Durchbruch in Mammolshain: Große Mehrheit für Feuerwehrhaus am Mönchswald

Breite Zustimmung: Bei der Abfrage der Bürgermeinung gingen beim Standort „Am Mönchswald” die mit Abstand meisten Arme nach oben. Fotos: Schramm

Mammolshain (as) – Die Erleichterung war allen Beteiligten am Ende der Bürgerversammlung am Montagabend im Dorfgemeinschaftshaus anzumerken: der Stadtverwaltung, der Freiwilligen Feuerwehr Mammolshain mit ihrem Wehrführer Hennig Rackow und natürlich nicht zuletzt dem überwiegenden Teil der gut 150 Bürger im pickepackvollen Saal.

Seit die Diskussion um den Neubau des Feuerwehrhauses Mammolshain im Jahr 2022 begonnen hatte, gab es noch nie eine so einmütige Meinung hinsichtlich des künftigen Standorts. Und das ist, anders als bei der konfliktreichen Ortsbeiratssitzung im vergangenen Herbst, nicht mehr der für die Mammolshainer identitätsstiftende Kranichplatz mit seinen Blickachsen nach Kronberg und Frankfurt, sondern der rund 150 Meter entfernte Parkplatz Am Mönchswald (auf Höhe der Straße „Auf der Mammolshöhe“).

Die Stadtverwaltung hatte sich für die Bürgerversammlung ob der möglicherweise aufgeheizten Stimmung im Stadtteil den bekannten HR-Mann Kai Völker als Moderator und Mediator an die Seite geholt. Der Wahl-Liederbacher, der durch den Berufswunsch Feuerwehrmann seines Sohns und die Schulwahl St. Angela-Schule seiner Tochter und somit seiner persönlichen Verflechtung mit dem Thema und der Kommune schnell das Eis brechen konnte, hatte passend zum Brandschutz die Zahl „112“ ausgegeben – länger als 112 Minuten sollte die Veranstaltung nicht dauern, um ausufernde Diskussionen zu verhindern.

„Ich habe die aufgeregten Diskussionen natürlich früh mitbekommen“, sagte Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko zur Eröffnung, die sich in ihrem Wahlkampf 2023 ebenfalls gegen den Standort Kranichplatz positioniert hatte. Sie benannte aber ihre erste Priorität: „Verwaltung, Feuerwehr, Bürger und Politik wollen gemeinsam, dass die Feuerwehr einsatzbereit ist.“ Und Stadtverordnetenvorsteher Hans-Dieter Hartwich äußerte seine Erwartung für den Abend: „Es wird keine Entscheidung hinter verschlossenen Türen geben, wir wollen eine breite Mehrheit für den neuen Standort.“

Die Planungen samt Kostenschätzung für die drei verbliebenen der einst zwölf diskutierten Standorte stellte Gerd Böhmig, Leiter des Fachbereichs Planen, Umwelt und Bauen im Rathaus, vor. Am Mönchswald ist der Bau des Gebäudes am aufwendigsten und die erwarteten Kosten von 4,65 Millionen Euro sind am höchsten. Es muss tief in den schräg abfallenden Hang gebaut werden. Die beiden in der Simulation zu sehenden Untergeschosse dienen zur Gründung des Gebäudes, während von der Straßenseite nur die beiden oberen Geschosse sichtbar sind. Es sei aber auch möglich, die beiden Obergeschosse auf Betonsäulen zu stellen und darunter einen Schutzraum („Bunker“) anzulegen. Der Begriff „Mehrzweckraum“ aus dem ersten Architektenentwurf wurde gestrichen. Auch das sind Themen, mit denen sich eine Stadtverwaltung in unruhigen politischen Zeiten offenbar wieder beschäftigt.

Am Kranichplatz wurden zwei Varianten aufgezeigt für die Ausrichtung des Gebäudes, die die Blickachsen mehr oder weniger freihalten würden. Allerdings seien hier in den veranschlagten 3,18 Millionen Euro die Kosten für die Sicherung der Steinbruch-Kante noch nicht enthalten. Und beim dritten verbliebenen Standort Schwalbacher Straße (3,13 Mio Euro) sei der Nachteil, dass die benötigten Flurstücke, anders als bei den anderen Standorten, in Privatbesitz sind und von der Stadt noch erworben werden müssten. Alles noch offen nach dieser einführenden Runde – oder doch nicht?

Den Durchbruch zum Mönchswald ermöglichte Henning Rackow mit seiner engagierten Rede. Er sprach von fünf Einsätzen mit Personengefahr in der Mammolshainer Gemarkung im vergangenen Jahr, alle im Bereich der Durchgangsstraße vom Kronthal Richtung Königstein. „Auch wenn die Hilfsfrist eingehalten wird, kann es um eine halbe Minute gehen, ob ein Mensch überlebt oder stirbt.“ Der abgelegene Standort Schwalbacher Straße „geht gar nicht“, so Rackow, zumal er am Fuß einer der steilsten Straßen Mammolshains liegt (was bei winterlichen Straßenverhältnissen relevant wird), drei Engpässe im Ort zu passieren sind und durch die eilige Vorbeifahrt der Feuerwehrleute an der Grundschule ein zusätzliches Gefährdungspotenzial für andere Menschen entstehe.

