Hochtaunus (fk). Ende des Jahres ist bei den Leichtathleten die Zeit der Vereinswechsel. Das Karussell mit Zu- und Abgängen kam auch im Kreis stark in Bewegung. Ein herber Verlust für die heimische Sprint-Szene ist der Abgang von Tim Kolbe (TSG Friedrichsdorf). Der schnelle Youngster wechselt seinen Lebensmittelpunkt. Weg aus der Zwiebackstadt zieht es ihn wegen eines VWL-Studiums nach Baden-Württemberg. Eine Wohnung ist bereits gefunden, und die ersten Einheiten für seinen neuen Verein – die MTG Mannheim – sind auch schon absolviert. Kolbe „Junior“, der in den vergangenen gut zehn Jahren von seinem Vater Lars trainiert wurde, verabschiedet sich aus dem Taunus mit zwei Kreisrekorden. Über die 100 Meter ist Tim dieses Jahr bei hervorragenden 10,48 Sekunden angekommen, über die 200 Meter stehen starke 21,34 Sekunden zu Buche.
Auf der Zielgeraden der Wechselfrist kann der Königsteiner LV einen spektakulären Zugang vermelden. Marc Reuther (bisher Eintracht Frankfurt) will nach einem schwierigen Jahr beim Verein aus der Burgstadt wieder durchstarten. Für den 26-Jährigen lief es trotz der WM- und EM-Teilnahme nicht ganz rund. Zum Ende des Jahres stand eine Zeit von 1:45,94 Minuten (Platz zwei in Deutschland) zu Buche. Für den sportlichen Neuanfang bestreitet der Student nun komplett neue Wege. Dazu gehört auch ein neuer Trainer.
Nach der Münchener EM schloss sich Reuther der Trainingsgruppe von Justin Rinaldi in Melbourne (Australien) an. Auch aktuell hält Marc sich in „Down under“ auf und wird erst kurz vor Weihnachten nach Deutschland zurückkehren. Ausschlaggebend für den Wechsel sei neben der langjährigen freundschaftlichen Beziehung zur Vereinsleitung vor allem die gelungene Kombination von Professionalität und familiärer Atmosphäre beim KLV gewesen, berichtet der dreifache deutsche Meister. „Marc kam von sich aus auf uns zu. Er wollte unbedingt bei einem hessischen Vereine bleiben. Hilfreich bei unseren Gesprächen war zweifelsfrei, dass wir uns seit über zehn Jahren gut kennen“, berichtet die sportliche Leiterin Judith Wagemans. Der Nationalkaderathlet kann über 800 Meter Bestzeiten von 1:44,93 Minuten (Freiluft) beziehungsweise 1:45,39 Minuten (Halle) vorweisen. Auf der Habenseite stehen drei Starts bei Weltmeisterschaften. Auch 2023 steht eine WM (Budapest) im Kalender. Das große Ziel, das mit dem Rückenwind aus dem Taunus erreicht werden soll, sind jedoch die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Zuvor hatten bereits zwei absolute Nachwuchs-Asse ihre Startzusage beim KLV gegeben. Jana Marie Becker (bisher LG Wettenberg) ist eines der großen deutschen Nachwuchstalente. Die Mittelstrecklerin (Altersklasse U18) feierte mit dem Gewinn von EM-Silber in Jerusalem ihren bisher größten Erfolg. Hinzu kam noch die deutsche Meisterschaft über die gleiche Distanz bei den Nachwuchs-Titelkämpfen in Ulm. Mit hervorragenden 2:04,95 Minuten (800 Meter) ist die Nationalkader-Athletin in ihrem Jahrgang die Nummer eins in Deutschland. Gleiches trifft auch auf die 400 Meter (54,76 Sekunden) und die 1500 Meter (4:26,04 Minuten) zu.
Auch der nächste KLV-Neuzugang gehört dem Nationalkader an. Christoph Schrick (Jahrgang 2003) kommt vom ASC Darmstadt. „Über meine Trainingsgruppe habe ich viel Positives gehört, wie der KLV seine Athleten unterstützt und fördert“, berichtet der aktuelle deutsche 1500-Meter-Meister. Auf dieser Distanz ist Schrick mittlerweile bei starken 3:42,10 Minuten angekommen und ist damit Führender in der deutschen Jahresbestenliste der U20. Auch die 3000-Meter-Bestzeit des 19-Jährigen ist mit 8:12,47 Minuten absolut hochwertig und bedeutet Position zwei im DLV-Ranking.
Der angehende Abiturient war 2022 ebenfalls international im Einsatz. Bei der U20-Weltmeisterschaft in Cali (Kolumbien) vertrat er die deutschen Farben über 1500 und 3000 Meter.