Schloßborn
– Der BUND zeigt sich entsetzt über das geplante Bauvorhaben in Schloßborn. Dort soll die Kleingartenanlage in ein riesiges Wohngebiet mit rund 14 Hektar umgewandelt werden. Glashütten soll dafür angeblich 1,7 Mio. Euro Gewinn über die gesamte Laufzeit machen. Damit würde die Einwohnerzahl Schloßborns um etwa ein Viertel ansteigen. Doch damit nicht genug: weder Schulen, noch Kindergärten sind dafür gerüstet und darüber hinaus ist auch die weitere Infrastruktur wie die Straßen nicht dafür ausgelegt, meint Cordula Jacubowsky, Vorsitzende des BUND Königstein-Glashütten. Rund 400 neue Einwohner bedingen rund 1000 Pkw-Fahrten am Tag – eine Umweltbelastung, deren Notwendigkeit überhaupt noch nicht geklärt ist.
Wo ist der Bedarf dafür? fragt die BUND-Vorsitzende. Wo sollen denn die vielen neuen Mitbürger herkommen, wenn bereits heute noch viel Wohnraum leer stünde und im Innenbereich noch viele Flächen sehr leicht – und wie vom Regionalverband FFM-Rhein-Main empfohlen – nachverdichtet werden könnten? Im Flächennutzungsplan, der die voraussichtliche notwendige Flächenentwicklung der Gemeinden prognostizieren soll, seien laut BUND für Glashütten, Oberems und Schloßborn im Gesamten gerade mal 11 Hektar ausgewiesen – woher komme diese Diskrepanz? Gerüchteweise sei auch schon kolportiert worden, dass die Hessische Landgesellschaft schon 2007 mit Verträgen die Kleingärtenbesitzer zum Verkaufen ihrer Grundstücke überredet habe.
Es sei verständlich, dass 80 Prozent der rund 60 Kleingartenbesitzer nur ein Geschäft sehen und keine Bauabsichten hätten, so Jacubowsky. Es sei aber nicht hinzunehmen, wenn dieses Geschäft ohne Sinn und Verstand durchgezogen werde. Mal von den menschlichen Nachteilen, wie oben beschrieben, abgesehen, liege unterhalb des Kleingartengebiets ein Naturschutzgebiet. Dieses Naturschutzgebiet biete gerade eben wegen der benachbarten sehr abwechslungsreichen Kleingartenstruktur so hervorragende Lebensbedingungen für seltene und bedrohte Tierarten, wie der Schlingnatter (Rote Liste) und den Schwarzstorch.
Der BUND hofft, dass die Stadtverordneten hier ein Einsehen mit der Natur haben werden und dem alten sinnvollen Grundsatz – innen vor außen – treu bleiben. Die monetären Interessen weniger Personen dürfen nicht zur Zerstörung unser aller Umwelt führen. „Uns sollte unsere Umwelt mehr als die angeblichen avisierten 1,7 Mio. Euro (die, erst wenn das letzte Grundstück verkauft ist, wenn überhaupt, ausgeschüttet würden) wert sein“, sagt Jacubowsky. Auch bei den Glashüttener Grünen steht man dem Projektentwurf für eine umfangreiche Wohnbebauung im Silberbachtal sehr kritisch gegenüber. Die Planung dieses Projekts habe 2004 begonnen, zu einem Zeitpunkt als sich die wirtschaftliche Lage der Gemeinde Glashütten wesentlich anders dargestellt habe als heute mit der demografischen Weiterentwicklung. Die Erfahrungen mit Baugebieten in Glashütten-Oberems und dem Rotlauf sowie auch dem Gewerbegebiet Glashütten Schloßborn hätten laut Günter Schmunk von den Glashüttener Grünen gezeigt, dass eine Vermarktung oft wesentlich länger dauere und mehr Mittel in Anspruch nehme als bei der Planung in Aussicht gestellt würden. Die Grünen sehen das Projekt Silberbachtal außerdem als finanzielles Abenteuer an. Die Entwicklungsgesellschaft HLG trage nicht das Risiko. Sie stelle für einen Zeitraum von zehn Jahren den Kredit für die Durchführung des Projekts zur Verfügung, ohne ein Marketing und Vertriebskonzept. Danach trägt alleine die Gemeinde Glashütten die gesamte Verbindlichkeit für die Weiterführung des Projekts. Eine Möglichkeit die Gemeinde abzusichern sehen die Grünen darin, die Vermarktung der Grundstücke auf mehrere erfahrene Vertragspartner zu übertragen, die im Auftrag der Gemeinde handeln.
Die Möglichkeiten zur Wohnbebauung im Bereich der drei Ortsteile sollten zudem geprüft werden, weil hier das finanzielle Risiko wesentlich geringer sei und zum wesentlichen Teil von Grundstückseigentümern oder Kaufinteressenten getragen werde. Laut Regionalverband seien Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich der Ortsteile besser genutzt. Und noch etwa bemängeln die Grünen: Bisher seien die Bürger über den Umfang der Planung Silberbachtal und die Risiken einer wirtschaftlichen Projektentwicklung nicht unterrichtet worden und halten hier eine Bürgerbefragung für sinnvoll, bevor bindende Beschlüsse der Gemeindevertretung gefasst werden. Zum Beispiel sei zu klären, ob für junge Familien mit Kindern die finanziellen Kosten von Grundstückskauf und Bauentwicklung im Rahmen des Projekts realistisch berücksichtigt seien. Auch die Umwelt ist ein großes Thema: Es stelle sich auch die Frage, ob durch eine erhebliche Vergrößerung der Einwohnerzahl von Schloßborn die eigene Wasserversorgung noch ausreiche und es notwendig werde, ein Wasserverbundsystem mit minderer Qualität zuzulassen. Vor allem sei auch nachzudenken über die zukünftige Leistungsfähigkeit der Gemeinde bei der bestehenden Schuldenlast.