Maasgrund-Turm beglückt die Waisenkinder in Langobaya

Groß ist die Freude unter kleinen und großen Kindern über jedes Spielgerät, und sei es auch nur ein Balken oder eine Reihe von Pflöcken zum Balancieren. Foto: Krücke

Oberursel (ow). „Ein großer Traum ist in Erfüllung gegangen“, strahlt Mathilde Krücke und spricht über das neueste Propjekt im Waisenhaus der „Kenia Kinder Hilfe“. Der Oberurseler Hilfsverein feierte voriges Jahr sein 20-jähriges Bestehen (die Oberuseler Woche berichtete) und stellte jetzt etwas Einzigartiges für die 38 Waisenkinder auf die Beine.

„Was für Oberurseler Kinder als selbstverständlich gilt, gab es dort nicht. Einen Spielplatz. Aber das Problem war, dass es dort kein Bauteam und keine Anleitung gab“, berichtet die Vorsitzende Mathilde Krücke. Also machte sie sich zusammen mit ihrem Mann Lutz Krücke in Oberursel auf die Suche nach den schönsten Spielplätzen und Möglichkeiten. „Auf dem Maasgrund Spielplatz sind wir fündig geworden. Wir haben den Turm im Maasgrund nach allen Seiten vermessen, einen regelrechten Bauplan erstellt. Nur dass der Turm etwas größer in Kenia nachgebaut wurde, weil dort ständig 35 Kinder drin rumtoben.“

Das Projekt startete im März 2023 mit einer Doppelschaukel. „Viele Spezialteile wie lange Edelstahlschrauben, Muttern, Bohrer, Schäkel, Ketten und Schaukelbretter haben wir in Paketen nach Kenia geschickt. Zeitgleich wurden dort dicke Holzstämme und passende Eisenrohre dazu organisiert.“ erzählt Lutz Krücke. „Wir haben Abstandhalter benötigt, damit die Termiten sich nicht durchs Holz fressen. Die dicken, langen Holzstämme waren druckimprägnierte Strommasten. Solch lange Bohrer hatte dort noch niemand gesehen, geschweige denn so lange, große Löcher genau und gerade durchs Holz gebohrt. Das waren für die Handwerker dort richtige Herausforderungen. Alles wurde einzementiert, da war sehr viel Erklärung notwendig. Obendrauf hatten wir keinen Kran und keine Hebevorrichtungen, alles musste mit Muskelkraft irgendwie bewältigt werden. Irgendwann nach gut drei Wochen war die Schaukel fertig. Es war wie ein Fest: Wer darf als erstes schaukeln, wenn sie fertig ist? Seitdem ist die Schaukel täglich in Benutzung.“

Das zweite Spielgerät, ein Sechseck mit mehreren Kletter- und Schwingmöglichkeiten, war einfacher herzustellen und lief fast von alleine nebenbei mit. Im August 2023 war Lutz Krücke wieder in Kenia. Dieses Mal ging es beim Spielplatz-Bau etwas ruhiger zu. Man baute einen langen Balancierbalken auf Eisenstäben mit gutem Abstand vom Boden, worauf man auch bequem sitzen kann. Sämtliches Material hierzu gab es in Kenia. Zudem wurde eine Kletterwand am Rand des Sandbereichs mit dicken Steinblöcken errichtet. Was als nächstes?

„Ideen und Fotos hatten wir mittlerweile viele. Die Auswahl fiel mit unserem Team in Kenia auf einen Kletterturm. Er wurde 2011 zum Hessentag am Maasgrund gebaut, hat schon einiges erlebt und ist sehr robust – und mit vielen Ideen – aus Holz gefertigt. Zum Beispiel das dicke Tau bei einem Eingang, die Klettergriffe aus Holz oder die Stange zum Runterrutschen. Der Balken mit den Stufen auf der anderen Seite, das sind fast alles Sachen, die aus Holz in Kenia selbst herzustellen sind. Fast das ganze Material gab es in Kenia.“ Im März und April dieses Jahres wurde das Projekt tatsächlich umgesetzt. Krücke: „Unzählige Nägel wurden verwendet, das macht auch den Kindern Spaß, die kleineren Nägel in das Holz zu hauen. Das dicke Tau, woher auch immer es kam, eines Tages war es da. Es musste zur Stabilität ein dicker Draht rein. Ging nicht, aber ruckzuck war ein dickes Kabel drinnen. Das klappt ebenso. Am Ende war der Kletterturm fertig, und alle freuten sich. Die Bauarbeiter stießen mit einer Cola an, die Kinder eroberten den Turm, und jeder beäugte den anderen: Ist alles stabil genug, müssen wir noch irgendetwas verbessern? Oft sah man die Kinder hautnah bei den Bauarbeitern. Sie stellten viele Fragen, jetzt sind sie einfach nur glücklich.“

Das Ehepaar Krücke ist allen Spendern und Unterstütztern dankbar, ohne die der neue Spielplatz nicht möglich gewesen wäre.“ Oliver Knobl, Mitbegründer der Kenia Kinder Hilfe, weist auf die nächsten Möglichkeiten hin, die „Kenia Kinder Hilfe“ zu unterstützen: „Jetzt am Samstag, 20. April, um 19.30 Uhr, führt das Ensemble „Voice:Ten“ in der Taunushalle in Oberstedten sein Musical ,Schwarzweiss‘ auf. Da gehen wir natürlich hin. Das Ensemble unterstützt uns schon seit vielen Jahren. Und am 8. Mai haben wir an der Burgwiesenschule in Bommersheim einen Schüler-Spendenlauf, der erste für uns nach Corona. Viele kenianische Überraschungen haben wir vorbereitet und organisieren bereits seit Wochen mit der ehemaligen Lehrerin Sibylle Jablonka und Direktorin Michaela Wiehl das Event. Zudem sind wir auf der Suche nach einem Paten. Eine Teil-Patenschaft startet bei 25 Euro monatlich. Und vielleicht finden wir für Herbst oder das nächste Jahr wieder eine Schule, die mit uns einen Spendenlauf veranstalten möchte“ hofft Knobl.

Weitere Infos und Kontakt im Internet unter www.kenia.kinder-hilfe.de oder per E-Mail an mathi.kruecke[at]kenia-kinder-hilfe[dot]de.

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