Bürgerinitiative gegen den Bahnlärm in Schneidhain

Vorbild auch für den Abschnitt Schneidhain–Königstein? Der Bahnübergang „Bangert“ verfügt bereits über eine technische Sicherungsanlage. Foto: Diehl

Schneidhain (nd) – In Schneidhain wurde unter dem Motto „Wir lieben Bahn, nur ein bisschen leiser“ eine Bürgerinitiative gegen die nächtliche Lärmbelästigung der Bahn gegründet. Ziel der Bürgerinitiative ist es, die Bahnübergänge zwischen dem Freibad Königstein und dem Bahnhof in Schneidhain, mit Lichtsignalen ausstatten zu lassen. In diesem Bereich befinden sich, auf 900 Metern Strecke, drei Bahnübergänge, die bisher über keine technische Sicherung in Form von Lichtsignalen oder Schranken verfügen. Lokführer sind aus Sicherheitsgründen verpflichtet, an ungesicherten Bahnübergängen einen Warnton auszulösen, daraus ergibt sich eine erhebliche Lärmbelästigung für die Anwohner.

Da die Bahn im viertelstündigen Takt durch Schneidhain fährt und durch die nächtliche Ausweitung des Fahrplans ergibt dies, laut Bürgerinitiative, eine Lärmemission von 280 schrillen Pfeifsignalen am Tag beziehungsweise 86.496 Pfeifsignale pro Jahr. Der Fahrbetrieb erstreckt sich bis nachts um 2.21 Uhr und ab 4.36 Uhr am Morgen, was eine Ruhezeit von gerade mal 2 Stunden und 15 Minuten für die Anwohner bedeutet. Da die schrillen Pfeiftöne auch bei geschlossenen Fenstern zu hören sind, geht eine außerordentliche Einschränkung der Lebensqualität für die Betroffenen damit einher. Die durch Nachtflugverbot und Geschwindigkeitsbegrenzungen für Pkws gesetzliche Zielsetzung der Nachtruhe werde laut Bürgerinitiative wegen nicht mit Ampelanlagen versehenen Bahnübergängen durch die HLB (Hessische Landesbahn) massiv unterlaufen.

Die Bürgerinitiative hofft nun auf die Unterstützung der HLB, denn diese muss in Gesprächen mit der Eisenbahnaufsicht beim Regierungspräsidium Darmstadt die Zustimmung für technischen Sicherungen mit Blinklicht und Läutewerk beantragen. Die Kosten für eine Ampelanlage würde nicht die Gemeinde tragen, sondern zu einem Drittel der Eigner des Schienennetzes, in diesem Fall die HLB, und zu zwei Dritteln das Land bzw. der Bund, je nachdem, ob Bundes- oder Landesstraßen die Schienen kreuzen (Eisenbahnkreuzungsgesetz § 3) – die benötigten Elektroleitungen liegen bereits in der Bahntrasse. Am Bahnübergang „Bangert“ gibt es schon eine solche Anlage, und das Läutewerk ist omnipotent leiser als die Pfeifsignale der Loks. Auch in Hornau, am Bahnübergang „Kühtrieb“, ist die Einrichtung einer technischen Sicherung geplant, denn nicht nur die Schneidhainer leiden unter der Lärmemission, die durch die Pfeifsignale ausgelöst wird.

Laut Umweltbundesamt beeinträchtigt Lärm als Stressfaktor nicht nur das subjektive Wohlempfinden und die Lebensqualität, indem er stört und belästigt – Schallemissionen beeinträchtigen auch die Gesundheit. Das autonome Nervensystem und das hormonelle System werden aktiviert, was zur Folge hat, dass es zu Veränderungen des Blutdruckes, der Herzfrequenz und anderen Kreislauffaktoren kommt und der Körper mehr Stresshormone ausschüttet. Die Kreislauf- und Stoffwechselregulierung wird weitgehend unbewusst über das autonome Nervensystem vermittelt, was dazu führt, dass die autonomen Reaktionen auch im Schlaf auftreten und ebenfalls bei Personen zum Tragen kommen, die meinen, sich an Lärm gewöhnt zu haben. Übermäßiger Lärm schadet also der Gesundheit und daher kämpft die Bürgerinitiative weiter, für eine bessere Nachtruhe und gegen akustische Umweltverschmutzung, damit im Kurort Königstein auch die Anwohner wieder durchschlafen können.



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