Eine alte Leidenschaft neu entdeckt

Es ist die Ruhe vor dem Sturm oder besser gesagt der Vernissage. Künstlerin Margret Soltek fühlt sich in der Stadtbücherei zwischen ihren Bildern pudelwohl. Foto: csc

Von Christine Šarac

Steinbach. Echte Leidenschaft verkümmert nicht, sie liegt manchmal nur auf Eis, um im passenden Moment wieder aktiviert zu werden. Wer wüsste das besser als Margret Soltek. Zeichnen war schon als Jugendliche ihr Hobby, doch kam sie viele Jahre lang nicht dazu, sich diesem zu widmen. Seit ihrem Ruhestand jedoch hat die Niederhöchstädterin wieder zu zeichnen begonnen, und die Ergebnisse sind nun in einer Ausstellung in der Stadtbücherei zu bewundern.

Frech formuliert könnte man sagen, dass ein „ganzer Stall voll Kinder“ Margret Soltek davon abgehalten hat, zu Pinsel, Bleistift und Papier zu greifen. Einerseits waren es ihre beiden eigenen Töchter, die inzwischen erwachsen sind, andererseits kamen dazu aber auch unzählige Schüler, die die Lehrerin für Religion und textiles Gestalten über 20 Jahre hinweg an der St.-Angela-Schule in Königstein unterrichtet hat. Als sie schließlich vor drei Jahren in den Ruhestand ging, hatte Margret Soltek einen Plan. „Ich habe mich sofort für einen Zeichenkurs an der Volkshochschule eingeschrieben“, erinnert sie sich. Das lang aufgeschobene Hobby sollte wieder mehr Platz in ihrem Leben einnehmen. „Die Fertigkeit an sich verliert man nicht“, so die 68-Jährige. „Aber die Grundbegriffe wie Perspektive, Schattierung, Bilder aufbauen, Hintergründe malen wollte ich üben und ausbauen“, erzählt sie. So entstanden in den vergangenen drei Jahren viele Zeichnungen mit Bleistift oder Tusche sowie Aquarelle. Landschaften, Tiere, Menschen, all das hat die gebürtige Kölnerin oft nach Vorlagen auf ihre ganz eigene Weise umgesetzt. Ein Teil dieser Arbeiten – etwa 30 Bilder – sind nun unter dem Titel „Vom Foto ins Bild“ in den Räumen der Stadtbücherei ausgestellt.

Ins Rhein-Main-Gebiet hat es Margret Soltek 1989 verschlagen. „Damals hat mein Mann Stefan hier eine Stelle bekommen“, erzählt sie. Zuerst lebte sie mit ihrer Familie in Frankfurt und zog dann nach Niederhöchstadt. Inzwischen lebt eine ihrer Töchter in Steinbach, und so führt Margret Soltek oft der Weg hierher. Als sie ihrer „Malfreundin“ Christine Helgert beim Aufbau ihrer Ausstellung in der Stadtbücherei hilft, kommt sie zum ersten Mal mit der Einrichtung in Berührung. Nach einem Gespräch mit Büchereileiterin Nicole Kaluza steht dann auch schnell fest, auf die Ausstellung von Christine Helgert sollen die Zeichnungen und Aquarelle von Margret Soltek folgen. Am Dienstagabend fand die Vernissage statt. Seitdem können Besucher die Arbeiten von Margret Soltek bewundern. Sei es die Tuschezeichnung eines Bootsstegs an einem Bergsee oder eine mit Bleistift gezeichnete Straßenszene mit flanierenden Spaziergängern. Einige der Bilder waren bereits von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres in einer Ausstellung der Volkshochschule im Kulturzentrum Alte Wache in Oberstedten zu sehen.

!Wer nicht nur schmökern, sondern auch schauen möchte, kann dies zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei montags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr, dienstags von 15 bis 19 Uhr sowie freitags und samstags von 10 bis 12 Uhr tun.



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