Neuroneum braucht mehr Platz auf dem Campus

In der neurologischen „Mucki-Bude“, so Neuroneum-Geschäftsführerin Claudia Müller-Eising erläutert sie CDU-Landtagskandidat Sebastian Sommer, Finanzminister Michael Boddenberg, Bürgermeister Oliver Jedynak und FW-Landtagskandidat Andreas Bernhardt (v. r.) die Arbeit und die Neubaupläne des Unternehmens. Foto: js

Hochtaunus (js). Der Bedarf an Neurorehabilitation wird in den nächsten Jahren stark steigen. Das sei Fakt, sagt jedenfalls Claudia Müller-Eising. „Der Bedarf ist schon jetzt riesig“, so die Geschäftsführerin der Neuroneum GmbH. Die Reha-Einrichtung mit inzwischen über 40 Mitarbeitern hilft nach Schlaganfall oder Hirnschädigung, mit dem Einsatz moderner Technik, vor allem der Robotik, erzielt sie sehenswerte Erfolge. Die Anzahl der Patienten aber wachse rasant, durch den demografischen Wandel und die Fortschritte in der intensivmedizinischen Versorgung. Der jüngste Patient ist sieben Jahre alt, mit zwei Jahren hat er einen Schlaganfall erlitten. Er kämpft sich zurück, wird demnächst in die Schule gehen können.

Kalkuliert wird im Gesundheitswesen mit 70 Prozent mehr Schlaganfällen bereits bis 2030 und einem starken Anstieg kardiovaskulärer Erkrankungen, die vom Gefäßsystem oder Herzen ausgehen. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagen Müller-Eising, die Gründerin des Unternehmens, und Marco Hentsch, der zweite Geschäftsführer. Die Nachfrage nach komplexer Therapie können sie auf begrenzter Fläche nicht mehr bewältigen. Die Familien von Patienten nehmen weite Anfahrtswege in Kauf, Neuroneum genießt einen sehr guten Ruf in der Branche.

Baukosten von fünf Millionen Euro

Seit 2017 ist die Neuroneum GmbH im Gesundheitscampus auf dem Gelände der Hochtaunus-Kliniken ansässig, belegt dort 750 Quadratmeter im Erdgeschoss. Das geht nicht anders, alles muss ebenerdig sein. Aber Gegenverkehr mit Rollstühlen ist aufgrund mangelnder Breite der Verbindungswege zwischen den Räumen mit der „Mucki-Bude für Neuro-Patienten“ (Müller-Eising) trotzdem nicht möglich. Sozusagen nebenan gibt es eine neurologische Praxis und ein Sanitätshaus, man profitiert voneinander. Deshalb will das Unternehmen nach geplantem Neubau auch in direkter Nachbarschaft zum Klinikgelände bleiben, hat ein 5000 Quadratmeter großes Grundstück zwischen Tierfriedhof und Klinik-Campus im Blick und bereits einen Bauantrag gestellt. Auf doppelter Fläche wie bisher soll dann intensive Reha-Arbeit geleistet werden, konkrete Pläne eines Hanauer Architektenbüros liegen längst vor.

Seit mehr als einem Jahr läuft die Planung, vielleicht hat Claudia Müller-Eising einen prominenten Fürsprecher für den erhofften Neubau gefunden. Zu Besuch war Hessens Finanzminister Michael Boddenberg, um sich einen Eindruck von den Möglichkeiten und Herausforderungen innovativer und moderner Neurorehabilitation zu verschaffen. Mit dabei auch Bad Homburgs Bürgermeister Oliver Jedynak, er verhehlte nicht den Stolz darüber, „dass wir Neuroneum hier haben“. Das Grundstück direkt an den Gesundheitscampus anschließend hat die gemeinnützige Gesellschaft in Erbpacht übernommen, kalkuliert wird mit Baukosten in Höhe von etwa fünf Millionen Euro. Entstehen soll ein nachhaltiges Gebäude in Holzbauweise. Mit bodentiefen Fenstern für optimale Fluchtwege im Notfall, mit Photovoltaik auf dem kompletten Dach und Dachbegrünung.

Die Volljuristin Claudia Müller Eising hat die GmbH vor mehr als zehn Jahren gegründet, vor dem Sprung in die Kurstadt war sie an das Klinikum in Offenbach angedockt. Auslöser für den Berufswechsel – inzwischen ist sie als Richterin beurlaubt – war ein schwerer Unfall ihrer Tochter Jahre zuvor, die als 15-Jährige auf dem Schulweg von einem Auto angefahren wurde und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt, fast ein Jahr im Koma lag und nur langsam ins Leben zurückfand. Es war auch die Idee, eine Versorgungslücke zu schließen, vor allem für Kinder und Jugendliche in der Region habe es damals überhaupt keine Möglichkeit zur neurologischen Rehabilitation gegeben. Schon gar nicht mit so innovativen Maschinen der Robotik wie dem Exoskelett, wo Mensch und Computer eine Art Symbiose eingehen, wenn geschulte, gut ausgebildete Therapeuten damit arbeiten.

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