Modernisierte Zentrale Leitstelle ist gut gerüstet für alle Notfälle

Christian Stein, Leiter der Zentralen Leitstelle erläutert an zwei der sechs Arbeitsplätze, die bei Großschadenslagen mit genutzt werden, den Ablauf ab Eingang eines Notrufs. Foto: fch

Hochtaunus (fch). Im Notfall zählt jede Sekunde, denn oft steht ein Menschenleben auf dem Spiel. Wer den Notruf 112 wählt, um einen medizinischen Notfall, ein Feuer oder einen Unfall zu melden, die Nummer 06172-19222 anruft, um einen qualifizierten Krankentransport anzufordern oder den Hausnotrufknopf drückt, der landet bei den Rettungskräften der Zentralen Leitstelle im fünften Stock des Landratsamts in Bad Homburg. Dort versehen an 365 Tagen im Jahr die 18 hauptamtlichen, hochqualifizierten Mitarbeiter 24 Stunden lang an sieben Tagen ihren Dienst.

„Alle Einsatzsachbearbeiter verfügen über eine Feuerwehrausbildung sowie eine Ausbildung im Rettungsdienst mit mehrjähriger Berufserfahrung“, informierte Christian Stein, Leiter der Zentralen Leitstelle und des Rettungsdiensts. Zu den Aufgaben der Mitarbeiter gehören die Entgegennahme und unverzügliche Bearbeitung aller Notrufe, Notfallmeldungen, sonstiger Hilfeersuchen und Informationen für den Brandschutz, die Allgemeine Hilfe, den Katastrophenschutz und den Rettungsdienst. Sie nehmen die Alarmierung der Einsatzkräfte und Einheiten von Feuerwehr und Rettungsdienst inklusive des qualifizierten Kranktransports entsprechend der jeweiligen Alarm- und Ausrückeordnung, der Indikationsstellung oder gemäß Sonderschutzplänen vor. Zum Aufgabenspektrum gehören die Lenkung und Dokumentation aller Einsätze des Brandschutzes, der Allgemeinen Hilfe, des Katastrophenschutzes und des Rettungsdiensts im Hochtaunuskreis mit Entgegennahme von Status und Lagemeldungen, die Nachforderung von Einsatzkräften und Einsatzmitteln, die Vornahme von Benachrichtigungen, das Bereitstellen von Informationen und die fernmeldemäßige Führung von Einsatzkräften und Einsatzmitteln. Bei Einsätzen mit Beteiligung von Einheiten des Brand- und Katastrophenschutzes unterstützt das Team die Einsatzleitung. Auch Einrichtung und Betrieb einer ständig erreichbaren Brandmeldeempfangszentrale für Brandmeldeanlagen in Sonderbauten, das Führen eines Kapazitätsnachweises der Kliniken – „über das System kann festgestellt werden, in welcher Klinik wie viele freie Betten für bestimmte Notfälle fei sind“ – und die Anmeldung von Patienten des Rettungsdienstes mittels IVENA sind Sache der Zentralen Leitstelle. Hinzu kommt die Auslösung der Warnung der Bevölkerung auf Anforderung sowie die Funküber-wachung des gemeinsamen Funknetzes des Landes im Hochtaunuskreis. Die Mitarbeiter erteilen zudem Auskunft über Telefonnummern der Giftnotrufzentralen, Druckkammern, Ärztlicher Notdienst, Apothekennotdienst und weitere.

Im Jahr 2021 gingen in der Zentralen Leitstelle insgesamt 158 502 Anrufe ein, und es wurden 51 535 Einsätze koordiniert. Davon handelte es sich bei 20 773 um Notfalleinsätze, bei 8392 um Krankentransporte, bei 821 um Brandeinsätze, bei 1344 um Technische Hilfeleistungen, und bei 20 205 um Vermittlungen.

