Interview mit der neuen Leiterin

Typische Tagesabläufe gibt es für Regionalleiterin Barbara Lecht derzeit nicht, aber gerade das macht ihr Freude. Foto: A. Goerlich-Baumann/Bistum Limburg

Main-Taunus (mtk). Die katholische Region Taunus wurde am 1. Mai gegründet und wird derzeit von Barbara Lecht noch alleine geleitet. Künftig soll die Region von einer Doppelspitze geführt werden, doch die zweite Stelle ist noch nicht besetzt. Im Interview mit Anne Goerlich-Baumann vom Bistum Limburg berichtet Lecht, wie unvorhersehbar ihr Tagesablauf ist, wie man die Arbeit einer Doppelspitze im Alleingang bewältigt und was ihr in ihrer spärlich bemessenen Freizeit wichtig ist.

Frau Lecht, wie hat die Region Taunus Sie als neue Leitung aufgenommen?

Barbara Lecht: Gut! Mit dem Start am 7. Juni hat man deutlich gespürt, dass es ganz viel Interesse an der Region gibt von unterschiedlichsten Personen und Kreisen – auch über die innerkirchlichen Bezüge hinaus von Kreis, Bürgermeistern und Vertretern anderer Religionen.

Seit dem 1. Mai gibt es die Region Taunus, am 7. Juni haben Sie Ihre Ernennungsurkunde vom Bischof erhalten. Eigentlich soll eine Doppelspitze die Region leiten, die Besetzung des zweiten Postens steht noch aus. Der Start ist anders als erwartet, denn Sie müssen gleichzeitig in die Region aber auch aufs Bistumsteam blicken. Wie gelingt Ihnen das?

Lecht: Es ist tatsächlich eine große Aufgabe, aber ich versuche Prioritäten zu setzen und zügig eins nach dem anderen zu erledigen. Es gibt hier vor Ort im Regionalbüro auch schon ein Team, mit dem ich gut zusammenarbeite und von dem ich viel Unterstützung bekomme – es läuft, auch wenn die zweite Person der Doppelspitze, die ich mir wirklich sehr wünsche, noch nicht gefunden ist.

Die zweite Leitung ist noch zu besetzen. Was wünschen Sie sich von der neuen Kollegin oder dem neuen Kollegen?

Lecht: Ich würde mir wünschen, dass sie oder er Motivation für das wirklich Neue mitbringt und für die große Chance, die die Region meiner Ansicht nach hat. Die Person sollte auch genau darauf schauen, was es in der Region schon gibt und was einfach gut ist, und das auch stärken. Ich wünsche mir, dass wir mit ähnlicher Motivation an die Aufgaben herangehen, und gleichzeitig aber auch, dass wir uns kritisch gegenüber sind. Denn das ist, denke ich, auch eine Stärke, dass man kein Einzelkämpfer ist, sondern dass man mit einer Person zusammenarbeitet und dadurch viel an Korrektur und anderer Perspektive hereinholt. Für wichtig halte ich auch, dass man den Mut mitbringt, etwas auszuprobieren und Freude daran hat, neue Menschen kennenzulernen und Netzwerke zu bilden.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei Ihnen derzeit aus? Gibt es den überhaupt?

Also, ganz typische Tagesabläufe gibt es eigentlich nicht. Es passiert viel Verschiedenes an einem Tag – von der Teilnahme im Bistumsteam bis hin zur Umzugsvorbereitung oder die Übergabegespräche mit den Einrichtungen. Seit dieser Woche nehme ich nun auch die kommissarische Leitung der Fachstelle für Jugendarbeit wahr. Gleichzeitig aber komme ich auch Einladungen nach und habe mich auf die Aussendungsfeier unserer neuen Pastoralreferenten, die in die Region kommen, gefreut. Es bildet alles ab im Moment.

Mit welchen Themen kommen Sie in der Region ins Arbeiten?

Lecht: Wir gehen jetzt tatsächlich mit der Thematik „gemeinsam, nachhaltig, gerecht“, unserem im letzten Jahr für die Region entwickelten Schwerpunkt, ins Arbeiten. Der Regionalsynodalrat wird sich damit intensiver beschäftigen. Dadurch, dass wir die dynamische Stelle „Nachhaltigkeit und schöpfungsverträgliche Pastoral“ mit Thomas Schmidt und Sr. Nathalie Korf CJ haben, ist das natürlich ein Thema, an dem wir intensiv weiterarbeiten.

