Weiße Jackets, Nachwuchsförderung und ein neuer Senator – Senatorenempfang des FCV

Der neue Senator Tim Herrmann bedankt sich für seine Ernennung.Foto: Thomas Uber

Kelkheim (tub) – Liegt es an den Senatoren, der Garde ehrwürdiger Förderer des Fischbacher Carneval-Vereins (FCV), war es „Elvis“, der den Saal – „All Shook Up“ – rockte, war es die Symmix genannte jüngste Garde des Vereins oder waren es vor allem die fröhlichen, begeisterungsfähigen und ihr heiteres Zusammensein genießenden Vereinsmitglieder: Der insgesamt dritte Senatorenempfang des FCV am vergangenen Sonntag bot eine so ungewöhnliche wie in den Bann schlagende Karnevalssitzung, vermutlich nicht nur dieser Kampagne.

Keineswegs kam Gott Jokus zu kurz. Wer humorvoll launige Ansprachen liebt, die auch mit Selbstironie nicht sparen, kam auf sein Quantum Lachsalven. Aber vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl der Fischbacher Fassenachter, die es genossen, wieder einmal zusammengekommen zu sein, machte diesen Karneval zu einer natürlichen fünften Jahreszeit, die ausgelassenes Vergnügen ohne aufgesetzte Pointen hervorzubringen vermag.

Die Senatoren des FCV, an ihren weißen Jacketts sofort zu erkennen, sind nach Auskunft von Vereinspräsident Harald Oehm ehrwürdige Förderer des Vereins, die mit Beiträgen und Spenden in den zehn Jahren ihrer Senatorenschaft dafür sorgen, dass der FCV sich auch dieses Jahr drei Abendsitzungen, zwei Zusammenkünfte an Nachmittagen, die Teilnahme an den Umzügen in Eschborn, Oberursel, Fischbach daselbst und Niederjosbach plus das traditionelle Heringsessen zum Abschluss leisten kann.

Der ebenfalls traditionelle Seniorennachmittag hat mit „Kreppelsitzung“ zudem einen neuen Namen bekommen, damit, wie Oehm in seiner Ansprache sagte, das Treffen der älteren Vereinsmitglieder auch für Kinder und Jugendliche interessant ist und das „Alter nicht unter sich bleiben muss“.

Und junge bis sehr junge Mitglieder hat dieser Verein! So viele, dass im Sommer vergangenen Jahres die jüngste Garde ins Leben gerufen werden konnte. 15 Mädchen im Alter von gut fünf bis sieben Jahren, die mit ihrer Tanzeinlage gleich zu Beginn der Sitzung für begeisterten Applaus sorgten. Alle fünf Jahre bildet der Verein eine neue Minigarde, deren Mitglieder als Garde über die Jahre hinweg, wenn sie das „Mini-Stadium“ hinter sich gelassen haben, zusammenbleiben. So zeigen derzeit sieben Garden, auf die Oehm und der Verein stolz blicken, wie sehr der Verein Zusammenhalt erzeugt und geradezu lebenslang die Fischbacher Identität verstärkt. Und weil das so ist, hat, wie Oehm den juxenden Vereinsmitgliedern zurief, die fleißige Nachwuchsarbeit aller Gardemitglieder die neue Minigarde zu einer so ansehnlichen Truppe anschwellen lassen, dass der Zuschuss der Stadt Kelkheim für die Jugendarbeit des Vereins Wachstumsraten verzeichnet, die den „Kostensteigerungen für den Neubau des Stadtmuseums in keiner Weise nachstehen“.

Mit welchem Ernst die kleinen Tanzpüppchen ihr Garde-Dasein versehen, zeigten sie nicht nur bei ihrer Tanzeinlage. Sondern das demonstrierte Oehm bei der abschließenden Danksagung an die Truppe und ihre Leiterin Jana Thiedemann, indem er beim Abschreiten der aufgereihten Mädchen auf der Bühne drei Tüten mit Gummibärchen fallen ließ – und kein Gardemitglied auch nur gezuckt hat, um sich die Nascherei zu ergattern.