Christian Stein appelliert an die Bevölkerung, beim Absetzen eines Notrufes, dem Mitarbeiter mitzuteilen, wo sich die Einsatzstelle befindet, ob der Betreffende wach und ansprechbar ist. Laute die Antwort zweimal „Nein“, dann erfolge eine Weiterleitung zur Telefon-animation und es werde ein Notarzt zusätzlich zum Rettungsdienst verständigt. An das Rettungsteam oder die Feuerwehr erfolgen alle relevanten Infos über Pager. Alle Leitstellen in Hessen sind über Glasfasernetz miteinander verbunden und können im Notfall zentral optimiert werden. Dafür hat das Land in diesem Jahr 46 Millionen Euro als Garantiesumme für den Brand- und Katastrophenschutz bereitgestellt und erhöht diese Summe 2024 auf 47 Millionen Euro.

Die Zentrale Leitstelle ist seit 1999 das Herzstück der modernen Gefahrenabwehr im Hochtaunuskreis. Um schnell und effizient Hilfe veranlassen zu können ist eine moderne technische Ausstattung und die Nutzung des Digitalfunknetzes erforderlich. Der Hochtaunuskreis und das Land Hessen haben in die Modernisierung der Zentralen Leitstelle 1,9 Millionen Euro investiert, um optimale Bedingungen für den Brand- und Katastrophenschutz zu schaffen. Hinzu kommen die Kosten für die IT- und die Kommunikationsausstattung sowie 760 000 Euro für Sachleistungen. In der zweijährigen Umbauzeit wurden die Elektrotechnik, die Beleuchtung und der Bodenbelag erneuert, eine Klimaanlage eingebaut und der Sonnenschutz verbessert. Während dieser Zeit erfolgte die Hilfe vom Stabsraum im gleichen Stockwerk aus.

Am Donnerstag weihten Staatssekretär Stefan Sauer und Landrat Ulrich Krebs die modernisierte Zentrale Leitstelle ein. Gekommen waren zahlreiche Politiker von Land, Kreis und Stadt wie Landtagsabgeordneter Holger Bellino, Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr, Kreisbeigeordnete Katrin Hechler sowie der Bad Homburger Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak und der Erste Stadtrat Christof Fink aus Oberursel. Aus den Reihen der Feuerwehr waren der Kreisbrandinspektor und Fachbereichsleiter der Zentralen Leitstelle Carsten Lauer und der stellvertretender Kreisbrandinspektor Lars Benndorf anwesend.

„Unser Ziel ist es, Menschen in Not bestmöglich zu unterstützen und ihnen in kritischen Momenten mit modernster Technologie und einer hochqualifizierten Mannschaft beizustehen“, betonte Stefan Sauer. Landrat Ulrich Krebs sprach die veränderten Aufgaben der Leitstelle an. Außer der Abarbeitung täglicher Routineeinsätze komme der Leitstelle „immer größere Bedeutung im modernen Krisenmanagement zum Schutz der Bevölkerung bei Sonderlagen zu“. Das habe sich zuletzt am Beispiel des Waldbrands am Altkönig gezeigt. Dabei hätten die Mitarbeiter eine Vielzahl von Informationen und Nachforderungen in kürzester Zeit zielgerichtet verarbeitet. Außer der Koordination von Rettungseinsätzen komme moderne Kommunikations- und Informationstechnologie zum Einsatz, um die Bevölkerung auf schnellstem Wege zu erreichen und so vor Gefahren warnen zu können. „Hessenwarn, NINA oder die Hochtaunuskreis-App sind nur einige der Möglichkeiten, die von der Zentralen Leitstelle dafür genutzt werden“, sagte Krebs.

Zwei Arbeitsplätze ständig besetzt

Ausgestattet ist die modernisierte Zentrale Leitstelle mit sechs Arbeitsplätzen in zwei Bereichen, die durch eine mobile Glastrennwand voneinander getrennt sind. Mindestens zwei Arbeitsplätze sind rund um die Uhr besetzt. Ausgestattet sind die Arbeitsplätze mit Monitoren, die dem jeweiligen Mitarbeiter stets einen Überblick über die Gesamtlage ermöglichen. Hinzu kommt eine große Monitorwand, die zusätzlich verdeutlicht, wo verschiedene Einsätze laufen. Zur Leitstellen gehören außerdem Büros für Administrator und Teamleitung, eine Küche sowie je ein Aufenthalts-, Ruhe- und Seminarraum sowie Umkleiden.

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