Technische Alltagsphänomene erforschen braucht mehr Raum

Kinder, Eltern und Lehrer arbeiten fleißig und akribisch daran, die Stationen für die „Miniphänomena“ aufzubauen, damit die Grundschüler der Seulberger Hardtwaldschule daran technische Phänomene erforschen können. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). In eine große Werkstatt verwandelt hatte sich kürzkich das Foyer der Hardtwaldschule Seulberg anlässlich der „Miniphänomenta“. An zwölf Stationen arbeiteten Kinder und Erwachsene konzentriert. Die Teams bestanden aus je zwei bis vier Lehrern, Eltern und Kindern. Lesen, Messen, Anzeichnen, Anhalten, Bohren, Hämmern, Sägen, Verbinden, Ausprobieren, Justieren, Zusammenbauen und vieles mehr gehörte zu den Aufgaben der fleißigen Hobbyhandwerker. Um Unterstützung gebeten hatte die Eltern die Leitung der Seulberger Grundschule. Zahlreiche Eltern mit handwerklichem Geschick und Kenntnissen sagten spontan ihre Mithilfe beim Bau der Experimentierstationen zu. Sie bekamen Fertigteile und ein großes Sortiment an Werkzeugen zur Verfügung gestellt. Diese galt es jetzt zusammenzubauen. Schnell stellten die Handwerker fest, dass die Bauanleitungen rudimentär gehalten waren. Die Umsetzung erforderte Kreativität und Geschick. Die geeigneten Experimente und die dazu notwendigen Bauanleitungen sind in der Universität Flensburg entwickelt worden wie Björn Kaffenberger, Projektleiter der „Miniphänomenta“ informierte. Gemeinsam mit Dr. Stefan Jorda, dem Geschäftsführer der Wilhelm- und Else Heraeus-Stiftung in Hanau, war er nach Seulberg gekommen. Die Stiftung fördert das komplette Projekt mit 200 000 Euro. Davon entfielen auf die Hardtwaldschule Seulberg rund 5000 Euro für die zeitlich auf 14 Tage begrenzte Ausleihe der 52 „Miniphänomenta-Experimentierstationen“, die Lehrerfortbildung und den Nachbau. „Die Grundlage für den Erfolg der „Miniphänomenta“ bildet der Dreiklang aus Lehrerfortbildung, Ausleihe der Stationen zum Testen sowie Kennenlernen durch die Schule, und Nachbau durch Eltern und Lehrer, um die Stationen permanent in der Schule zur Verfügung zu haben“, informierte Björn Kaffenberger. Die beiden standen den Gruppen mit Rat und Tat, Hinweisen und Tipps unterstützend zur Seite. Nach und nach nahmen Experimentierstationen wie etwa eine Fallbremse, ein Drei-Zeiten- oder ein Phasen- sowie ein Sand-Pendel und eine Kugelrampe Form an.

Drittklässler Nils (8) schnitt sorgfältig Schlitze in eine Stroboskopscheibe. Währenddessen zerkrümelten die beiden Lehrerinnen Nele Schütze und Dagmar Hahnenstein unterstützt von zwei Kindern eine Styroporplatte in kleine Krümel. „Wir stellen elektrische Flöhe her“, erklärten die beiden Erstklässler Valentin und Vincent. David (8) baute mit seinem Papa eine Galileibahn auf.

Die nachgebauten Experimentierstationen werden künftig für die 360 Schülerinnen und Schüler aus den 16 Klassen der Grundschule in Pausen und Freistunden in der Schule frei zugänglich sein. Mit Hilfe der Experimentierstationen aus dem Fundus der „Miniphänomenta“ sollen die Grundschüler zum Ausprobieren, Experimentieren und Forschen inspiriert werden. Hinter jeder einzelnen Station stecken technische Alltagsphänomene. Die Bedeutung der Experimente müssen die Schüler selbst herausfinden. In einer Erläuterung zur „Miniphänomenta“ heißt es: „Informationsflut, Simulation und Zeitmangel prägen heute vielfach das Leben von Kindern und Jugendlichen. Das eigene unmittelbare Erleben, das Ausprobieren und altersgemäße Forschen finden immer weniger Raum. In der Folge verkümmert die Fähigkeit, selbstständig zu erkunden, Hypothesen zu entwickeln und kreative Lösungen zu finden. Genau diese Kompetenzen werden aber für eine zukunftsfähige Gesellschaft gebraucht.“. Diese Kompetenzen wecken und fördern will die Miniphänomenta mit ihren experimentellen Lernmöglichkeiten. Der Nachbau und das Ausprobieren machte allen Beteiligten am Montag sichtlich Spaß.



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