Wanderbienen wieder auf großer Tour

Die Wanderbienen sind heil angekommen im Weißkirchener Feld, mit dem Fahrrad angeliefert von den Künstlern und Imkern Andreas Wolf (Mitte) und Florian Haas (r.). Mit den Kindern vom Kindergarten St. Crutzen sind auch schon die ersten Besucher da. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Die Wanderbienen sind wieder da. Bei bestem Bienen-Flugwetter am Montag pünktlich zum Beginn der Arbeitswoche sind sie im Weißkirchener Feld angekommen. Nicht durch die Luft, mit dem Fahrrad-Taxi hat Andreas Wolf die Bienen aus dem Winterquartier am Alten Flugplatz Bonames an die Ausläufer der Taunushänge chauffiert. Hier sollen sie fleißig futtern für leckeren Honig des Jahrgangs 2024, für das Projekt Regionalpark-Bienen werben und mit Unterstützung der Künstler und Imker Andreas Wolf und Florian Haas Bildungsarbeit leisten.

Noch wuseln sie irgendwie wild herum. Als könnten sie sich kaum entscheiden, auf welche Leckerei sie sich zuerst stürzen sollen. Im ersten Frühjahrsparadies in diesem Jahr für Feinschmecker-Bienen ihrer Art. Die Fahrt im bunten Hänger mit ein paar ausgewählten „Graphic Novels“ von Wolf und Haas auf der einen Seite hat sie schon ein bisschen durchgeschüttelt, die Bienen müssen sich noch erholen, bevor sie an die Arbeit gehen. Der Standplatz an der Ecke Niederurseler Straße/Breiter Weg ist ihre erste Station auf der Tour entlang der Taunushang-Route des Regionalparks. Nach sechs Wochen ziehen sie weiter Richtung Eschborn ins Arboretum, Mitte Juli geht’s dann entlang der „Safari-Route“ nach Schwalbach zum Viergötterstein, letzte Station in diesem Jahr wird der Kurpark in Königstein sein. Zwei Bienenvölker hat der Hänger geladen, da kommen schon ein paar Zehntausend Bienen in den Genuss einer Rundreise.

Auf den Frühlingsäckern von Bauer Bickert und seinen Kollegen in Weißkirchen steht der Raps hoch in Kurs, das steht schnell fest. Das Gelb der Blüten bestimmt die Farbnote des Frühlings neben den hellen Blüten der Obstbäume. Die Bienen mögen den Raps. Der Geschmack der Regionalparkroute spiegelt sich später im Honig. So nennt das Andreas Wolf gerne, der das Bienen-Auf-Tour-Projekt mit seinem Freund Florian Haas von der Künstlergruppe „finger“ entwickelt und für den Regionalpark umgesetzt hat.

Das mit dem Geschmack lernen schon die Kindergartenkinder, der Geschmack des Honigs hängt vom Naschwerk der Bienen ab. Naschen dürfen auch die Kinder, die Honig-Verkostung der Ernte vom Vorjahr gehört zum Programm, wenn die Künstler-Imker zur Stippvisite an den Standort des Bienenwagens kommen und Besuch erwartet wird. Die Ernte 2023 aus der Kategorie „Berg und Tal“ wurde in Bad Homburg und Friedrichsdorf, in Oberursel und zuletzt in Kronberg eingefahren, eine echte Taunus-Mischung. Bei den Kindergartenkindern kommt sie gut an, die mitgebrachten Baguette-Scheiben mit dem süßen Belag sind ratzfatz weg.

Der mobile Bienenwagen ist mit künstlerischen Bildergeschichten inszeniert, die sich von Station zu Station verändern. Meist lustige Geschichten, die Bienenschule als großformatige Bildergeschichte gibt Antworten. Da macht der erste Naturkundeunterricht viel Spaß, das erlebten auch die Kinder vom Kindergarten St. Crutzen, die bei der diesjährigen Premiere dabei sein durften. Diese Gelegenheit können auch andere Kindergärten und Grundschulen nutzen, die sich bei Anja Littig von der Abteilung Stadtplanung und Stadtentwicklung im Rathaus melden. Littig ist auch eine der Geschäftsführerinnen der Regionalpark Rhein Main Taunushang GmbH, sozusagen die Kontaktfrau zwischen Stadt und Regionalpark. Mit dabei bei der Eröffnung auch Bürgermeisterin Antje Runge, sie lobt das „tolle kostenfreie Bildungsangebot“ der Regionalpark-Dachgesellschaft, die das Projekt finanziert. Es sei im Sinne von „Nachhaltigkeit und Biodiversität, schon den Jüngsten die Bedeutung der natürlichen Lebensgrundlagen zu vermitteln.“

Natürlich geht es in der Bienenschule auch darum, dass das Leben der Bienen nicht immer nur ein fröhliches Honigschlecken ist, denn sie haben auch einige Feinde, abgesehen mal von Giftspritzen und verwandten Unarten. In diesem Jahr werden vor allem Angriffe aus der Luft befürchtet, erläutern die Imker Wolf und Haas. Etwa durch die invasive Gelbfußhornisse, die aus Asien stammt und illegal eingereist sei. Sie vermehrt sich wohl rasant und ist vor allem im süddeutschen Raum und am Oberrhein schon zu einer ernsten Plage geworden, die ganze Bienenvölker vernichtet. „Ein ernstes Thema beim jüngsten Imkertag“, so Florian Haas. Die Gelbfußhornisse habe es auch auf Wespen und anderes Getier abgesehen. Die Betrachtung der Bienen in der Landschaft und die Betrachtung der Landschaft aus Sicht der Bienen kann da zu überraschenden und ungewöhnlichen Perspektiven für die Regionalpark-Besucher führen. Der Standort im Feld von Weißkirchen gilt als hochfrequentiert von Fußgängern und Radlern.

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