Pinocchio bezaubert Kinder – da werden Lügen zur Nebensache

Pinocchio (links) und sein „Papa“ Geppetto (Mitte) sind Fuchs und Kater gegenüber ziemlich skeptisch. Auch Pinocchios Freunde (rechts) haben Grund an ihnen zu zweifeln. Foto: pit

Oberursel (pit). Die wundersamen Abenteuer von Carlo Collodis „Pinocchio“ in eine 90-minütige Fassung zu bringen, der auch die jüngsten Zuschauer gerne bis zu ihrem Happy-End folgen, ist kein leichtes Unterfangen. Lasse Heinrich ist es in Kooperation mit der Alten Wache Oberstedten in der Musicalversion geglückt.

Noch bevor das Bühnengeschehen um die wohl berühmteste Holzpuppe der Welt losging, stimmte Zirkus- und Jahrmarktmusik in das Spektakel ein, in dem Carlo Collodis kleiner Held einige Abenteuer zu bestehen hatte. Zwar mahnte ihn die gute Fee (Annelie Exner), die dem hölzernen Knaben in der Werkstatt des gutmütigen Geppetto (Tristan Michels) Leben verlieh, keine Lügen zu erzählen, doch die immer länger werdende Nase im Verlauf des Spiels verdeutlichte allzu sehr, dass Pinocchio (Johanna Krick) es mit der Wahrheit nicht ganz genau nahm.

Allerdings trat diese Tatsache dank des spannenden Geschehens eigentlich in den Hintergrund. Genügend anderes galt es zu beobachten und zu erfahren. Zum Beispiel, dass die drei Straßenjungen Angelo (Adrian Bohlender), Leonardo (Liam Wagner) und Rafael (Fabian Eckhardt) lieber ihrem Vergnügen nachgehen, als die Schule zu besuchen. Oder wie Fuchs (Lasse Heinrich) und Kater (Christina Michels) hinterlistig und gemein sowohl den Puppenspieler Gianni (Markus Rückert) als auch Pinoccio und seinen „Papa“ Geppetto ständig zu betrügen suchen. Oder die Suche des Barons (Udo Reimer) nach faulen und ungebildeten Kindern, die er hart in seiner Fabrik arbeiten lassen will: „Mit faulen Kindern verdiene ich mein Geld, Faule lassen sich manipulieren.“ Oder die verschiedenen Tänze der Marionettenpuppen (Viviana Kunz, Marilena Flemming, Lotte Schneemann und Sina Hartwich), die einerseits als Erzähler Pinocchios gutes Gewissen verkörpern und andererseits in Giannis Puppenshow die Zuschauer begeistern. Oder die Fee in ihrem unermüdlichen Bestreben, das Schlimmste zu verhindern und Pinocchio mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Schließlich verwandelt sie die hölzerne Figur zur Belohnung für sein gutes Herz und tapferes Handeln bei der Rettung seines Vaters und der Freunde in einen Jungen aus Fleisch und Blut.

Trotz der kurzen Probenzeit von nur sechs Wochen ist Lasse Heinrich und seinen Mitstreitern von der Alten Wache Oberstedten unter der Regie von Pablo Coloma eine liebevolle und vor allem kindgerechte Produktion gelungen. Dass dabei nicht jeder gesungene Ton sitzt, ist im Grunde nebensächlich – das zeigte nicht zuletzt der lange und kräftige Applaus.

Simpel und effektiv erwies sich hierbei der Einsatz von bemalten Tafeln, um schnell und ohne größeren Zeitverlust das Bühnenbild (Christina und Tristan Michels) zu wechseln. Mit nur wenigen Handgriffen sah sich das Publikum auf diese Weise an den Strand oder in Geppettos Werkstatt versetzt. Die gute Musikauswahl und effektvoller Lichteinsatz (Licht und Ton: Sven Hochwitz) taten ihr übriges, um mit dieser fantasievollen und kurzweiligen Musicalfassung einen stimmungsvollen Nachmittag zu zaubern, der noch zwei Wiederholungen am Samstag, 19. Oktober, um 19 Uhr und am Sonntag, 20. Oktober, um 17 Uhr erfährt.

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