„Wir dürfen nicht sprachlos bleiben“

Bürgermeister Steffen Bonk, Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski, der Vorsitzende des Vereinsrings, Kai Hilbig, sowie der Kassierer des Vereinsrings, Jürgen Taube (v. l.), nach der Kranzniederlegung auf dem Gräberfeld. Foto: csc

Von Christine Šarac

Steinbach. Tod, Gewalt, Leid. Der Volkstrauertag erinnert an die dunklen Momente der Geschichte. Er ist eine Gelegenheit, um innezuhalten, sich kritisch mit dem Geschehen in der Welt auseinanderzusetzen und Stellung zu beziehen. So geschehen auch in Steinbach bei der Gedenkstunde für die Gefallenen und Opfer der Kriege am vergangenen Sonntag in der Trauerhalle des Friedhofs.

Geprägt war die Feierstunde vom Willen zur Versöhnung und von Mitgefühl gegenüber allen Opfern von Gewalt als Gegenpol zu den Dingen, die sich zurzeit in der Welt abspielen. Genauso wie die zentrale Gedenkstunde im Bundestag, bei der Kronprinzessin Victoria von Schweden als Rednerin geladen war, stand auch die Veranstaltung in Steinbach im Zeichen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie des Terrors der Hamas gegen Israel. „Der Tag heute ist aktueller, als er es in den vergangenen Jahrzehnten gewesen sein mag“, teilte Bürgermeister Steffen Bonk seine Gedanken mit den Anwesenden. „Die Welt diskutiert, wir finden diesbezüglich keine Lösung, und der Krieg greift weiter um sich“, so Bonk über die Lage in der Ukraine und Israel. Worte, die die Anwesenden nachdenklich machten. Vielleicht müsse der Volkstrauertag dazu genutzt werden, dass die Menschen wieder mehr in Dialog miteinander treten, gab der Rathauschef zu bedenken. „Wir müssen genau hinschauen, was in unserem Land los ist. Wir müssen Diskussion und Diskurs führen, um eine Standortbestimmung zu machen, um klar Position zu beziehen und uns als Demokratie unserer Verantwortung stellen und für unsere Überzeugung eintreten.“

Ähnlich äußerte sich auch Pastoralreferent Christoph Reusch. „Diese Kriege machen auch mich sprachlos“, gab er zu. „Doch bei aufkeimendem Rassismus und Antisemitismus dürften wir nicht sprachlos sein“, forderte er. „Wir müssen aufstehen und deutlich sagen: ‚Nie mehr!‘“ Wer jetzt schweige, dürfe sich später nicht beschweren, so Reusch. So sah es auch sein Kollege, Pfarrer Herbert Lüdtke. „Wir müssen ansprechen, was im Argen liegt, dann gibt es Hoffnung“, formulierte er. Die Frage, ob Gott uns in dieser dunklen Stunde verlassen habe, beantwortet er mit einem klaren Nein. „Gott ist da“, versicherte er.

In seiner Danksagung griff der Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski diesen positiven Gedanken auf und forderte: „Wir müssen dem mit Entschlossenheit entgegentreten, wir dürfen es nicht hinnehmen. Wir sind verantwortlich für das, was wir tun, aber auch für das, was wir unterlassen.“

Untermalt wurde die Gedenkstunde mit wunderschönen musikalischen Beiträgen des Gesangvereins „Frohsinn“ sowie Musikstücken von Clemens Mohr (Violoncello) und Ellen Breitsprecher (Klavier). Anschließend erfolgte die Niederlegung zweier Kränze im Namen des Magistrats und des Vereinsrings auf dem Gräberfeld des Friedhofs.



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