BUND schüttelt den Kopf über die Glashüttener Politik

Glashütten (kw) – „Der Klimawandel ist bei uns angekommen,“ sagt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Allerdings könne man in Glashütten den Eindruck bekommen, dass das in der Glashüttener Politik noch unbekannt sei. Um die Grundlage für ein neues Baugebiet zu schaffen, sei eine Matrix erarbeitet worden, die alles untersuche, aber keine Klimaschutz-Belange. Schon bei der Vorauswahl müsse das berücksichtigt werden, denn nach § 1 BauGB und § 1a BauGB seien Klimaschutz und Klimaanpassung explizite Abwägungsbelange. Und nach § 2 BauGB sollen auch Klimaschutzbelange in der Umweltprüfung aufgegriffen werden. Wer das nicht erst bei der Aufstellung eines Bebauungsplans tue, sondern schon im Vorfeld darüber nachdenke, handele vernünftig – also anders als die Glashüttener Politik.

Auch die Glashüttener Verwaltung unterlasse dies, obwohl sie es doch eigentlich besser wissen sollte. Hier regiere noch die alte 70er-Jahre-Einstellung, dass man „sich entwickeln“ müsse, dass ohne Entwicklung – sprich Bebauung – kein Fortschritt möglich sei. Man müsse sich bewegen, sagte der Vertreter der Grünen, sonst würde man sterben. Das sei schon richtig, wenn man die Beweglichkeit des Denkens meine, die Fähigkeit, überkommene Denkmuster zu ändern, sich auch im Denken an den Klimawandel anzupassen. Entsprechend müssten auch „Nachhaltigkeit“ und „Suffizienz“ Fremdwörter sein, denn sonst müsse klar sein, „dass eine Vernichtung wertvollen Ackerbodens oder Waldes sich in wenigen Jahren bitter rächen werden: spätestens dann, wenn wegen des Klimawandels ertragreiche Landwirtschaftsflächen Mangelware werden.

Ackerflächen bewahren

Und das ist nicht nur bei uns so, sondern auch im Ausland“, so der BUND weiter. Spanien – wo das meiste Gemüse und Obst herkomme – käme bereits an seine Grenzen. „Nicht mehr lange, und wir werden über jeden Quadratmeter unversiegelten Bodens glücklich sein: glücklich, weil er zur Grundwasserneubildung hilft, gegen Starkregen hilft, Wetterextreme erträglicher macht, unserer Ernährung hilft. Gemüse, Paprika und Tomaten, für die es in Spanien zu heiß und zu trocken sein wird, werden bei uns wachsen müssen.“ Sie fänden auch den Platz dafür, wenn nicht etwa das Vierfache des Main-Taunus-Zentrums oder etwa 40 Fußballfelder zerstört würden, das sei viel Platz für sehr viele Gurken und Radieschen. Gemüsezucht wäre auch nachhaltiger, weil sie sehr viel Sprit und damit CO2 spare. Vorausschauende Planung und die Weichenstellung kommender Jahrzehnte fingen schon beim Nachdenken, ob man Bebauungspläne überhaupt aufstellen möchte, ob man weitere Flächen zerstören möchte, an. Dazu gehöre heute vor dem Hintergrund des Klimawandels, der herannahenden „Klimakatastrophe“, von der schon die Wissenschaftler sprechen, mehr denn je ein bewahrender Umgang mit Wald und Ackerflächen.

„Dass ausgerechnet die zwei Parteien, die Bewahrung (CDU) und Umweltschutz (Grüne) in der Partei-DNA eingebrannt haben, dies sträflich vernachlässigen, ist nicht mehr zu begreifen. Von der CDU erwartet man es leider nicht immer, dass sie sich für Natur- und Klimaschutz stark macht. Dass aber gerade die Grünen der Wirtschaft alles unterordnen, erschreckt zutiefst, denn sie waren bislang der Garant, die Hoffnung für Umwelt- und Klimaschutz,“ so die Vertreter des BUND.

Klimaschutz fange genau da an, wo man in der Politik Wirtschaftsinteressen in den Vordergrund stelle und gegen die Umwelt ausspiele. Die Wirtschaft und das Gewerbe, die in zehn oder 20 Jahren die Nase vorn haben werden, sind die, die heute schon auf Klimaschutz achten: die, die im Bestand erweitern oder aufstocken, die sich eher verkleinern, statt vergrößern. Es fange schon an: Überall stünden viele Gewerbeflächen leer – weil es kein neues zusätzliches Gewerbe gebe, sondern Gewerbe inzwischen nur noch umziehe. Ein Gewerbe könne sich nicht mehr als nachhaltig bezeichnen, wenn es Flächen zerstöre. Und wenn man gerade die Nachhaltigkeit im Gewerbe unterstützen wolle, ja, müsse, gerade dann dürfe man das Zerstören von Flächen nicht mehr dulden.

Gebot der Stunde

Das Gebot der Stunde sei eher das Umwandeln leerstehender Flächen in Wohnflächen und das Verdichten im Gewerbebestand: Man kann Gewerbe auch „stapeln“, das sei effizienter und günstiger und klimaschonender allemal. Viele Bürgerinnen und Bürger seien wegen der Natur nach Glashütten gezogen, weil sie nicht in einem städtischen, zersiedelten Gebiet wohnen möchten. Der Umgang in der letzten Gemeindevertreterversammlung mit den Wünschen und Nöten der Bürger und Bürgerinnen zeige die Starrheit, die Unbeweglichkeit im Denken, die damit verknüpfte Arroganz und das fehlende Wissen in der Glashüttener Politik.



X