Das Ensemble Perismon zu Gast im Augustinum
Neuenhain (es) – In Zeiten starken Wandels, gepaart mit Unsicherheiten zur Zukunft, hat das Augustinum das Jahresmotto „Oase“ gewählt. Ein Begriff, der sich füllen lässt mit dem Wunsch nach Ankommen, Auftanken, Ruhe und Sicherheit finden, inmitten einer Wüstenei, so Residenzdirektor Marcus Reuter. In seiner Begrüßungsansprache vor Konzertbeginn merkte er an, dass die unberechenbare Welt die Menschen zunehmend verunsichere, den Pessimismus fördere und die Opferhaltung verstärke. Dem will das Haus im Jahreslauf 2025 etwas entgegensetzen und mit seinen Veranstaltungen Zeichen setzen für Zuversicht, die zu einer positiven Bewertung der Situation und zur Stärkung eines jeden Bewohners und einer jeden Bewohnerin führen sollen.
Was liegt da näher, als das Jahr mit einem Konzert zu beginnen, das durch musikalische Fantasiereisen in das Motto “Oase“ einzustimmen vermag. Dazu wurde das eigenständige Ensemble Perismon eingeladen – eigenständig deshalb, weil es sich aus der großen Formation des Kammerorchesters „Bridges“ herausbildete. „Bridges“, mit ca. zwanzig Instrumentalisten, gastiert nunmehr seit zehn Jahren und hat nach und nach zu großem Ruhm gefunden. So ist es ständiger Gast im Casals Forum, Kronberg, und folgte im Jahr 2024 einer Einladung in die Elbphilharmonie, Hamburg. Das Kammerorchester „Bridges“, dessen Zusammensetzung aus Musikern aus aller Welt besteht, hat es sich zum Ziel gesetzt, die musikalische Vielfalt aus dem asiatischen Raum in ihren Orchesterwerken zum Ausdruck zu bringen.
Die beiden Musikerinnen des Duos „Perismon“, Samira Memarzadeh (professionelle Harfenistin und an diesem Abend mit eigens für sie angefertigter Cang-Winkelharfe) und Enkhtuya Jambaldori (freie Musikpädagogin mit mongolischer Zither und einer zweiseitigen Pferdekopfgeige im Gepäck), zeigten im Verlauf des Konzerts eine hohe Virtuosität an ihren Instrumenten.
Bereits im ersten Stück mit dem Titel „ Zwischen den Heimaten“, das von Vertreibung aus der Heimat Mongolei, hin zu einer zukünftigen Heimat in Russland erzählt, vernahm man den besonderen Klang der irisch-persisch gestimmten Harfe. Durch deren spezielle Fünfton-Stimmung der Saiten, können orientalische Kompositionen wunderbar erklingen. Das Zusammenspiel mit der mongolischen Zither, der Kehlkopfgesang Jambaldorjs und die zarte Stimme der Harfenistin mischten sich auf wundersame Weise zu einem harmonischen Ganzen.
Die Themen Vertreibung und Ankommen sind stark im Mittelmeerraum vertreten und haben dazu geführt, dass sich Volkslieder ladinisch-jüdischen Ursprungs mit spanischen, türkischen und persischen Komponenten mischten.
So tauchten die Zuhörerinnen und Zuhörer bereits nach kurzer Zeit in eine klanghafte Märchenwelt wie aus 1001 Nacht ein. Die Oase spielt in den Ländern Mongolei und Persien eine große Rolle und wird vielfältig in den Volksliedern besungen. Durch die informative Moderation der Harfenistin konnten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer mit den Besonderheiten orientalischer Musik vertraut machen. Befasst sich das mongolische Volkslied eher mit den Weiten der Landschaft, den mühsamen Wanderungen von Oase zu Oase auf dem Rücken der Pferde, so wird im persischen Volkslied gerne die Sehnsucht nach Liebe und deren unglücklicher Erfüllung (symbolhaft durch die Schönheit der Rose, aber auch durch ihre schmerzhaften Dornen) besungen. Wunderschön zart erklang ein persisches Volkslied, gesungen von Samira Memarzadeh, welches die Wüste als Rückzugsort beschreibt, um die Liebe zu spüren und die Dornen zu vergessen.
Im weiteren Verlauf des Konzertes erschuf die Musikerin Jambaldorj ein Bild von Wüste, Sandsturm und Pferdegalopp durch virtuoses Saitenspiel auf der mongolischen Zither. Dazu erklang ihr besonderer Obertongesang. Diese Technik der Kehlkopfstimme erreicht große Tiefe, wie auch eine hohe Weite, deren Klang geht unter die Haut geht. Ganz zart schwebte darüber – wie eine Fata Morgana – die Stimme der Harfenistin. Auch die zweisaitige Pferdekopfgeige kam zum Einsatz und spätestens zu dem Zeitpunkt entstanden innere Bilder von Ruhe und Frieden – verortet bei den Jurten der Bevölkerung in der weiten Landschaft der Mongolei. Die zahlreich erschienenen Bewohner des Hauses und ihre Gäste dankten den beiden Musikerinnen für das interessante einstündige Konzert mit kräftigem Applaus. Diese ließen als Zugabe ein Musikstück für Harfe, Zither und Singstimmen erklingen, das durchdrungen war von der Bitte um buddhistische Weisheit für die Welt.
Charmantes Duo: Samira Memarzadeh und Enkhtuya Jambaldori