Pflegebetten und Medizin für Zhovti Vody in der Ukraine

Gemeinsam für die Ukraine und Zhovti Vody /v. r.): Tetyana Fischer und Erwin Paske vom Verein „Gemeinsam für die Ukraine“, Landrat Ulrich Krebs und Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr. Foto: js

Hochtaunus (js). „Was wir in Zhovti Vody gesehen haben, hat mit einer Klinik nach unseren Vorstellungen nur wenig zu tun.“ Der Blick auf die Fotos, die Erwin Paske aus der ukrainischen Stadt etwa 450 Kilometer südöstlich von Kiew mitgebracht hat, bestätigt den Eindruck. Wie aus der Zeit gefallen wirkt die Einrichtung des Krankenhauses der Stadt mit rund 43 000 Einwohnern, das auch für das gesamte Umfeld zuständig ist. Die meisten medizinischen Geräte sind hoffnungslos überaltert, die OP-Tische werden seit mehr als 50 Jahren genutzt und sind entsprechend verschlissen. Der einzige Brutkasten in der Geburtsstation hat gesprungene Scheiben, es mangelt an Krankenbetten und Rollstühlen. Die haustechnische Infrastruktur erinnert an ein Krankenhaus aus den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die Technik ist in vielen Bereichen marode.

Erwin Paske und die gebürtige Ukrainerin Tetyana Fischer mit familiären Wurzeln im Umfeld von Zhovti Vody – beide sind im Verein „Gemeinsam für die Ukraine“ engagiert – haben kürzlich die Überführung von einem Rettungswagen und einem Krankentransportwagen nach Zhovti Vody begleitet und die beiden Rettungsfahrzeuge der örtlichen Klinik übergeben. Die humanitäre Hilfe hat der auf Initiative von Landrat Ulrich Krebs gegründete Verein „Ukrainehilfe Taunus“ mit Unterstützung des DRK und der Taunus Sparkasse organisiert. „Es war ein erster wichtiger Beitrag für die Menschen am Ort“, sagte Krebs jetzt bei einem Treffen mit Paske und Fischer im Landratsamt, bei dem weitere Projekte vereinbart wurden, die am besten noch vor Ostern angegangen werden sollen, weil dabei auch auf die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung im Hochtaunuskreis gezählt wird.

„Es soll nicht bei einer einmaligen Unterstützung bleiben“, so Krebs, der Stadt soll auch beim Wiederaufbau geholfen werden, möglichst eine dauerhafte Partnerschaft entstehen. Das betrifft nicht direkte Kriegsfolgen, Zhovti Vodys Abstieg begann schon vor 30 Jahren mit dem Zerfall der Sowjetunion. Hohe Strahlenbelastung durch den Uranbergbau im Umfeld brachte den Beinahmen „strahlende Stadt“ ein, die Bevölkerung schrumpfte von damals 64 000 Einwohnern um ein Drittel. Jetzt sind rund 6000 Flüchtlinge aus dem unmittelbaren Kriegsgebiet dazugekommen, die Frontlinie liegt nach Angaben der Ukraine-Reisenden keine 100 Kilometer entfernt. Krebs: „Die Situation trifft die Stadt besonders hart, weil sie schon vor dem Krieg mit Infrastrukturproblemen zu kämpfen hatte.“

Die Ausstattung der örtlichen Klinik soll erster Ansatzpunkt bei den folgenden Spendenaktionen sein. Der Kreis steht dabei in engem Austausch mit der Verwaltung der ukrainischen Stadt, Erwin Paske hat als Dankgeschenk des Bürgermeisters ein Freundschaftsband aus Leder für den Landrat mitgebracht, ein Symbol für die erhoffte gemeinsame Zukunft. Bei den dringend benötigten medizinischen Geräten geht es um stationäre Röntgensysteme, Ultraschallgeräte, ein Gerät für Computertomographie, OP-Lampen und OP-Tische, Instrumente für Operationen und vieles mehr.

Über den Hochtaunuskreis sind die Hochtaunus-Kliniken in die Aktion involviert, wichtig aber wird die Mithilfe der Menschen im Kreisgebiet sein. Da hoffen die Initiatoren etwa auf Pflegebetten, die zu Hause nicht mehr gebraucht würden, auf Matratzen, Rollstühle, Gehhilfen, die nicht mehr benötigt werden. Weiter geht es um Dinge des täglichen Bedarfs wie Kleidung, Spielsachen für Kinder, Küchenartikel und Hygieneprodukte.

!Spenden können im Spendenzentrum Hochtaunuskreis im Gluckensteinweg 101 in Bad Homburg abgegeben werden, große Spenden wie Betten, Matratzen und Rollstühle werden auch abgeholt. Kontakt per E-Mail an ukraine[at]hochtaunuskreis[dot]de oder unter Telefon 06172-9994994.



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