„... die Insel im Meer der Verzweiflung“

Unter der Leitung von Malte Bechtold füllt der evangelische Kirchenchor stimmlich den Raum der St.-Georgs-Kirche, während Pfarrer Herbert Lüdtke (r.) von der Kanzel über Trauer und Trost spricht und wie auch Musik bei Verlusten helfen kann. Foto: nel

Von Noemi El Manshi

Steinbach. Die kleine Kirche derSt.-Georgs-Gemeinde war am vergangenen Sonntag sehr gut besucht. Dort fand zum Totensonntag ein Konzert aus der Reihe „Musik für die Seele“ statt. Zum Thema „Trauer und Trost“ waren alle dazu eingeladen, zusammenzukommen, den Stimmen des Chors und den Klängen der vielen verschiedenen Instrumente zu lauschen.

Unter der Leitung von Malte Bechtold und Ellen Breitsprecher präsentierte der evangelische Kirchenchor eine Vielzahl an Stücken, die eine besondere Atmosphäre in der Kirche aufkommen ließen. Die rund 40 Mitglieder des Chors füllten den kleinen Raum der Kirche nicht nur physisch, sondern auch mit ihren Stimmen vollständig aus. Das abwechslungsreiche, gefühlvolle Programm enthielt unter anderem Stücke wie „Ave Verum Corpus“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die „Sonate für Violoncello und Klavier in g-Moll, Opus 65: III. Largo“ von Frédéric Chopin und Giacomo Puccinis „Requiem“, welche in einer bewusst gewählten Reihenfolge ihre Wirkung auf das Publikum nicht verfehlten.

Perfekt eingebettet wurden die musikalischen Auszüge in einige geistliche Impulse von Pfarrer Herbert Lüdtke. Er sprach vom Zusammenhang zwischen Trauer und Trost, dem Verlust eines Menschen oder von etwas, was einem nahestand. Dieser Verlust werfe das seelische Gleichgewicht des Trauernden zunächst einmal aus der Bahn. Der erste Schritt, der Weg aus der Verzweiflung heraus, sei zunächst Trauer. Um aus dieser Phase herauszukommen, benötige der Mensch – egal ob körperlich, sozial oder spirituell – Trost. „Trost ist die Insel im Meer der Verzweiflung“, verbildlichte Pfarrer Lüdtke den Vorgang. Auch Musik kann Trost spenden, das Konzert des Abends sollte betroffene Menschen bei ihrem persönlichen Weg durch Trauer und Trost unterstützen. Obwohl Trauer ein negatives Gefühl ist, skizzierte Pfarrer Herbert Lüdtke auch die positiven Aspekte der Trauer. Ohne Trauer würde der Mensch keine Bindung kennen, Trauer sei der Beweis für die eigene Fähigkeit, jemanden zu schätzen und jemandem nahe zu sein, so Lüdtke. Desweiteren sprach er auch die schweren, schmerzhaften Schritte an, die nach dem Verlust einer geliebten Person folgen, darunter das Auflösen der Wohnung, das Wegbringen der Kleider, das Überlegen, was alles bleiben soll. „Man muss verstehen, dass Trauer Zeit braucht mitsamt der ganzen Schritte nach dem Verlust“, unterstrich der Seelsorger.

Diese wichtigen Worte des Pfarrers fanden sich in den Klängen des Chors wieder. In Begleitung von Tillman Noble und Beatrice Orth an der Violine, Felix Höller an der Viola, Clemens Mohr und Basile Orth am Violoncello und Ellen Breitsprecher an der Orgel und am Klavier konnten die Besucher das Zusammenspiel von Stimme und Instrument genießen und dabei ihrer Lieben gedenken und das Gesagte auf sich wirken lassen.

Ein großer Dank ging zudem an die Sponsoren, die das Projekt „Musik für alle“ finanziell unterstützen, an den Chor und an alle Beteiligten zur Organisation, Planung und Gestaltung des Programms.



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