Hessen/Bad Soden (bs) – Wer ein besonderes Naturphänomen vor der Haustür erleben möchte, hat jetzt Gelegenheit dazu – und sollte sich dabei warm anziehen. Während eines Abendspaziergangs bei Einbruch der Dämmerung lassen sich jetzt die Balzrufe der heimischen Eulen hören.
„Derzeit sind besonders der Waldkauz und der Uhu, die größte Eule der Welt, aktiv“, erläutert Bernd Petri. Es ist stellvertretender Vorsitzender des NABU (Naturschutzbund Deutschland) in Hessen. Uhu-Vorkommen gibt es auch in Bad Soden und anderen Taunusregionen. Die länger werdenden Tage bringen aber auch andere Vögel in Balzstimmung. „Während die Eulen mit ihren Rufen nachts beeindrucken, versuchen Greifvögel am Tag mit akrobatischen Balzflügen zu imponieren“, so Petri. Am besten lässt sich das Naturschauspiel Balz bei Spaziergängen in Parks und Wäldern mit alten Baumbeständen miterleben. So schallt das schaurig-schöne „Huu-hu-huhuhuhuu“ während der Dämmerung wieder überall in Hessen. Urheber dieses Rufs ist Europas häufigste Eulenart, der Waldkauz. „Bereits im Herbst haben sich junge Paare zusammengefunden und bleiben nun ihr Leben lang beieinander. Sie suchen sich ein Revier in alten Wäldern oder baumreichen Parks mit möglichst vielen Mäusen“, sagt NABU-Vogelexperte Maik Sommerhage. Der Waldkauz ist einer der Ersten, der mit der Frühjahrsbalz beginnt.
Aber auch einige andere Eulen, wie der Uhu und der kleinere Raufußkauz, sind früh aktiv. Danach beginnen auch weitere Arten, wie Waldohreule, Sperlingskauz und Schleiereule, nach und nach mit ihrer Balz und vervollständigen so das Eulenkonzert. „Früher als viele andere Vogelarten beginnen die Eulen dann meist im März mit der Brut, Uhu und Waldkauz gelegentlich schon im Februar. Da es im vergangenen Jahr nur wenig Mäuse als Nahrungsquelle gab, hatten viele dieser Arten zuletzt kaum Nachwuchs. Als Reaktion hierauf beginnen einige von ihnen in diesem Jahr sogar noch früher mit Balz und Brut“, so Sommerhage.
Im Gegensatz zu der gut hörbaren Eulenbalz lässt sich das Brautwerben der Greifvögel vor allem tagsüber mit den Augen verfolgen. „Mit akrobatischen Balzflügen will das Männchen dem Weibchen imponieren, aber auch gemeinsame Flugmanöver gehören zur Balz“, sagt Sommerhage. Der Mäusebussard beginnt im März mit seinen sogenannten Girlandenflügen, die der Revierabgrenzung dienen. Auch die Übergabe von Nistmaterial, der gemeinsame Horstbau oder die Renovierung eines bestehenden Horsts gehören zur Balz.
Besonders rasant sind die Balzflüge der Falken, wenn sie sich in raschem Gleitflug nach unten stürzen. Zur Balz zählen auch Futtergeschenke, um die Beziehung zu festigen. So übergeben die Männchen von Wander- und Turmfalken zunächst in Horstnähe und später auch direkt am Nest Beute an die holde Weiblichkeit. „Falkenmännchen wollen mit dem Beweis ihres Jagdgeschicks ihre Artgenossinnen von sich überzeugen, indem sie zeigen, dass sie Weibchen und Junge während der Brutphase gut mit Futter versorgen können“, erläutert Sommerhage. Der NABU ruft dazu auf, Eulen und Greifvögel bei ihrer Balz nicht zu stören und genügend Abstand zu Bäumen mit Bruthöhlen und Nestern zu halten.