag waren ein Genuss. Malin Goslar, 14 Jahre alt, spielte Debussys „Clair de Lune“ und Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ zart und ausdrucksstark zugleich, zum Träumen schön. Eine Fantasie für Klavier und Klarinette hatte Leon Schneider, 13, eigens für diesen Nachmittag komponiert. Zum Glück fand sich, als Einspringer für die von Halsschmerzen geplagte Malin, in letzter Minute mit Dana Barak eine Klarinettistin, die das Stück unmittelbar vor der Aufführung mit Leon am Klavier gemeinsam einstudierte und zu einer grandiosen Uraufführung brachte. Der Multi-Instrumentalist Georg Blume leitete durch das Programm, das er gemeinsam mit den jungen Künstlern entwickelt hatte. Er stellte die Verbindung her zwischen Glückssuchern aus der Romantik bzw. dem frühen 20. Jahrhundert und neuer, fremdländischer Musik. Mit von ihm vertonten Gedichten Hermann Hesses leitete Gernot Blume über zu indischer Sitar-Musik, die dem Publikum ganz ungewöhnliche Klangerlebnisse bescherte.

Hinter den Kulissen wirkten Lilith Bruckhoff, Paulina Kunz, Lea Rosendahl und Moritz Urbansky mit. Sie waren an der Pressearbeit und der Werbung beteiligt, hatten gemeinsam mit dem Teezeit-Team Kuchen gebacken und Sandwiches zubereitet, sie empfingen die Besucher am Burgtor, servierten zur Teepause und packten beim Aufräumen mit an. Kurzum, sie lernten fast alles kennen, was zur Organisation einer gelungenen Veranstaltung gehört. Und sie hatten sichtbar Freude daran, denn, so betonte Lea Rosendahl: „Wir wurden ernst genommen.“ Hinter der Kamera machte Julian Theiß seine ersten Erfahrungen als Veranstaltungsfotograf. Die „Junge Teezeit“ ruft nach Wiederholung, darin waren sich alle Beteiligten, Künstler, Publikum und Organisatoren einig. Und die wird es sicherlich auch geben, wie aus Veranstalterkreisen zu hören ist.

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