Oberursel (sem). Während die Temperaturen endlich abnehmen, nimmt das Publikum im Rushmoor-Park zu. „Schön, dass so viele gekommen sind, obwohl der Tag so heiß war“, begrüßt Stefan Seib-Melk, Sänger der Band „Who’s Mary“, die noch eintreffenden Zuhörer. Die Gruppe macht den Auftakt bei diesem Rockkonzert im Rahmen des Orscheler Sommers.
Mit Songs aus den Genres Rock und Alternative, mit teilweise melancholischen Klängen, begeistern sie das Publikum. Die im Programm angekündigte Liebe und Leidenschaft zur Musik bringen die vier Jungs tatsächlich auf die Bühne. Natürlich und bar jedweder Allüren zeigen sie ihr Können. Lebensnah sind auch die Ausführungen von Leadsänger Stefan. „Wir sind Who’s Mary aus der Nähe von Frankfurt…“ Ob der amüsierten Unruhe der Zuhörer stutzt er kurz: Oberursel liegt ja ebenfalls in der Nähe der Mainmetropole. „…also aus Langen“, ergänzt er dann. − Ach sooo! Aus Langen, so so.
Bands, die aufhorchen lassen
Doch die weiteren Töne, die Stefan anschlägt sind so ernst oder von Herzen, wie die Songs, die „Who’s Mary“ bei diesem Auftritt präsentiert. „Unsere Songs gibt es auch online. Mittlerweile ist es eigentlich traurig, zu sagen, dass es für Bands nur möglich ist, live zu spielen, wenn sie viele Likes in Social Media haben. Deswegen schaut bei uns und den anderen Bands des heutigen Abends vorbei… Unterstützt die kleinen Bands!“ Zustimmender Applaus brandet auf. Großen Beifall gibt es ebenfalls „ für all die Leute, die das hier organisieren, ermöglichen und im Hintergrund arbeiten und helfen.“
Und die Helfer haben in der Umbaupause nicht nur auf der Bühne viel zu tun. Nach diesem heißen Tag sind die Leute durstig, der Essens- sowie Getränkestand ist gut frequentiert. Es wird geplaudert und gelacht − ein regelrechtes „Meet and Greet“. Andere Gäste chillen in den aufgestellten Liegestühlen. Kinder buddeln im Sandhaufen. Ein bunt gemischtes Publikum aller Altersstufen und Stilrichtungen von gutbürgerlich bis hardrock. Das ist eben der Orscheler Sommer.
Recht weit von der Bühne entfernt ist eine flippige junge Frau auf der Suche nach einem Sitzplatz. Zu ihrer Freundin gewandt deutet sie auf eine Bank: „Hier hinten!? Ne, ich als Groupie muss natürlich vorne sitzen.“ Denn der nächste Act ist „The Black Me“. Bezeichnet wird deren Sound im Programmheft als eine Art moderner Indie-Rock mit einer spacigen, bisweilen düsteren Blues-Punk-Attitüde. Der erste Ton, der sich bis in den Song hineinzieht, ist jedenfalls nicht düster. Nach der anstrengenden Hitze des Tages zerrt der Klang am Trommelfell und den Nerven. Daran kann auch der Hüftschwung von Sängerin Coco Hecht nichts ändern. Doch nachdem der Sound richtig eingepegelt ist, geht’s ab und es ist eine Freude, „The Black Me“ zuzuhören.
Danach ist die Band „Kirchner Hochtief“ an der Reihe. Deren Stil liegt irgendwo zwischen Indierock und Singer-Songwriter. Und das Ganze laut Deutschlandfunk mit Businessplan. Sich selbst beschreibt die Band folgendermaßen: „Kirchner Hochtief will etwas über Herkunft wissen und will doch aus der Zukunft kommen – will berühmt werden, einfach nur, um zu zeigen, wie einfach das ist. Will dem Mainstream sein Gegenteil verkaufen, ihm das „Anti“ einpflanzen, ihn mit seinen glamourösen Negationen umarmen, will den Zentren ihre Ränder unterjubeln. Eine neue Hochkultur, die den alten Pop f….“ Wie dem auch sei, die Auswahl dieser drei Bands für das Konzert ist gelungen. Vielfältig, abwechslungsreich, qualitativ hochwertig − einfach top!