Felicitas I. freut sich über ihre „tolle Nachfolgerin“ Janine I.

Royales Trio (v. l.): Janine Wolf folgt mit „Brunnenhund“ Meily Felicitas I. in das Amt der Brunnenköngin. Foto: ach

Oberursel (ach). Gute Nachrichten hatte der Vereinsring Oberursel am Freitag zu verkünden. Obwohl es lange Zeit nicht danach aussah, wird es eine neue Brunnenkönigin geben. Noch dazu eine, die voll und ganz hinter dem Amt steht und sich mit Engagement aus tiefer Überzeugung die Krone aufs Haupt setzen lässt. Janine Wolf, selbstständige Hundetrainerin und Inhaberin der Hundeschule „Bunt um den Hund“ mit eigenem Hundeshop im Dornbachzentrum, wird im Rahmen der Veranstaltung „AiA – Mobilität im Fokus“ von der noch amtierenden Brunnenkönigin Felicitas I. am Samstag, 27. April, um 13 Uhr auf der Rathausplatz-Bühne das Zepter übernehmen. Seit gut einem Jahr ist Janine Mitglied im fokus O., der damit erstmals die Brunnenkönigin stellt. Aus gutem Grund, feiert er doch vom 26. bis zum 28. April seine 25. Autoschau, die erstmals als „Mobilitätsschau“ stattfindet, und im kommenden Jahr in bester Tradition als Nachfolger des 1850 gegründeten Handwerker- und Gewerbevereins Oberursel sein 175-jähriges Bestehen.

Als Janine am 15. März zum Frühjahrsempfang des fokus O. ins Autohaus Senger ging, ahnte sie nicht, dass sie als designierte Brunnenkönigin nach Hause zurückkehren würde. Im Gespräch habe dort Claudia Kaczinski, die damalige Vorsitzende des fokus O., erwähnt, dass noch eine Brunnenkönigin gesucht werde, und Janine gefragt, ob sie nicht Lust auf dieses Amt hätte. „Ich war völlig überrumpelt“, erinnert sich Janine. „Zuerst habe ich gesagt, dass ich dafür keine Zeit hätte, aber dann habe ich doch nochmal mit Claudia geredet, und die hat mich sofort zu Felicitas geschoben, damit sie mir etwas über das Amt erzählen kann.“ Die beiden Frauen, die mittlerweile dick befreundet sind, unterhielten sich angeregt, die Zeit reichte kaum. „Wenn du noch etwas wissen willst, ich bin ja am Montag wieder bei dir in der Hundeschule“, sagte Felicitas schließlich. Sie besucht ein Kommunikations-Seminar ohne Hund für unerfahrene Hundebesitzer, da nach ihrer Amtszeit, wenn sie wieder mehr Zeit hat, ab August ein Husky-Welpe bei ihrer Familie einziehen soll. Janine stutzte. „Ich habe dir doch schon zweimal im Seminarraum gegenüber gesessen“, erklärte Felicitas daraufhin. Janine hatte nicht bemerkt, dass ihre „Schülerin“ und die Brunnenkönigin dieselbe ist.

„Ich wollte immer gern ein Dirndl“

Am Mittwoch darauf bewarb sich Janine bei der stellvertretenden Vereinsring-Vorsitzenden Christine Förder, bei der mittlerweile auch eine weitere Bewerbung eingegangen war. Die Vize-Chefin beriet sich nach der Prüfung der Bewerbungen mit den drei weiteren Mitgliedern des Auswahlgremiums, den Ex-Brunnenköniginnen Carolyn Görge und Verena Schmidt sowie Ex-Brunnenmeister Christian Peter. Am Montag darauf hatte Janine die Zusage. „Ich habe mich wirklich sehr gefreut“, sagt sie. Umso mehr, als es eine weitere Bewerberin gab und sie nicht das Gefühl habe, eine Verlegenheitslösung zu sein. Einen Brunnenmeister an ihrer Seite gibt es nicht – „dafür ging alles viel zu schnell“, sagt die 33-jährige Single-Frau. Dafür gibt es drei Hunde, die Australian-Shephard-Mädels Meily (7), Fibi (2) und Bonnie (1), von denen aber nur Meily vorgestellt werden konnte, da die übermütigen „Halbstarken“ nach einem Spontan-Schlammbad nicht so rasch wieder vorzeigbar herzurichten waren.

