Jedes Jahr das Gleiche, aber immer immer schlimmer!

Cyrus Lorenz, Mühlweg, hat seine persönlichen Eindrücke vom diesjährigen Burgfest in recht deutliche Worte gefasst. Er stützt sich dabei auch auf eine Online-Umfrage, die wegen einer Aufteilung in Facebook allerdings die 16- bis 19-Jährigen kaum erreicht hat, die stärkste Gruppe ist die der 22- bis 28-Jährigen: Wer zum Burgfest nach Königstein gekommen war, fand sich schon am Freitagabend in einer kleinen Massenpanik vor den Toren der berühmten Ruine wieder. Gefälschte Tickets, so hieß es, seien im Umlauf gewesen, was schnell auf einen Kiosk in der Stadtmitte zurückzuführen war.

Die Verantwortlichen der Burg wussten zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht professionell mit der Situation umzugehen. So stand eine der Hauptverantwortlichen mit weinendem Gesicht hinter der Sicherheitsbarriere am Eingang und versuchte persönlich, alle Gäste auf einen Betrugsversuch, mit dem sie eigentlich nichts zu tun hatten, zu überprüfen. Von Kommunikation und Krisenmanagement konnte keine Rede sein. Zur Hoch-Zeit gegen 22 Uhr stauten sich mehrere 100 Besucher vor dem einzigen Tor der Burg und in dessen kleinem Durchgang, was nach kurzer Zeit zu einer kleinen Massenpanik führte. Während der private Sicherheitsdienst vorne mit drei Mitarbeitern versuchte, die Gäste aus dem Torbogen hinaus zu drücken, drängelten immer mehr Leute von hinten in die Menschenmasse hinein. Eine aussichtslose Lage, die dazu führte, dass viele junge Gäste keine Luft mehr bekamen und reihenweise umkippten, bevor der Abend für sie begonnen hatte.

Da der Eingang für Gäste zugleich einzige Zu- und Ausfahrt für Rettungskräfte ist, diente sicherlich nicht der Deeskalation, dass ein Einsatzfahrzeug sich den Weg durch die Menge bahnen musste, und dabei die wartenden und drückenden Gäste den steilen Abhang hinunter scheuchte. Das Problem ist nicht neu, in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Einlassstopps und Drängeleien. Dass die Verantwortlichen in all den Jahren dennoch dafür keine Lösung gefunden haben, ist umso erschreckender. Vorbei an den trostlosen Bauzäunen und leeren Kellern auf der sogenannten Festwiese angekommen, bot sich Freitag und Samstag ein recht einheitliches Bild: Viele schweralkoholisierte Jugendliche, zumeist Königsteiner, aber auch einige aus dem erweiterten Umland, die sich zunächst zu unterhaltsamem Bühnenprogramm amüsierten. Je später der Abend wurde und je höher der Alkoholspiegel stieg, desto schneller mündete dieses täuschende Gefühl in eine Welle der Gewalt.

Wovor die Verantwortlichen gerne ihre Augen verschließen und auf „nach der Burg und in der Stadt“ verweisen, hat seinen Ursprung hier. Überall waren Zankereien und Schlägereien zu beobachten, im Minutentakt griff der Sicherheitsdienst ein und eskortierte die vermeintlichen Täter nach draußen. Dass diese dabei noch aggressiver vorgingen als es noch im vorangegangen Streit der Fall war, wurde meist übersehen. Auch, dass das Problem mit einem Rauswurf nicht erledigt war, schien wenig zu interessieren, es verlagerte sich lediglich vor die Burg und in die Stadt.

Wen es dennoch oben hielt, der fand in diesem Jahr den Höhepunkt der Alternativlosigkeit in Sachen Unterhaltung und Verköstigung auf der Burg. Das Bühnenprogramm, leidenschaftlich mit wenigen Mitteln von zwei Königsteinern geführt, hat die Keller über die Jahre längst verdrängt. Wo früher Vielfalt für Jung und Alt herrschte, bietet sich mittlereil ein trauriges Bild von lieblos geführten Verkaufsständen und Kellern, die früher auch mal anders hießen. Wer sich dabei mit Bratwurst und Bier zufrieden gibt, den stört es sicher nicht, dass das kulinarische Angebot eher einer Kerb gleicht.

Der Sonntag gilt dann den Familien und Kindern, so heißt es offiziell. Dass dabei letztere im Müll der Vorabende spielen müssen, eingezäunt von unästhetischen Bauzäunen, pinken Dixi-Klos und offenen Mülltonnen, scheinen die Organisatoren wohl zu vergessen beziehungsweise zu übersehen. Der Burgstab rund um Burgfräulein und -verein lag nämlich schlafend und betrunken in Gewand und Kostüm daneben. Von Tradition und Bewusstsein konnte hier keine Rede mehr sein. Das fehlende Angebot und die Gewalt sind meines Erachtens schon lange nicht mehr der Grund für das ausbleibende gemischte Publikum, es ist vielmehr die einfache Folge von Missmanagement. Wie soll auch ein Burgverein, bestehend aus Teilzeitpolitikern und Ehrenamtlichen ohne professionelle Erfahrung im Event-Bereich, ein Fest dieser Größenordnung führen. Der seit Jahren einhergehende Verfall ist eindeutig. Eine Veränderung in Form einer Privatisierung und Neugestaltung wäre eine logische Konsequenz. Es scheint, als habe jeder erkannt, dass das Burgfest seinen Charme verloren hat, bis auf jene, die es veranstalten.



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