Trauer um Hermann Groß

Hermann Groß  Foto: Scholl

Falkenstein (as/gs) – Königstein und insbesondere der Stadtteil Falkenstein trauern um einen ihrer bekanntesten Mitbürger und Stadtältesten. Der ehemalige Lokalpolitiker und lebenslange Heimatforscher Hermann Groß ist am vergangenen Samstag im Alter von 86 Jahren verstorben.

Nicht weniger als 35 Jahre (bis 2001)war Groß in der Kommunalpolitik aktiv, davon 27 Jahre als Ortsvorsteher in Falkenstein. Für ihn besonders prägend war in dieser Zeit die „Zwangsfusion“ von Falkenstein mit Königstein im Rahmen der Kommunalreform 1972. „Wir sind zwei Mal in Wiesbaden gewesen und haben viele Diskussionen geführt, aber am Ende hat alles nichts genutzt. Die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger wurden damals nicht respektiert, weswegen Falkenstein seine Eigenständigkeit verlor und Stadtteil von Königstein wurde“, erzählte Hermann Groß der Königsteiner Woche anlässlich seines 85. Geburtstags im April 2023 noch immer sichtlich bewegt. Die Missachtung des Bürgerwillens trieb ihn lange um und ließ ihn von der damaligen Politik enttäuscht zurück. Dennoch war er bis 1993 Mitglied der CDU-Fraktion in der Königsteiner Stadtverordnetenversammlung. 

Der Bezug zu Heimat und die Definition, was diese im engsten Sinne bedeutet, war Groß zeitlebens immens wichtig. Geboren im Jahr 1938 im St. Josef-Krankenhaus in Königstein, blieb er seiner Heimatgemeinde Falkenstein ein Leben lang treu. Nach dem Besuch der dortigen Grundschule wechselte er auf das Realgymnasium für Jungen in Königstein, das er dank seiner nicht ganz so ausgeprägten Begeisterung für die Tiefen der Mathematik mit dem mittleren Bildungsabschluss verließ, um ausgerechnet eine Banklehre zu beginnen. Viele Jahre war Hermann Groß in leitender Funktion in der Jugendarbeit der katholischen Kirche engagiert, bevor er heiratete und Vater zweier Kinder wurde.

Nach 40 Jahren Berufstätigkeit in der Bank begeisterte er die Königsteiner Liebhaber der Heimatgeschichte verstärkt mit interessanten Vorträgen, die durch seinen charmanten Humor und die vielen kleinen Anekdoten geprägt waren und einen sehr lebendigen Blick in die vergangenen Zeiten eröffnen. 

Heimatforscher und Buchautor

Schon in jungen Jahren, so berichtete Hermann Groß, begeisterte er sich für geschichtliche Zusammenhänge. Heimatgeschichte wurde zu seinem Steckenpferd und seit vielen Jahren forscht er zu vielerlei Themen, u.a. zur Geschichte der Antoniuskapelle oder des Schießplatzes in Falkenstein. Sein detailliertes Wissen verband Hermann Groß gerne mit Erinnerungen und humorvollen Schilderungen aus seiner eigenen Kindheit, was seine Vorträge, die er auch gerne in hessischer Mundart hielt, äußerst beliebt machte. Ob Heimatverein oder die katholische Christköniggemeinde, die Kulturgesellschaft, der Hochtaunuskreis und viele lokale Vereine – Hermann Groß war mit seinen Vorträgen ein Garant für ein begeistertes Publikum. Seine Forschungen zur Heimatgeschichte Falkenstein fanden auch Eingang in das Buch „Ort am Berg“, das einen vertieften Einblick in die wechselvolle Geschichte des Ortsteils eröffnet und Geschichten wie der von der Teufelskanzel oder vom „Do Lääs“ am alten Rathaus erzählt.

Überzeugter Europäer

Auch soziales Engagement lag Hermann Groß am Herzen. Als Vorstand der Stiftung Wermelskirchen verwaltete er mit seinen Mitstreitern das Stiftungsvermögen und entscheidet über die Förderung von Projekten, die den im Stiftungszweck festgelegten Anforderungen an einen christlichen Bezug oder eine christliche Trägerschaft entsprechen. 

Dass die deutsch-französische Freundschaft ein großes Friedensprojekt ist, davon war Hermann Groß als überzeugter Europäer gleichermaßen überzeugt. Er war Gründungsmitglied des Partnerschaftsvereins mit Le Mêle-sur-Sarthe. Viele Jahre war er im Vorstand engagiert, plante Treffen und unterstützte das Projekt des jährlichen Jugendaustauschs nach Kräften. Völkerverständigung war ihm wichtig und er erzählt gerne von der positiven Erfahrung, als ihm ein lieber Freund aus Le Mêle dabei half, das Grab seines in der Normandie gefallenen Vaters auf einem Soldatenfriedhof ganz in der Nähe der Partnerstadt zu finden. Schon aus dieser persönlichen Erfahrung heraus lag ihm ein geeintes Europa und die Freundschaft mit Frankreich am Herzen.

Nun wird Hermann Groß selbst seine letzte Ruhestätte finden – neben seiner Ehefrau auf dem Friedhof in Falkenstein.



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