Schnell musste es auch mit dem Outfit der künftigen Königin gehen. „Ich hatte vorher nie ein Dirndl, wollte aber immer schon gern eins haben. Jetzt habe ich zwei“, strahlt Janine. Sie hat sie bei Trachten Krüger im Internet bestellt, und sie passen wie angegossen. Für das lange Ballkleid ging sie zusammen mit ihrer neuen königlichen Freundin Felicitas in Leidersbach shoppen. Die beiden wurden bei Brand-Brautmoden fündig. „Sicherheitshalber haben wir vorher telefonisch angefragt, ob etwas Passendes vorrätig ist“, gestehen die beiden. Und nachdem der Königin neue Kleider besorgt waren, konnten auch gleich die offiziellen Fotos für die Autogrammkarten geschossen werden. Auch hier war es Felicitas, die ganz neue Talente zeigte.

Geboren und aufgewachsen ist die angehende Brunnenkönigin in Bischofsheim bei Mainz, lernte Luftverkehrskauffrau bei der Fraport, ging ins Marketing und machte seit 2017 ein Fernstudium in Hundewissenschaften, um ihre Liebe zu Hunden zum Beruf zu machen. Genauer: zum Nebenberuf! „Sowohl über eine Selbstständigkeit als auch über das Amt der Brunnenkönigin hatte ich mir nie Gedanken gemacht, bis ich es plötzlich war“, sagt Janine. Seit siebeneinhalb Jahren lebt sie in Oberursel, wo sie sich sofort heimisch gefühlt habe. „Oberursel ist wunderschön und bietet eine grandiose Mischung aus Stadt und Wald.“ Sie ist stolz darauf, diese Stadt und ihr Vereinsleben ein Jahr lang repräsentieren zu dürfen. Am meisten freut sie sich auf die Mobilitätsschau und natürlich auf das Brunnenfest, das vom 24. bis zum 27. Mai gefeiert wird, besonders aber auch darauf, viele Leute kennenzulernen. Und was sagen ihre Eltern dazu? Janine lacht: Meine Mama ist Kummer gewohnt und mein Papa schüttelt den Kopf. Aber sie freuen sich schon sehr mit mir und sind ganz stolz.“

„Mein Mann hat viel gelernt“

Fast dieselben Worte benutzt Felicitas I. für ihre Rückkehr ins bürgerliche Leben als Felicitas Kutz: „Ich glaube schon, dass sich mein Mann ein bisschen freut, wenn ich wieder mehr Zeit habe. Er hat ja selbst viel gelernt: Haare glätten, Knopfleisten auf- und zumachen … Er hat mich auch nie ohne Frühstück aus dem Haus gelassen und hatte bestimmt auch viel Spaß. Ich glaube, er ist sehr stolz auf mich.“ Gemeinsam mit ihm macht die 35-Jährige erst mal Urlaub auf Sardinien. Aber erst nach dem Brunnenfest, das sie wieder „ganz normal“ als Felicitas Kutz erleben möchte. Obwohl ich von Verena weiß, dass es für eine Brunnenkönigin „nie wieder ein normales Brunnenfest geben wird, weil dich einfach jeder kennt“.

„Unglaublich schön“ sei ihre Amtszeit gewesen, manchmal auch „anstrengend“, aber Brunnenkönigin zu sein sei „ein Erlebnis, das man so kein zweites Mal im Leben hat“. Wo die Zeit bei den vier Tagen Brunnenfest geblieben ist, sei ihr noch heute ein Rätsel „Ich weiß nicht, wann ich zu Hause war oder wann ich geschlafen habe.“ Unvergesslich werde ihr der Hessentagsumzug in Pfungstadt bei unglaublicher Hitze bleiben. Ihr tolles Benz-Cabrio von 1935 habe „mit Hitzschlag seinen Dienst aufgegeben“, aber glücklicherweise erst nach der Ehrentribüne. Dass sie dort zu Fuß zum Ministerpräsidenten gelaufen sei, wurde in der Fernsehübertragung als „volksnah“ interpretiert. „Dabei bin ich schon vorher ausgestiegen, weil ich Angst hatte, dass ich mit meinem Kleid nicht so schnell und schon gar nicht besonders elegant aus diesem Auto komme“, lacht Felicitas.

