Bad Homburg (js). Sommer 1898, englische Lords und alter europäischer Adel flanieren durch den Kurpark, schöne Frauen natürlich und stolze Herren. Homburg vor der Höhe ist ein Kurbad von Weltrang. Und dann die schreckliche Nachricht, ein Balljunge von der Tennisanlage, die nun schon in einem Atemzug mit dem weltberühmten Wimbledon genannt wird, findet an einem Julitag die Leiche eines erstochenen englischen Lords in einem Rhododendron-Gebüsch. Weit über Homburg und gar Frankfurt hinaus verbreiten sich Gerüchte über den Meuchelmord und seine Hintergründe auch ohne Smartphones in rasender Geschwindigkeit, die Suche nach dem Mörder oder gar einer Mörderin führt auch über Oberursel und Kronberg bis in die Lungenheilanstalt Falkenstein.
Schon wieder ein neuer Homburg-Krimi nach dem „Saalburg Komplott“ vom vergangenen Jahr und „Hessisch Roulette“ zwei Jahre zuvor? Mit Leichen in der alten Römer-Siedlung und im Schwanenteich nicht weit vom aktuellen Tatort am Tennisclub. „Nein, diesmal bin ich nur Übersetzer“, schmunzelt Peter Borstel, Autor der beiden Homburg-Krimis mit viel Lokalkolorit. Gestoßen ist er bei seinen Recherchen auf den wahrscheinlich ersten Taunus-Krimi, „100 Jahre vor Nele Neuhaus“. Der Verfasser keineswegs ein Taunusbewohner mit Kenntnissen der Szene und Orten, ob er überhaupt im Taunus war, man weiß es nicht. Baron Palle Adam Vilhelm Rosenkrantz (1867-1941) gilt als erster dänischer Kriminalschriftsteller und Bestsellerautor. Mit dem 1906 erschienenen Werk „Amtsdommer Sterner“ dürfte er auch der „Erfinder des Taunuskrimis“ sein, mutmaßt Peter Borstel. Den Umschlag des druckfrischen Buches ziert eine Abbildung des Kurhauses um 1900, der Autor des Buches heißt kurz Palle Rosenkrantz. Peter Borstel hat ihm den Titel „Sterner – Richter des eigenen Falls“ gegeben, Untertitel: „Der historische Taunuskrimi – neu übersetzt“. Bisher gab es den Amtsrichter Sterner nur in dänischer und englischer Sprache. Für die Herausgabe hat der Journalist, PR-Berater und Autor eigens den Peter Borstel Verlag gegründet. So vielfältig wie sein Übersetzer war auch Palle Rosenkrantz unterwegs, als Jurist, Autor, Ermittler, Übersetzer, Bezirksrichter und am Ende Herausgeber von über 80 Büchern, weil ihm der Titel Baron zu wenig einbrachte.
„Ein heimtückischer Mord. Eine große Liebe. Und eine Vergangenheit, die alle in den Abrund zu reißen droht.“ Die Schlagworte des Klappentextes machen Literaturfreunden Lust aufs Lesen, die das große Drama lieben, die Kriminalstory und die persönliche Verstrickung in unheilvolle Geschichten. Und vielleicht ein bisschen mehr erfahren wollen über das Leben und Treiben in Bad Homburg in der Zeit der Belle Époque und über den Mord am englischen Lord Cecil Laking, Baron Faringdon, letzter von Riggsby Abbey in der Grafschaft Kent, gemeuchelt im Rhododendron vor dem Gelände des Tennisclubs im Kurpark.
!Am Dienstag, 1. Oktober, um 19.30 Uhr liest Peter Borstel im „Parkhotel“ an der Kaiser-Friedrich-Promenade 53-55 unweit des Tatorts aus „Sterner – Richter des eigenen Falls“.