Noch keine Entscheidung zu Halloween auf der Burg – Bürgerversammlung am 1. März

So sah es 2023 an Halloween auf der Burg aus. In diesem Jahr könnte es noch gruseliger zugehen.Foto: Göllner

Königstein (as) – Das große Halloween-Festival auf der Königsteiner Burg hat eine Galgenfrist bekommen – im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich war auf der Stadtverordnetenversammlung im Haus der Begegnung am vergangenen Donnerstag damit gerechnet worden, dass es für den Antrag der ALK, den Vorvertrag mit der Halloween Veranstaltung GmbH zu kündigen, eine sichere Mehrheit geben würde.

Doch so einfach war die Sache dann nicht mehr, zumal ein Änderungsantrag der FDP vorgelegen hatte, zunächst die möglichen finanziellen Konsequenzen für die Stadt Königstein (Schadensersatz) juristisch prüfen zu lassen. Da hierzu noch keine belastbaren Zahlen vorliegen, sich gleichzeitig aber der Informationsstand der Parlamentarier durch einen Fachbeitrag des Diplom-Biologen Volker Erdelen zu den Auswirkungen auf die Fledermäuse und vor allem durch die Vorstellung des Gesamtkonzepts durch Halloween-Veranstalter Ralph Eberhardt deutlich erweitert hatte, sahen es die Stadtvertreter als sinnvoll an, die Beschlussfassung bis zur nächsten Stadtverordnetenversammlung zu verschieben.

Nach einer 15-minütigen Beratungsphase entschieden sich die Fraktionen dafür, den Antrag zu schieben und alle Informationen neu auszuwerten – sowie eine Bürgerbeteiligung zuzulassen. Denn die rund 60 anwesenden Bürger hatten am Donnerstag keine Möglichkeit, Fragen zu stellen.

So zog Julius Zyweck von der ALK den eigenen Antrag unter dem Hinweis, dass sich an der ablehnenden Grundhaltung seiner Fraktion nichts geändert habe, zurück, um Platz für einen gemeinsamen Antrag zu machen. Demzufolge soll es die Beschlussfassung jetzt auf der nächsten Stadtverordnetenversammlung am 21. März geben, eine Bürgerversammlung mit der Stadtverwaltung und dem Veranstalter soll bis spätestens 13. März stattfinden. Der Termin wurde zwischenzeitlich von der Stadt bekanntgegeben: Freitag, 1. März, 19.30 Uhr, ebenfalls im Haus der Begegnung.

Der entsprechende Antrag, von FDP-Stadtverbandschef Ascan Iredi eingebracht, wurde von den Stadtverordneten einstimmig mit 33 Ja-Stimmen angenommen. Fraktionsvorsitzender Alexander Hees fügte für die CDU hinzu, dass bis zur Wiedervorlage des Antrags am 21. März keine weiteren Planungen vorangetrieben werden sollten, um mögliche weitere Kosten von der Stadt abzuwenden.

Helm hatte zuvor in diesem Zusammenhang gesagt, dass es noch keine Ticketverkäufe gegeben habe und die bereits verausgabten Kosten des Veranstalters auf keinen Fall bei der kolportierten sechsstelligen Summe liegen würden. Die Stadt geht vielmehr von vierstelligen Kosten seitens des Veranstalters aus, aber auch diese Zahlen werden in den kommenden Wochen auf den Tisch kommenmüssen.

Die Grünen sind dafür

Vorausgegangen war eine kurze, aber heftige Diskussion, weil Helm nicht den von den Fraktionen erwarteten städtischen Veranstaltungsleiter Ronald Wolf, sondern den bestens vorbereiteten und mit einer neuen Hochglanz-Broschüre Werbung treibenden Ralph Eber-hardt das Halloween-Veranstaltungskonzept präsentieren ließ. Mehrfach wiederholten die Stadtverordneten die Kritik am Vorgehen des Bürgermeisters, einen Vorvertrag für ein Event dieser Größenordnung ohne Einbeziehung der Legislative und der Bürger abgeschlossen zu haben. So etwas dürfe sich nicht wiederholen.

Helm hält zwar nach wie vor daran fest und sieht das Grusel-Event als „Upgrade zu unserer bisherigen Halloween-Veranstaltung und um auch mal Gäste in die Stadt zu bekommen“. Insofern sieht er sich bestätigt, dass seit Donnerstag Bewegung in die Nein-Front gekommen ist, gibt aber auch zu, das Stimmungsbild in den Parteien und Teilen der Bevölkerung „falsch eingeschätzt“ zu haben.

