Im „Café Rotkehlchen“ stehen Türen zur Vergangenheit offen

Nach dem Nachmittagskaffee geht es zum Konzert in den Kurpark. Jens Berger (r.) denkt sich für seine Gäste im „Café Rotkehlchen“ immer ein attraktives, meist saisonales Programm mit Erinnerungscharakter aus. Foto: DRK

Hochtaunus (how). Im „Café Rotkehlchen“ des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Hochtaunus, das zwei Jahre wegen der Pandemie geschlossen war, jetzt aber wieder geöffnet hat, treffen sich dienstags, donnerstags und freitags ältere Menschen mit Orientierungsschwächen zu Kaffee und Kuchen. Dazu gibt es immer ein saisonales Programm, das unterhalten, aber auch Erinnerungen wecken soll. Jens Berger vom Fachbereich Demenz denkt sich immer „neue alte Dinge“ aus, diesmal ging es um den Sommer und die Erntezeit. Es bedurfte nur kleiner Anschubser, und schon erzählten die Besucher, wie sie früher vom Feldschütz beim Apfelklauen erwischt wurden oder wie es daheim aus der Küche geduftet hat, wenn die Mutter Obst einkochte oder „Quetschekuche“ gebacken hat. Bei vielen begannen die Augen zu leuchten, wenn sie im Geiste an Mutters leckeren Apfelbrei schnupperten. „Den Geruch habe ich noch im Kopf“, sagte ein älterer Herr. Und nicht nur der Geruch war im Kopf geblieben, auch die meisten Lied- und Gedichttexte gingen ihnen flott und ohne abzulesen von den Lippen, „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ zum Beispiel oder „Spannenlanger Hansel und nudeldicke Dirn“.

Zum Kaffee gab es Kuchen, natürlich mit Obst belegt, denn es musste ja zum Thema passen. Zu Ende war der Nachmittag damit zwar im wiedereröffneten „Café Rotkehlchen“, die muntere Gästeschar zog dann aber weiter in den Kurpark, wo das sechsköpfige Kurensemble um Mike Mihajlovic in der Konzertmuschel am Elisabethenbrunnen Besucher mit typischer Kaffeehausmusik unterhielt. Auch das weckte Erinnerungen.

„Wir möchten unsere Gäste möglichst individuell betreuen, über die zwei Jahre der Pandemie hinweg sind uns aber viele ehrenamtliche Helfer abhandengekommen“, bedauert Jens Berger, der jetzt neue Helfer sucht, „vor allem freitags fehlt es an Helfern“. Wer also gerne mit älteren Menschen umgeht, Geduld und Einfühlungsvermögen hat und zwischen 14 und 17 Uhr Zeit aufbringen kann, sich ehrenamtlich zu engagieren, ist willkommen. Eine Aufwandsentschädigung und eine Schulung gibt es auch, außerdem viele anregende Gespräche.

Renate Marx aus Schmitten gehört seit Jahren zum Team und möchte diese Kontakte nicht mehr missen: „Ich liebe ältere Menschen, sie verdienen unseren Respekt, und wir können viel von ihnen lernen“, begründet sie ihr Engagement. Auch Pascal Hagenah ist schon länger dabei, er gehört noch zur jüngeren Generation und ist ehrenamtlich bereits in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. „Ältere fehlten mir noch zu meinem Glück, deshalb bin ich hier so gerne dabei.“

Interessenten können sich entweder direkt an Jens Berger, Telefon 06172-129545, oder an die DRK-Service-Zentrale, Telefon 06172-129565 wenden.



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