Das Museum lebt durch seine Vielfalt – Ein Ort für Bildung und Vermittlung

Felicia Schmitt (li) war die erste Besucherin von „Kunst mit Baby“, (re) Esther Walldorf.

Foto: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz) – Was ist ein Museum – für Kinder erklärt? Die weitaus schwierigere Frage dürfte jedoch sein, wie planvoll vorher alles abgeklärt sein muss, um überhaupt – vor allem mit Kleinkindern – in ein Museum gehen zu können? Mit Kindern ins Museum zu gehen, ist für Eltern eine Herausforderung. Die wenigsten dieser „Kulturtempel“ sind speziell für alle Bedürfnisse konzipiert worden und die Ausstellungen selbst sind selten kindgerecht, es sei denn, es handelt es sich um ein Kindermuseum. Zudem dürfen die Kleinen den Exponaten nicht zu nahe kommen, es gilt, Regeln zu befolgen. Wer will sich dem schon freiwillig aussetzen? Eltern, die es gerne machen wollen, stellen sich meistens zwei essentielle Fragen: Will ich meinen Kindern Kultur nahebringen? Oder will ich mir selbst etwas anschauen, nehme die Kinder mit und hoffe, dass es für sie erträglich wird?

Esther Walldorf ist Kunsthistorikerin und Museumspädagogin im Museum Kronberger Malerkolonie und sie sieht sich noch mit wesentlich mehr Fragezeichen hinsichtlich der Sinnhaftigkeit von Museumsbesuchen mit Kindern konfrontiert. Mit einem sehr speziellen Angebot hat sie entsprechend darauf reagiert und Antworten gefunden. Selbst Mutter von zwei Kindern weiß sie sowohl um die Bedenken als auch um die Möglichkeiten, die sie sehr umsichtig auslotet. „Das Wort Pädagogik klingt manchmal so überladen und umspannt dabei so viele Bereiche. Für mich ist das Museum ein Ort für Bildung und Vermittlung und was wir ausstellen, ist gerade bei Kindern eine Frühförderung in idealer Form“, erklärt sie und gibt dafür auch ein Beispiel: Die Kunst für Kinder ab fünf Jahren. Die nächsten Termine sind am 13. Januar und 3. Februar 2024 jeweils ab 16 Uhr. Nach einer Kinderführung gibt es eine anschließende Malaktion in der Kunstwerkstatt. „Die Bildinhalte vermittelt hier eine Kollegin in einer kindgerechten Sprache auf Augenhöhe. Uns ist der Dialog mit den Kindern und deren Wahrnehmung wichtig. Gerade wenn sie vor den übergroßen Bildern mit den schweren vergoldeten Rahmen stehen. Diese ersten Eindrücke sind dann zunächst auch ein Thema.“ Dazu kämen die visuellen Ausflüge in eine andere Zeitepoche, andere Lebensmodelle und -mittelpunkte. Darüber spricht Esther Walldorf mit den Kindern, wenn sie Grundschulklassen durch die Ausstellungen begleitet. „Für die Kronberger Kinder sind heute der Opel-Zoo, die Eisdiele, die Schule, die Spielplätze und natürlich das Zuhause wichtig.“ Dieses ‘Andere‘ zu erklären führe zu interessanten Gesprächen und dann auch zur Bereitschaft, neugierig in diese fremde Welt eintauchen zu wollen. „Ein spannender Prozess für alle Altersgruppen, wobei ich bei den weiterführenden Schulen den Lehrplan und die fächerübergreifende Verzahnung im Blick habe.“ Innerhalb der letzten Jahre habe sie sich ein stabiles Netzwerk mit vielen Kontakten zu Kitas, Kindergärten, Grundschulen und weiterführenden Schulen in Bad Homburg, Oberursel, Kronberg, Königstein, Schwalbach, Eschborn und Bad Soden aufgebaut. „Wir müssen und wollen uns immer wieder in Erinnerung bringen und darauf aufmerksam machen, dass das Museum ein Bildungsort ist. Mir ist es gerade bei Führungen wichtig, die Gruppe so im Blick zu behalten, dass sich alle mitgenommen fühlen. In der Regel klappt das gut.“

Neu im Programm ist das Angebot „Mit dem Baby zur Kunst.“ Am 17. Januar und am 7. Februar 2024 jeweils von 10 bis 12 Uhr, können frischgebackene Eltern exklusiv und in dem nur für sie geöffneten Museum in Ruhe Kunst betrachten und genießen. Das Konzept ist so einfach wie überzeugend. Ab 10 Uhr ist Einlass, Eltern können sich mit dem Baby in Ruhe auf die Führung vorbereiten, die eine halbe Stunde später beginnt und in der Regel eine Stunde dauert: „Bei diesem besonderen Angebot habe ich beim Tempo und dem Ablauf der Führung die Eltern mit ihren Kindern immer im Blick.“ Auch danach bleibt ihnen genügend Zeit, sich ohne Hektik auf den Rückweg vorzubereiten. „Wir brauchen immer wieder ein wenig Durchhaltevermögen, bis sich ein Vorhaben bei Kunstinteressierten durchsetzt. Da bauen wir auf die sehr bewährte Mund-zu-Mund-Propaganda.“

Mittlerweile gut angenommen werde die „Kunst in der Mittagspause“. Ein Format, das gerade Berufstätigen entgegenkommt. Um 12.30 Uhr startet die Ausstellungsführung zu ausgewählten Gemälden – diesmal ist es bis zum 25. Februar Fritz Wucherer – sie dauert eine halbe Stunde und bringt Wesentliches auf den Punkt. Die nächsten Termine für die Kunstpause sind der 10., 24. und 31. Januar sowie der 14. Februar 2024. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Esther Walldorf, die seit Juni dieses Jahres als Museumspädagogin fest angestellt ist, hat die „Palette“ kontrastreich erweitert und sie wird auch weiterhin Angebote kontinuierlich entwickeln und auf Nachfrage hin individualisieren. Schon als sie Kunstgeschichte in Frankfurt studierte, hat sie in den Anfängen des Museums, damals fanden die Ausstellungen noch in der Receptur statt, mitgearbeitet. Damit war der erste Kontakt geknüpft und heute kann Esther Walldorf eigene Akzente im Museum setzen. Dieser damalige erste Kontakt bestimmte auch wegweisend einen ihrer thematischen Schwerpunkt als Kunsthistorikerin: die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts im Rhein-Main-Gebiet. Beeinflusst bei ihrer Berufswahl wurde sie sicher durch ihren Vater: Der Maler Benno Walldorf, der sich durch seine Wandgemälde, als Grafiker und nicht zuletzt als Musiker einen Namen in der Kunst- und Musikszene gemacht hat.

Bei Interesse können unter paedagogik[at]kronberger-malerkolonie[dot]com weitere Informationen erfragt werden.



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