Am Kranichplatz wiederum gebe es in den Planungen keinen Platz für ein drittes Garagentor. „Wir wollen das dritte Fahrzeug“, sagte Rackow. Er berichtete anschaulich von Einsätzen, bei denen Kameraden aus den angrenzenden Orten, die nicht sofort an Ort und Stelle sein können, wegen der zu geringen Sitzplätze in den Einsatzfahrzeugen gar nicht mehr mitgenommen werden können und unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren müssen, obwohl bei den Einsätzen oft jeder gebraucht werde. Rackow erinnerte daran, dass das Feuerwehrhaus in der Oberstraße, dem die Wehr längst entwachsen ist, bereits im Jahr 1964 gebaut wurde. „Wir treffen hier eine Entscheidung für die nächsten 70 Jahre. Wir brauchen diese Option der Erweiterbarkeit für die nächsten Jahrzehnte, und die haben wir nicht am Kranichplatz. Das ist die Position der Feuerwehr.“ Und offenbar auch die Position der Bürgerinnen und Bürger. Das zeigte dann auch ganz schnell die Probeabstimmung im Saal. Bei der Schwalbacher Straße und dem Kranichplatz gab es nur sehr wenige Handzeichen, beim Mönchswald gingen fast alle Hände in die Höhe. Wenn es einen Bruch gegeben haben sollte zwischen der Feuerwehr und einem Teil der Bewohner – Hennig Rackow hatte ihn geschlossen. Mehrfach brandete bei seiner Rede Applaus auf.

IG Kranichplatz besänftigt

„Sie haben so argumentiert wie wir und haben uns den Wind aus den Segeln genommen“, sagte Stefan Nauheim von der Interessengemeinschaft „Freunde des Kranichplatzes“ durchaus anerkennend mit der ersten Wortmeldung. Und: „Wir würden uns freuen, wenn wir als Freunde der Feuerwehr angesehen werden.“ Er erinnerte aber auch die Stadtverwaltung daran, dass es allein die Mammolshainer Bürger gewesen seien, die 2022 Bewegung in die Diskussion gebracht hätten, als noch einseitig der Kranichplatz als einziger Standort galt. Erst die Petition mit 500 Teilnehmern habe die Stadt zu einer alternativen Standortsuche bewegt. „Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem die Debatte sachlich und vernünftig wird“, so Nauheim.

Andreas Proksch aus dem Hardtgrundweg stellte das „gute Verhältnis der Mammolshainer zur Feuerwehr“ heraus. „Das sollten wir uns erhalten in der laufenden Diskussion.“ Aus seiner Sicht sei aber „die Gefahr nicht vom Tisch, dass die Zahlen für ein anderes Ergebnis sorgen werden“, sagte er vor dem Hintergrund der arg angespannten Haushaltslage der Stadt Königstein. Eine Befürchtung, die auch Thomas Wachtel teilte und bei der Bürgermeisterin direkt nachhakte.

„Die Planungskosten sind im Haushalt drin, für die Finanzplanung selbst haben wir 4,5 Millionen Euro, verteilt auf drei Jahre, eingestellt“, antwortete diese. Zudem hoffe die Stadt auf eine Förderung, die – wie Gerd Böhmig einschränkte – allerdings beim erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Feuerwehrhaus in Schneidhain mit rund 100.000 Euro enttäuschend niedrig ausgefallen war.

Schenk-Motzko sagte, dass die Verwaltung das „Stimmungsbild“ des Abends mitnehme, wollte und konnte aber auch nicht der Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung vorgreifen, die über den Standort vermutlich in der nächsten Gremienrunde im März und April entscheiden wird. Aus den Reihen des Parlaments gab es an diesem Abend durch Bärbel von Römer-Seel (Grüne) mit einer Wortmeldung („Ich habe großes Vertrauen“) und von der anwesenden ALK-Fraktionschefin Nadja Majchrzak, die den Standort Mönchswald als einen Vorschlag der Aktionsgemeinschaft aus dem Jahr 2023 bezeichnete, aber bereits eine gewisse Entwarnung, dass die Politik den Mammolshainer Bürgerwillen noch ausbremsen könnte.

Und wie geht es weiter? „Mit viel Arbeit“, sagte Bauamtschef Böhmig. Er verwies auf die langen Fristen bei der Aufstellung des Bebauungsplans und beim Planfeststellungsverfahren, ehe die Stadt Baurecht habe.

Auch wenn das Ziel als „sportlich“ bezeichnet werden darf, wünschte sich Dieter Lezius, Vorsitzender des Feuerwehrvereins, dass das neue Feuerwehrhaus und das dritte Fahrzeug zum 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr Mammolshain im Jahr 2029 bereitstehen werden. „Als Motivation für junge Menschen, sich zu engagieren und nicht nur mit ihren digitalen Geräten zu daddeln.“ Er kündigte an, dass der Verein die Wohnungen im alten Feuerwehrhaus in Eigenregie weiter ausbauen werde, um jungen Feuerwehrleuten eine günstige Wohnmöglichkeit anbieten zu können. Auch das ist seit Jahren ein Thema der Freiwilligen Feuerwehr in Königstein.

Rundum positiv gestimmt ob solch verheißungsvoller Pläne konnte Kai Völker die Bürgerversammlung bereits nach rund 80 Minuten beenden, die Variante 112 musste an diesem Abend nicht gewählt werden.

Ein bisschen Salz war aber doch in die fast geschlossene Wunde gestreut worden: Robert Bielefeld wollte wissen, wie viele Parkplätze am Mönchswald für das Feuerwehrhaus wegfallen werden und sprach generell von einer „prekären“ Parksituation im Stadtteil. Etwa die Hälfte der Parkplätze würden gestrichen, so die Bürgermeisterin, und bei der Frage nach einem Ersatz musste die komplette Verwaltung das einzige Mal an diesem Abend passen.

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