„Bembel Blues BubInnen“ machen „Schluss mid Lusdisch“

Die Band und ihre kleinsten Fans (v. l.): Hendrik Jimmy Fricke, Stefan Ruthard, Amsi Thelen und Maria Schmitt. Foto: HB

Oberursel
(HB). Das Quartett gibt seine Premiere im „Orscheler Sommer“, und man darf ohne Übertreibung sagen, der Museumshof steht Kopf. Beim Auftritt der schrägen Vögel, die sich „Bembel Blues Buben*innen“ nennen, zeigten die Daumen im Publikum eindeutig nach oben. Dabei waren die Texte gar nicht lustig sondern garstig – der Humor kam rabenschwarz daher. „Countryswingpolkablues uff Hessisch zum Mitjammern“ nennt sich das Programm .

Eigentlich will sich Bandleader Stefan Ruthart morgens um 11 Uhr auf dem Sofa räkeln und nicht ein Frühschoppen-Konzert geben. Seine Augen sind schmale Schlitze, das Gesicht gleicht einer zerknautschten Mülltüte, aber die Lust am Stänkern sieht man ihm schon an. Der 56-Jährige macht mit Co-Gitarrist Hendrik Jimmy Fricke seit 40 Jahren „Hausmusik“.

Doch der Bembel-Blues ist erst seit fünf Jahren bühnenreif. Seit Schlagzeuger Amsi Thelen, der niemals in kurzen Hosen auf die Pauke hauen würde, dabei ist. Und die „Bubin“ Maria Schmitt – sie leitet ein Musikprojekt in Bornheim – auf dem Kontrabass spielt. Das Markenzeichen dieser Gruppe ist jedoch Ruthards „Johonny-Walker-Stimme“. Dieser kehlig-raue Sound, der die Pointen noch frivoler macht. Der Mann kann keine einzige Note lesen, aber er hat ein tolles Rhythmusgefühl. Er drückt ständig aufs Tempo, als würde gleich jemand den Stecker ziehen.

Das Hinhören lohnt sich, das wird schon beim ersten Stück klar, wenn die Bahn mit dem Lied „Isch hör net wie de Zuch kommt“ ihr Fett abbekommt, weil „die Rolltrepp en Börnout had.“ Kräftig ausgeteilt wird auch im „Hesseblues“, einem Schmählied, das die „Lebensard gehässisch, fies und grob“ nennt und sich über „de schdingisch Kääs“ mokiert. Der Schimpf wird noch vom „Bankerblues“ übertroffen, der die Leute aus den Glaspalästen gar nicht gut aussehen lässt, denn „mit Bladdebaude in Biddäfeld macht unser Held sei erstes Geld.“ Auf die „viese Tour“ versteht sich.

Langes Nasenhaar

Stefan Ruthart hat Germanistik studiert, als Deutschlehrer gearbeitet, Massagen verabreicht und ist letztlich Krankenpfleger geworden. Er ist seit 20 Jahren mit einer Biologin verheiratet, die ihn beim Schreiben seines jüngstes Liedes inspiriert hat, das im Museumshof zum ersten Male öffentlich gesungen wird. Erzählt wird die Geschichte vom Nasehaar, das zwar lang sein darf, aber gepflegt sein muss. Nach 90 Minuten „schamlosen Polarisierens“ verabschieden sich die Frankfurter auf Englisch. „,Come On Baby’ ist ein Liebeslied, kein Scheiß“, verspricht der Songwriter. Es gehört zu den zehn Stücken auf der CD der „Bembel Blues Buben*innen“. Darauf befindet sich auch der Eisbär, ein Opfer der Klimakatastrophe „De Kopp voll Flöhe, die Ohrn sin discht. Leis’ schmilzt das Eis. Er hört es nicht.“ Armer Bär.



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