Hessen (bs) – Dieser Tage begeben sich Schwalben auf die Reise in ihr Winterquartier und kündigen den Herbst an. Zurück bleiben ihre leeren Nester, die häufig unter Dach- oder Fassadenvorsprüngen zu finden sind. Doch was tun mit den verlassenen Schwalbennestern? Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hessen informiert, worauf Hausbesitzer achten müssen.
Entfernen verboten
Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND Hessen: „Rauch- und Mehlschwalben kommen im nächsten Jahr zum Brüten gern zu ihren alten Nestern zurück. Es ist weniger Arbeit für die Tiere, die alten Nester zu reparieren, statt neue zu bauen. Schwalbennester dürfen daher nicht entfernt werden. Das ist im Bundesnaturschutzgesetz (§ 44 Abs. 1 Nr.3 BNatSchG) geregelt. Wer Schwalbennester zerstört, kann mit einer Geldbuße bestraft werden.“
Künstliche Nester
Da die kunstvollen Nester aus Lehm bestehen, haben Schwalben immer größere Schwierigkeiten, in den ausgeräumten Landschaften Material zum Nestbau zu finden.
Der BUND empfiehlt daher, künstliche Schwalbennester im Herbst anzubringen, um die „Wetter-Vorboten“ bei der Brut zu unterstützen. Das Anbringen im Herbst ist dabei besonders wichtig, damit sie vor der nächsten Brutzeit bereits hängen. Solche künstlichen Nisthilfen sind in der Regel auch verpflichtend, wenn Schwalbennester aufgrund von Baumaßnahmen an Gebäuden entfernt werden müssen. Hausbesitzer sollten das Vorgehen jedoch im Vorfeld mit der Unteren Naturschutzbehörde abstimmen, um Gesetzesverstöße zu vermeiden.
Verschmutzung entgegenwirken
Nitsch weiter: „Viele Menschen bewundern Schwalben wegen ihrer Flugakrobatik und nutzen sie im Sommer als zuverlässige Vorboten für schlechtes Wetter. Trotz allem kann es zu Konflikten mit ihrer Anwesenheit kommen, da Hausfassaden unterhalb der Schwalbennester mit Kot verschmutzt sein können. Ein sogenanntes Kotbrett kann hier aber helfen, das Zusammenleben von Mensch und Schwalbe zu verbessern.“
Hintergrund
Anfang September brechen Schwalben ihre Zugreise in ihr Winterquartier im südlichen Afrika an. Schwalben sind für ihre Flugkünste bekannt und kündigen im Sommer schlechtes Wetter an, wenn sie tief fliegen. Da sie ihre Flughöhe bei der Beutejagd an die Insekten anpassen, fliegen Schwalben bei einer Schlechtwetterlage (Tiefdruck) tief.
Erkennungsmerkmal der wendigen Vögel sind die gespaltenen Schwanzfedern, deren einzigartigen Form die Schmetterlingsart „Schwalbenschwanz“ seine Namensgebung verdankt. Oft werden Mauersegler mit Mehlschwalben verwechselt, die ebenfalls im Sommer durch die Lüfte tanzen, stürzen und gleiten.
Im Siedlungsbereich sind am häufigsten Mehlschwalben (Delichon urbicum) anzutreffen. Sie gelten auf der Roten Liste Hessen 2021 nicht mehr als gefährdet. Rauchschwalben (Hirundo rustica) bevorzugen Gebiete im ländlichen Raum, bauen ihre Lehmnester aber innerhalb von Gebäuden, wie etwa Scheunen oder Ställen. Rauchschwalben stehen in Hessen auf der Vorwarnliste (Stand 2021).