Zu viele Fehleinsätze und zu wenige fördernde Mitglieder für Wehr

Grund zur Freude hatte Klaus Oberndörfer (rechts), dem Jörg Antkowiak für vier Jahrzehnte aktiven Dienst bei der Feuerwehr die Ehrennadel in Gold ans Revers steckte.
Foto: S. Puck

Königstein (pu) – Mit Besorgnis und Verärgerung sieht die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Königstein im Taunus-Mitte die Zunahme der Einsätze im Vergleich zum Vorjahr um 30 auf das Rekordergebnis von 205 Einsätzen, denn darunter befinden sich nicht weniger als 42 Prozent Fehleinsätze. Eine Zahl, die umso mehr auf Unverständnis stößt, da sie größtenteils vermieden werden könnte, wenn alle Besitzer der vorgeschriebenen Brandmeldeanlagen mehr Achtsamkeit walten ließen.

Anhand gesammelter Fakten konnte der Erste Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr Königstein und Wehrführer, Jörg Antkowiak, diese Aussagen im Verlauf der jüngsten Jahreshauptversammlung eindrucksvoll belegen. Demnach wurden die Brandschützer allein 40 Mal durch angeblich oder tatsächlich technisch defekte Brandmeldeanlagen aus dem Schlaf oder der Freizeit gerissen, von Familienfeiern oder dem Arbeitsplatz weggeholt. Dazu kamen drei böswillige Alarmierungen, sechs Einsätze, bei denen tatsächlich Feuer oder Rauch ursächlich waren sowie 21 sogenannte blinde Auslöseursachen. Das heißt im Klartext, in diesen letztgenannten Fällen lösten Dampf (etwa Duschen im Hotelzimmer oder der rauchende Toast in der Teeküche) oder Arbeitsprozesse in Firmen die Brandmeldealarme aus.

Wiederholungssünder

„Es sind leider immer wieder die gleichen Ziele, die wir anfahren müssen“, kritisierte Antkowiak die Wiederholungssünder, die es bereits auf eine unrühmliche „Hitliste“ schafften. Unangefochtene aktuelle Spitzenreiter sind demnach ein Supermarkt in der Stadtmitte, ein Hotel in Falkenstein, ein Tagungszentrum im Ölmühlweg und ein großer Herstellungsbetrieb in Schneidhain. Die Problematik beschäftigt längst auch Stadtbrandinspektor Heiko Martens und Bürgermeister Leonhard Helm (CDU). „Wir müssen sehen, dass wir die Belastung reduzieren“, erklärte der Rathauschef vor allem mit Blick auf die Fehlalarme sowie die sich mehrenden Klagen der Anwohner über die zunehmende Lärmbelastung. Die seiner Aussage nach „einige jahrzehntealte Gebührensatzung“, die nunmehr endlich vom Land angepasst werde, habe sicher alles andere als abschreckende Wirkung. Auch in Bezug auf die Personalkosten bei Brandsicherungsdiensten, Stichwort Mindestlohn, gilt es, so Feuerwehrvorstand und Bürgermeister unisono, suboptimale Zustände zu beenden.

33 Brände

Bei den insgesamt 33 Bränden ragten im vergangenen Jahr die Groß-Ereignisse am 4. Juli am Rettershof sowie am 6. und am 18. August im Feldberggebiet und am Fuchstanz heraus, gefolgt von vier Mittelbränden und 26 Kleinbränden. Sturm und Unwetter hielten die Einsatzkräfte 16 Mal in Atem, die unter anderem die Kronberger Kollegen am 9. Juni beim folgenschweren Starkregenereignis tatkräftig unterstützten.

Während bei der 34-köpfigen Einsatzabteilung mit im Ergebnis einem Aktiven mehr als im Vorjahr eine ebenso fast konstante Situation herrscht wie bei der 15-köpfigen Alters- und Ehrenabteilung (ein Kamerad verstorben) und die Jugendfeuerwehr (zwölf Jungs und acht Mädchen) sogar um vier Mitglieder wuchs, treibt die kontinuierliche Abnahme der fördernden Mitglieder den Brandschützern die Sorgenfalten auf die Stirn. Auch diesbezüglich sollen die Bemühungen um Abhilfe forciert werden.

Erfreulich

Große Freude herrscht dagegen über die seit Jahren herbeigesehnte Erneuerung der Spinde, die notwendig geworden war, nachdem die alten nicht mehr zeitgemäß waren und der jüngste Umbau der Dusch- und Sanitärräume.

Dagegen kämpfen die Brandschützer nach wir vor mit den Folgen der maroden Wasserleitungen.

Neuigkeiten gab es außerdem in Sachen Fahrzeuge, denn neben der bereits bewilligten und mit Landesfördermitteln unterstützten Neuanschaffung einer Drehleiter, die aller Voraussicht nach 2020 zur Verfügung steht, muss man sich mittlerweile auch um Ersatz für das im September vom TÜV stillgelegte Löschgruppenfahrzeug LF8 kümmern. Damit die Neuanschaffung ebenfalls auf der Burg und in der Altstadt eingesetzt werden kann, fiel die Wahl auf ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser (TSF-W). Wie Kassierer Volker Stroh in seinem Jahresbericht erläuterte, investiert der Verein den größten Teil seiner finanziellen Mittel in die Ausrüstung.

Selbstredend war die Freiwillige Feuerwehr Königstein-Mitte mitnichten ausschließlich mit Brandeinsätzen, Hilfeleistungen vieler Art und Wartung der Ausrüstung beschäftigt, sondern man trieb die Ausbildung voran, unterstützte andere Vereine tatkräftig bei der Ausrichtung von Festen und Veranstaltungen und unternahm mit den eigenen Mitgliedern zahlreiche Aktivitäten.

Ein besonderes Lob gab es am Versammlungsabend im Hilfeleistungszentrum von Nachbar und Polizeichef Rüdiger Jesse, der sich mit herzlichen Worten für die nachbarschaftliche Unterstützung, Hilfsbereitschaft und Verlässlichkeit während der massiven Umbauphase am Polizeigebäude bedankte.

Grund zur Freude hatte auch Klaus Oberndörfer, der für vier Jahrzehnte aktiven Dienst bei der Feuerwehr die Ehrennadel in Gold sowie eine Urkunde erhielt.



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