Ganz anders war das Wetter beim Laternenfestumzug in Büdesheim. Dort hat es so geschüttet, dass ihr Kleid pitschnass war. „Aber dank der guten Qualität hat man ihm nach dem Trocknen nichts angesehen, den Schmutz konnte man einfach ausschütteln“, lacht Felicitas. Auf vielen Festen von Vereinen, die sie noch gar nicht kannte, habe sie die „vielschichtige Oberurseler Vereinswelt kennengelernt“ und Respekt bekommen vor „vielen engagierten Menschen, die auch für ihren kleinen, wenig bekannten Verein brennen“. Bei den Besuchen bei der Feuerwehr habe sie Autos gesehen, die sie vorher nicht kannte, durfte „hinter die Kulissen krabbeln“ und am Brunnenfestmontag trotz Höhenangst mit der Drehleiter hochfahren. „Ich hab das Geländer des Korbs keine Sekunde losgelassen!“ Ähnlich nervös sei sie nur beim Besuch des Weihnachtsmarkts in der Partnerstadt Rushmoor gewesen. Denn obwohl sie auch in ihrer Arbeit viel Englisch spreche, sei es für sie etwas ganz anderes gewesen, eine Rede vor Englisch-Muttersprachlern zu halten. Die vielen Termine in der kurzen Zeit in Rushmoor von Freitagabend bis Sonntagmorgen hätten zwei Wochen füllen können.

„Es war so viel Schönes, was ich erleben durfte. Es waren bestimmt 150 bis 200 Termine in diesem Jahr. Ich konnte mir gar nicht alles merken, aber jeder Termin für sich war einmalig und unvergleichlich“, sagt Felicitas im Rückblick. Als Stress habe sie ihr Amt nie empfunden. „Ich war immer mit netten Leuten zusammen, musste nie selbst auf die Uhr gucken, war froh, abgeholt zu werden und freute mich auf den nächsten schönen Termin, obwohl ich oft gern noch geblieben wäre.“ Das Amt habe sie auch persönlich weitergebracht, ihr mehr Sicherheit im Auftreten gegeben, sie wachsen lassen. Nachdem sie bei vielen Veranstaltungen im Mittelpunkt gestanden habe, freue sie sich, nun wieder als Teamplayer ins Ballett des Karnevalvereins „Frohsinn“ zurückkehren zu dürfen. Und in die Brassband. Dort hat sie angefangen, Flügelhorn zu spielen. „Oft werde ich gefragt: Ja, ich würde es jederzeit wieder machen, aber nicht noch einmal. Ich bin froh, dass ich die Krone an eine so tolle Nachfolgerin wie Janine weitergeben kann.“

!Felicitas I. wird am Samstag, 27. April, um 12 Uhr die 25. Autoschau des fokus O. in der Adenauerallee eröffnen, ehe sie zusammen mit der Brassband des „Frohsinn“ von der Bärenkreuzung in die Henchenstraße zieht, um dort Janine an deren Stand mit Angeboten „Rund um den Hund“ abzuholen. Zur Musik der Brassband ziehen die scheidende und die designierte Königin gemeinsam über den Epinay-Platz, vorbei an Janines künftigem Brunnen, dem Europa-Brunnen an der Glaspyramide, durch die Kumeliusstraße zum Rathausplatz. Dort werden die königlichen Damen von zwei Ex-Brunnenmeistern auf die Bühne geleitet, wo sich der Amtswechsel vollzieht. Musikalisch begleitet wird die etwa einstündige Zeremonie von der Brassband.



X