Rudi Wagner, der das Programm am Keyboard gekonnt und mit vielerlei Musikfarben untermalte, konnte sich eine Pause gönnen, als „Elvis“ vor das Publikum trat und mit „Devil In Disguise“ und etwa „Love Me Tender“ so viel Rhythmus und Blues in den Saal brachte, dass kaum einer sitzen bleiben wollte. Die Fischbacher hielt es nicht mehr auf ihren Plätzen, und zum Takt in die Hände klatschend standen sie auf, sangen mit und ließen tanzend die Hüften schwingen.

Mit nur einer Zugabe wurde denn auch Gerald Dinis, wie der 52 Jahre alte „Elvis“ mit bürgerlichem Namen heißt, nicht entlassen. Mit weiteren Elvis-Songs dankte er seinen Fischbacher Fans, die er „ein besonderes Publikum“ nannte, fürs bewegte Mitgehen. Wie unterschiedlich eine Audienz sein mag, wird er, der nach eigenen Angaben mit sechs Jahren zu singen begonnen und mit zehn Jahren seinen ersten Auftritt als „Elvis“ hatte, nur zu gut beurteilen können. Sein Gastspiel in Fischbach war, wie er sagte, seine 1.200ste Showeinlage, und als er sich mit „Muss i denn zum Städtele hinaus“ verabschiedete, werden sich seine Fans auf das Wiedersehen und -hören im nächsten Jahr gefreut haben.

Alexander Furtwängler, Sprecher der Senatoren, kam bei seiner Ansprache in der veritablen „Bütt“ die Aufgabe zu, das neue Mitglied Tim Herrmann in der Senatorengarde zu begrüßen, ein, wie er humorvoll sagte, Wirtschaftsflüchtling aus dem württembergischen Heilbronn, denn Herrmann, Kind deutsch-ja panischer Eltern, ist, wie sein ausscheidender Vorgänger Rolf Dauderich, Kelkheimer Regionalmarktdirektor der Frankfurter Volksbank.

Furtwängler ließ in seiner Rede die Coronapandemie und den Krieg in der Ukraine nicht unerwähnt, schwenkte aber zurück zum karnevalistischen Anlass des Nachmittags mit dem Trost, dass nichts besser bei Krieg und Krise helfen könne als Humor.

Und mit Freude und Zustimmung wurde denn auch Tim Herrmann als neuer Senator von der Versammlung begrüßt, zu der auch die Ehrengäste Thomas Horn, ehemaliger Bürgermeister von Kelkheim und jetzt Direktor des Regionalverbands, sowie Johannes Baron, stellvertretender Landrat des Main-Taunus-Kreises, gehörten. Und wie sehr Karneval beim FCV ein Gemeinschaftserlebnis ist, zeigte sich auch daran, dass der neue Senator sich „irgendwie wie heimgekommen“ fühlte.

Bevor zum Ende des offiziellen Teils der Veranstaltung der erste Kassier des FCV, Michael Klein, die Runde machte, um jedem der teilnehmenden Gäste einen Karnevalsorden, auf dem das Motto „Völlig losgelöst!“ prangte, um den Hals zu legen, war das Buffet eröffnet, vor dem sich schnell eine Schlange hungriger Wartender aufbaute. Darunter farbenkräftig viele in den weißen Jacketts der Senatoren und Ehrensenatoren sowie den blauen Jacketts des „Elferrats“, der beim FCV nun auch nicht auf elf Mitglieder beschränkt ist. Mit Lob und Zuspruch für die gereichten Speisen des Buffets sparte keiner, der es sich schmecken ließ. Traditionell wird das FCV-Buffet beschickt vom Zeilsheimer „Löwen“, dessen Gastwirt Volker Hintz ebenfalls Mitglied des Fischbacher Carneval-Vereins ist.



X