Horst Dieter Schlosser – der Unwort-Professor ist gestorben

Schwalbach (sbw). Am 24. Februar ist Horst Dieter Schlosser im Alter von 86 Jahren in Frankfurt verstorben. Deutschlandweit wurde er bekannt als Initiator und Sprecher (1991 bis 2011) der sprachkritischen Aktion „Unwort des Jahres“.

Günter Pabst erinnert sich an die Stationen in Schlossers Leben. Es ginge ihm darum, dass Begriffe und Formulierungen, die sich gegen die Prinzipien der Menschenwürde und der Demokratie richteten, die diskriminierten oder Tatbestände verschleierten, kritisch hinterfragt werden. Es begann 1991 mit „ausländerfrei“, „Rentnerschwemme“ (1996), „Kollateralschaden“ (1999), „Dönermorde“ (2011) folgten und auch die „Herdprämie“ (2007) gehörte dazu. Seine Nachfolger kürten 2023 das Unwort „Remigration“, es wird ihn gefreut haben.

Von 1983 bis 2017 war Horst Dieter Schlosser Vorsitzender des Frankfurter Zweigs der Gesellschaft für deutsche Sprache. Er war aber nicht nur seit 1972 bis zu seiner Emeritierung (2002) Professor für deutsche Philologie an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt, Autor vieler Bücher, sondern auch Stadtverordneter in Schwalbach.

Der am 2. Mai 1937 in Düsseldorf geborene Horst Dieter Schlosser zog in die neue Limesstadt und gehörte zu den Initiatoren der Wählergemeinschaft Limes 68. Dreimal – 1977, 1981 und 1985 – kandidierte er für Limes 68 und gehörte unter Bürgermeister Roland Petri und Rüdiger Glatzel dem Stadtparlament an. Der heute 90-Jährige ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende, Albert Stegmüller,

erinnere sich noch gut an seine „sporadischen, spritzigen“ Beiträge mit denen er den politischen Gegner attackierte. 1977 spielte er Fußball für die Promi-Mannschaft von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung anlässlich des Bembelmarktes gegen die Betriebssportgemeinschaft aus dem Rathaus im Limesstadion.

Auch Günter Pabst, damals Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Liste erinnert sich, dass er ein scharfsinniger Redner war, der nicht nur andere politische Positionen bekämpfte, sondern besonders sprachliche Unkorrektheiten anprangerte. Einige Jahre später, 1988, als er wieder Vizepräsident der Goethe-Universität war, habe ihn Günter Pabst in das Institut für Sozialforschung, in dem Pabst arbeitete, eingeladen und ihn als sehr freundlichen und überlegten Menschen kenngelernt, dem ein kritisches Sprachbewusstsein wichtig war. Eines wird in Schwalbach für immer mit seinem Namen verbunden bleiben. Horst Dieter Schlosser hat sich um die Schwalbacher Mundart verdient gemacht und mit seinem Beitrag im Jubiläumsbuch Schwalbach 1200 Jahre (781-1981) „Vom Schwalbach der Schwalbäscher“ selbst ein sprachliches Denkmal gesetzt.



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