Den Königsteiner Grünen zumindest ist Halloween auf der Burg schon einmal willkommen, wie sie in einer Pressemitteilung wissen lassen. „Nicht wenige junge Mitbürger freuen sich auf ein solches Event in der eigenen Stadt. Die vorgelegten Daten zu diesem Ereignis lassen auf ein kulturelles Highlight für Königstein hoffen. Nicht jedem muss dieses Halloweenevent gefallen – das ist bei anderen großen Veranstaltungen auch nicht der Fall”, heißt es darin. Auch die erwarteten positiven Effekte auf Gastronomie, Beherbergungsstätten und Einzelhandel betont die grüne Partei. „Wir hoffen, dass mit gemeinsamen Gesprächen ein Kompromiss gefunden werden kann, der alle Interessen berücksichtigt und dieses Ereignis in Königstein ermöglicht“, fasst die Fraktionsvorsitzende Bärbel von Römer-Seel zusammen.

Eisbrecher Eberhardt

Eberhardt hatte zuvor im HdB ein Konzept vorgestellt, in dem er auf durchaus überzeugende Weise nicht nur von einem erheblichen Imagegewinn für Königstein mit Gästen aus Japan bis in die USA sowie großer Medienpräsenz sprach, sondern das auch von wesentlich geringeren Lärm- und Umweltbelastungen für Königstein ausgeht als bisher allgemein befürchtet.

So würden an den zehn Veranstaltungstagen jeweils maximal 2.500 Menschen während der Veranstaltungszeit von 19 bis 23 Uhr auf die Burg gelassen – Zahlen, die mit denen des Burgfests und „Rock auf der Burg“ vergleichbar sind. An den Sonntagen seien Nachmittagsveranstaltungen bis 18 Uhr für Familien geplant – Eltern könnten sich unter der Woche auf der Burg die Dekoration ansehen und dann entscheiden, ob es das Richtige für ihre Kinder sei.

Nach den Erfahrungen aus 46 Veranstaltungsjahren auf Burg Frankenstein würden zur Rush-Hour um 21 Uhr kaum mehr als 1.800 Personen gleichzeitig auf der Burg sein, zur Demaskierung kurz vor 23 Uhr sei nur noch mit 200 Personen zu rechnen, so Eberhardt. Von nächtens durch Königstein ziehenden Horden könne also keine Rede sein, zumal das ÖPNV-Konzept mit Kombitickets sowie Pendelbusse für eine schnelle Abfahrt der Besucher aus Königstein sorge. Eberhardt verwies darauf, dass sein Event am alten Veranstaltungsort keinerlei Beschwerden hinsichtlich Müll und Lärm bei den Ordnungsämtern auf sich gezogen habe. „Wir sind sogar die einzige Großveranstaltung im Landkreis Darmstadt-Dieburg, die ohne Polizeipräsident auskommt.“ Für Sicherheit und Ordnung sorge das eigene, rund 30-köpfige, Sicherheitspersonal. Die Zahl der Schausteller und Mitwirkenden belaufe sich auf zusätzlich rund 80 bis 100 Personen.

Für Verkehrskonzept, Sicherheit und Einhaltung des Umweltschutzes trägt gemäß des Vorvertrags die Halloween Veranstaltung GmbH Sorge. Königstein wird sich auf die zugesagte Sorgfalt verlassen müssen und erhält im Gegenzug risikofrei 50.000 Euro pro Jahr als Pacht, insgesamt also 250.000 Euro über die geplante Vertragslaufzeit.

Fledermäuse auf Roter Liste

Biologe Volker Erdelen hatte den von der Stadt in Auftrag gegebenen artenschutzrechtlichen Fachbeitrag vorgestellt, um die Auswirkungen des Halloween-Festivals auf die auf der Burg ihren Winterschlaf haltenden Fledermäuse beurteilen zu können. Er sagte, dass fast alle heimischen Arten, die auf der Roten Liste und damit unter höchstem Schutzbedarf stehen, womit deren Tötung ein Straftatbestand ist, auf der Burg gesichtet wurden. Die Burg sei mithin ein überregional bedeutendes Winterquartier für schätzungsweise 80 bis 800 Exemplare. Unbekannt sei, wo sich die Ein- und Ausgänge der Tiere befinden. „Die Fledermäuse verbrauchen durch Aufwachen den größten Teil ihrer Winterfettreserven“, erklärte Erdelen. Das passiere vor allem bei einer Störung durch Licht, während Schall nicht so bedeutend sei.

Auch hier hatte Eberhardt eigene Zahlen parat, die auf einem Gutachten von „Deutscher Wald Oberursel“ basierten und von lediglich acht Tieren aus drei Arten ausgehen. Einigkeit bestand aber immerhin darüber, dass die Tiere unabhängig von ihrer konkreten Zahl von der Halogenbeleuchtung abgeschirmt werden müssten. Der Haken an der Sache ist, dass man erst herausfinden muss, wo genau diese überhaupt hängen. Auch das wird in die Gesamtbeurteilung des Für und Wider einer solchen Megaveranstaltung auf der Burg im Winter einfließen müssen. Halloween bleibt also eine Hängepartie in Königstein – mindestens noch für vier weitere Wochen.

Weitere Themen der Stadtverordneten­versammlung in der nächsten Ausgabe



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