Und dann haben wir das Thema Ehrenamtsförderung bereits aufgenommen. Da gab es Anfragen und glücklicherweise mit dem Kurs „Ehrenamts-Begleitung Kompakt“, den Ehrenamtskoordinatorin Jette van der Velden anbietet, auch eine Möglichkeit schnell reagieren zu können. Das werden wir jetzt als erstes nutzen pfarreiübergreifend ein Angebot aus der Region zu machen.

Was bereitet Ihnen momentan die größte Freude an Ihrer neuen Aufgabe?

Lecht: Ich bin tatsächlich jemand, der diesen nicht so stark geordneten Tagesablauf mag. Es macht mir Freude, wenn man sehr viele unterschiedliche Dinge am Tag und in der Woche zu erledigen und zu bewältigen hat - tatsächlich auch, wenn man nicht immer sofort weiß, wie etwas geht, sondern auch nochmal was dazu lernt.

Bleibt im Moment noch Zeit für irgendeine Form der Freizeitgestaltung?

Lecht: Ja, das habe ich mir beim Start in diese Aufgabe vorgenommen. Ich habe diese Woche das dritte Enkelkind bekommen und das ist etwas unglaublich Schönes. Dass ich Zeit für meine Familie habe, das habe ich im Blick.

Wie geht denn die Familie damit um, wenn Sie jetzt in der Region so durchstarten?

Lecht: Ich muss sagen, ich habe ganz viel Unterstützung, auch durch meinen Mann. Die Familie ist sehr interessiert und neugierig darauf, was da jetzt passiert. Alle sind bereit, immer wieder nachzufragen und mir das ein oder andere an Wahrnehmung zurückzuspiegeln. Das finde ich auch einfach schön, wenn da noch ein Gegenüber ist, dass andere Dinge an mir in dieser Aufgabe wahrnimmt als dies Kollegen tun.

Zur Person:

Barbara Lecht ist kein Mensch, der die Verantwortung scheut. Angst vor Veränderungen hat sie schon gar nicht. Im Gegenteil! Neue Erfahrungen reizen sie, das zeigt ihr Lebenslauf. Nach mehreren Stationen in der Pflege begann sie nach der Erziehungszeit ein Fernstudium „Pastorale Dienste“. Sie ging in die Schule und wechselte dann als Referentin für Schulpastoral zum Bistum. Die Bildung der fünf Regionen und die damit einhergehende stärkere Beteiligung von Ehrenamtlichen an Entscheidungsprozessen sieht Lecht, die den Prozess der Regionenwerdung begleitet hat, als große Chance. Es sei ein guter Schritt, den Kirche da gehe, sagt sie. Barbara Lecht hat zwei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder und lebt mit ihrem Mann in Kelkheim.

Hintergrund:

Die Region Taunus besteht aus den Pfarreien Heilig Geist am Taunus, St. Elisabeth Hofheim, Kriftel, Eppstein, St. Ursula Oberursel, St. Franziskus und Klara Usinger Land, Maria Himmelfahrt im Taunus, St. Marien Bad Homburg Friedrichsdorf, St. Martinus Hattersheim, St. Franziskus Kelkheim und St. Teresa am Main sowie der Kroatischen und der Italienischen Gemeinde. Der Region zugeordnet sind die Katholische Fachstelle für Jugendarbeit Taunus und die Katholische Familienbildung Taunus. Regionalleiterin ist Barbara Lecht, die vom Regionalsynodalrat gewählt und Bischof Bätzing bestätigt wurde.

Die fünf katholischen Regionen (Westerwald – Rhein-Lahn, An der Lahn, Wiesbaden-Rheingau-Taunus, Taunus, Frankfurt am Main) haben die Aufgabe, bestehende pastorale, seelsorgerische und karitative Angebote im Bistum weiterzuentwickeln und neue Angebote zu schaffen. Auch inhaltliche Aufgaben und Themen sollen auf Ebene der Region bedarfsorientiert weiterentwickelt werden. Daher wird den Akteuren vor Ort mehr Verantwortung übertragen. Die Regionen sollen die Vernetzung fördern und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Sie sollen den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gruppen und Pfarreien weiterentwickeln.

Die neue Struktur ist ein wesentlicher Bestandteil einer langfristigen Strategie, mit der das Bistum Limburg durch mehr Beteiligung auf ein neues Verständnis von Kirche in der Welt zielt.



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