Bad Homburg (a.ber). Teelicht-Halter und Buchstaben-Anhänger aus Holz, ein Briefbeschwerer oder ein kleines Buch als Anhänger aus Speckstein: Die Workshops des Vereins KulturLeben und KulturKinder Hochtaunus finden derzeit trotz Corona-Einschränkungen statt. Jutta Kaiser, die Vorsitzende des Vereins, lädt Kinder dazu ein, auch in den Sommerferien und darüber hinaus kreativ zu sein.
Bildhauer Stephan Müller von der Galerie Fleck in Ober-Eschbach und der peruanische Holzbildhauer Francisco A. Oswald gestalten mit Gruppen von jeweils acht bis zehn Kindern schöne Gegenstände aus Naturmaterialien. Während Stephan Müller seine Workshops auf der Wiese und im Außenpavillon seiner Galerie anbietet, arbeitet der Bad Homburger Francisco Oswald auf dem Gelände von Haus Gottesgabe und der Landgräflichen Stiftung. „Jedes Kind hat ein Recht auf Freude und sollte in seiner Freizeit nicht nur vor Fernseher und Computer sitzen“, sagt Jutta Kaiser. Der Verein KulturLeben hat – gerade weil in der Corona-Krise so viele Veranstaltungen für Kinder ausfallen mussten – sein Angebot mit den beiden Bildhauern aufrechterhalten, und schon 350 Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen Wochen einen lustigen und zugleich lehrreichen Ferienspaß erleben dürfen.
Bedauerlich findet Jutta Kaiser, die 2019 den Vorsitz des Vereins von Dr. Felix Blaser übernommen hat, dass die Kunst-Workshops in den Flüchtlingseinrichtungen des Hochtaunuskreises derzeit nicht stattfinden können. „Die Kurse sind für Flüchtlingskinder so wichtig, weil sie ihnen neben der Vermittlung von Kulturtechniken auch Struktur im Tagesablauf geben. Die Betreuer sind aber derzeit sehr verhalten, weil die Flüchtlingsfamilien so dicht aufeinander leben und die Ansteckungsgefahr zu hoch scheint“, so Kaiser. Das reguläre Angebot des Vereins, der kulturelle Veranstaltungen kostenfrei an bei ihm angemeldete Kinder und Erwachsene vermittelt, Theater- und Kinokarten von Veranstaltern im Kreis und aus Frankfurt weitergibt, falle im Moment aus, „wir fühlen uns wie eingefroren“, sagt Jutta Kaiser. Die Vorsitzende versucht aber trotzdem, wenigstens den Kontakt zu den Familien zu halten, die beim Verein angemeldet sind.
Wie wichtig das Erleben von Kultur für Kinder gerade aus bildungsfernen Familien sei, betont Jutta Kaiser – sie selbst sei mit Flötenunterricht bei Herrn Grützner vom früheren gleichnamigen Musikhaus, mit Besuchen von Vorstellungen im Kurtheater und an Frankfurter Bühnen gemeinsam mit ihren Eltern aufgewachsen. „Wir haben die Saalburg besucht und die Parks in der Umgebung erwandert, meine Mutter hat viel mit mir gebastelt, und mein Highlight war immer der sonntägliche Kindergottesdienst in der Erlöserkirche“, erinnert sich Jutta Kaiser an ihre eigene kulturelle Sozialisation. Die Großmutter von sechs Enkelkindern ist überzeugt davon, dass jedes Kind im Hochtaunuskreis Zugang zu Kultur erhalten sollte – und setzt sich mit 30 Wochenstunden ehrenamtlich im Verein KulturLeben Hochtaunus dafür ein.
Wegen Corona mussten sie selbst und der Verein, der 80 Mitglieder hat und von vielen Sponsoren und Spendern unterstützt wird, ihr Engagement vorübergehend zurückfahren. „Doch wir sehen Licht am Horizont: Die Kleine Oper Bad Homburg hat eine Premiere für September angekündigt und dem Verein KulturLeben schon Karten versprochen, die dann an Kinder weitergegeben werden.“ Für sein Angebot „Kinderbacken“ sucht der Verein derzeit einen engagierten Bäcker mit eigener Backstube – „leider gibt es in Bad Homburg keinen Bäcker mit eigener Backstube mehr, das ist sehr schade“, so Jutta Kaiser.
!Informationen über die derzeit laufenden Workshops für Kinder und Jugendliche erhalten interessierte Eltern per E-Mail an jkaiser[at]kulturleben-hochtaunus[dot]de. Flyer mit dem ganzen Angebot von KulturLeben und KulturKinder liegen beim Stadtladen im Rathaus, der Stadtbücherei und anderen städtischen Einrichtungen aus.