Großes Interesse an der GU im Hammergarten

Die 165 Sitzplätze im Saal reichen nicht aus, so groß ist das Interesse. Als die hinzugezogenen Tische auch noch voll sind, bleiben nur noch Stehplätze.Foto: gt

Oberursel (gt). Das Interesse an der Informationsveranstaltung des Hochtaunuskreises zur neuen Gemeinschaftsunterkunft (GU) am Hammergarten war so groß, dass die 165 Stühle im Saal der Oberurseler Werkstätten nicht ausreichten. Auch die zusätzlich aufgestellten Tische konnten den Bedarf an Sitzplätzen nicht vollständig decken. Für einige Besucher blieben nur Stehplätze.

Auf der kleinen Bühne am Ende des Saals saßen neben Landrat Ulrich Krebs, Bürgermeisterin Antje Runge und dem Ersten Stadtrat Christof Fink auch Ernest Pacarada, Inhaber der Hammergarten GmbH, Johanna von Arnim, Leiterin der Ausländerbehörde des Hochtaunuskreises, und der Leitende Polizeidirektor Ralph Stolze. Moderiert wurde der Abend von Wolfgang Hettfleisch, Redakteur beim Hessischen Rundfunk.

Krebs freute sich über das große Interesse. Er berichtete, dass seit 2015 10 000 Menschen im Hochtaunuskreis aufgenommen wurden. Die GUs sind über den ganzen Landkreis verteilt, viele Ukrainer sind privat untergebracht. In den Unterkünften leben aber auch anerkannte Flüchtlinge, die keine Wohnung finden. Dennoch kommen weiterhin viele Menschen nach Deutschland und der Hochtaunuskreis rechnet in den nächsten Monaten mit 1000 neuen Flüchtlingen aus der Landeszuweisung. Daher ist der Landrat froh über die neue Unterkunft im Hammergarten, da dadurch keine Sporthallen geschlossen werden müssen. Er bedauert jedoch, dass die Informationsveranstaltung aufgrund der Situation mit der Eigentumsübertragung so spät stattgefunden hat. Am Montag sind die ersten Bewohner, die bisher in Hotelzimmern untergebracht waren, in die neue GU eingezogen.

Johanna von Arnim erläuterte, wie schwer planbar das Thema sei. Die Dynamik der Flüchtlingsströme hänge von der Weltpolitik ab und könne vom Hochtaunuskreis nicht beeinflusst werden. Der Kreis, der in der Vergangenheit begonnen hatte, Plätze abzubauen, wurde durch den Krieg in der Ukraine eines Besseren belehrt.

Derzeit verfügt der Landkreis über 3000 Plätze für Flüchtlinge in 50 Unterkünften unterschiedlicher Größe. Diese Plätze sind voll und es wurde auf Hotels ausgewichen. Die geschätzten Zuweisungszahlen werden dem Kreis zu Beginn des Quartals mitgeteilt, jedoch wöchentlich korrigiert. Derzeit kommen 30 Personen pro Woche, darin enthalten sind die Ukrainer aus der Erstaufnahmeeinrichtung, aber hinzu kommen Sonderzuweisungen von Menschen, die direkt aus der Türkei kommen zum Beispiel Flüchtlinge aus Syrien.

Der Hochtaunuskreis hat keinen Einfluss auf die Zusammensetzung der Flüchtlingsgruppen, weder auf die Herkunftsländer noch darauf, ob es sich um Familien oder Einzelpersonen handelt. Die Aufteilung auf die Kommunen im Kreis richtet sich nach der Einwohnerzahl der einzelnen Kommunen.

Das ehemalige Thomas-Cook-Gebäude wurde im Herbst angeboten und nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens mit dem Regierungspräsidium hat sich das Bauamt über die Weihnachtsfeiertage mit den baurechtlichen Fragen beschäftigt. Die Baugenehmigung folgte am 10. Januar, die Eigentumsübertragung fand am 28. Januar statt. 400 Personen sollen einziehen, in der Baugenehmigung steht 500, um etwas Flexibilität zu haben.

Neuer Betreiber ist allerdings nicht der Kreis selbst, sondern die „Hammergarten GmbH“ der Brüder Ernest und Pacarada Elvir. Sie kamen im Dezember 1994 aus dem ehemaligen Jugoslawien. Ihre Tante lebte bereits in Deutschland und sie wollten zunächst nur für ein paar Monate bleiben. Sie begannen 1996 eine Ausbildung zum Gas-/Wasser-/Heizungsinstallateur und lebten während dieser Zeit in einer Gemeinschaftsunterkunft in Eppstein. Sie setzten sich das Ziel, eine eigene Unterkunft zu betreiben. Inzwischen betreibt das Familienunternehmen mit 50 Mitarbeitern mehrere Unterkünfte in der Region.

Im Thomas-Cook-Gebäude aus dem Jahr 2001 haben sie neue Duschen und Toiletten installiert. Ein Techniker wird von Montag bis Samstag jeweils acht Stunden vor Ort sein. Ein Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr im Einsatz. Eine Hauswirtschaftskraft wird in Sachen Hygiene und Brandschutz die Bewohner beraten. Außerdem enthält das Gebäude Gemeinschaftsräume, zum Beispiel für Deutschunterricht.

„Wir wissen, was es heißt, in einer Flüchtlingsunterkunft zu leben“, sagte Ernest Pacarada, der selbst jeden Tag vor Ort sein will.

Der Kreis hat sich finanziell nicht an den Umbaumaßnahmen beteiligt und zahlt stattdessen Miete an die Hammergarten GmbH. Der Mietvertrag ist auf zehn Jahren ausgelegt. Außerdem werden fünf Sozialarbeiter an fünf Tagen der Woche vor Ort sein.

Kinder sollen mit einer Sondergenehmigung des Schulamtes auf Schulen in den umliegenden Stadtteilen verteilt, so der Landrat. „Kein Oberurseler Kind muss Angst haben, die Schule wechseln zu müssen“, sagte er.

Laut Johanna von Arnim soll die ärztliche Grundversorgung auch im Umkreis stattfinden, aber die Arztpraxen sollen dadurch nicht überfüllt werden.

Zu Fragen der Sicherheit, etwa ob Frauen nachts allein auf die Straße gehen können, fand Polizeidirektor Ralph Stolze klare Worte: „In die Gemeinschaftsunterkunft ziehen Menschen ein“, sagte er und erntete dafür Applaus. Wo viele Menschen zusammenkommen, kann es zu Straftaten kommen. Die Polizei habe dann aber eher direkt in der Gemeinschaftsunterkunft zu tun.

Ob die Gemeinschaftsunterkunft den sozialen Zusammenhalt gefährde, wollte jemand wissen. Auch hier gab es klare Worte, diesmal von Runge: Die Kundgebung auf dem Epinay-Platz habe gezeigt, wie vielfältig Oberursel sei und wie stabil die Stadt ist. Oberursel sei bunt und werde es auch bleiben, und fügte hinzu: „Oberursel will Menschen willkommen heißen und nicht vertreiben.“

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