Ein Mehrwert für ein ganzes Leben –Bürgerpreis geht an die Feuerwehren Kronberg und Oberhöchstadt

Gruppenbild mit den Funktionsträgern der Kronberger und Oberhöchstädter Feuerwehren zur Bürgerpreisverleihung 2021 mit Stadtbrandinspektor Thorsten Nuhn (Vierter v.l.), daneben der stellvertretende Oberhöchstädter Wehrführer Thomas Schweitzer (Fünfter v.l.) und der Kronberger Wehrführer Philipp Milberg (Sechster v.l.) mit den Urkunden, ganz links Ministerialdirigent Prof. Herrmann Schröder, neben ihm Bürgermeister Christoph König (Zweiter v.l.) und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (Dritter v.l.), die die Ehrung vornahmen. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – „Die ehrenamtlichen Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Kronberg im Taunus engagieren sich in herausragender Art und Weise, insbesondere im Bereich der Brandbekämpfung, des Katastrophenschutzes und der allgemeinen Hilfe, in Kronberg und weit darüber hinaus“, so heißt es im Text der Urkunde, die Bürgermeister Christoph König anlässlich der Verleihung des Bürgerpreises 2021 an die Kronberger und Oberhöchstädter Feuerwehr verlas. Derzeit sind in den beiden Feuerwehren über 120 Männer und Frauen im aktiven Einsatzdienst, die Angehörigen der Kinder- und Jugendfeuerwehr, die Spielleute des Musikzugs und die ehemaligen Aktiven in der Ehren- und Altersabteilung nicht mitgerechnet. „Der aktive Dienst erfordert ein hohes Maß an Fachkunde, Übung und Einsätze zu allen Tages- und Nachtzeiten verlangen von den ehrenamtlichen Einsatzkräften große Einsatzbereitschaft sowie physische und psychische Fitness“, heißt es in der Urkunde weiter, deren Text König zur feierlichen Verleihung in der voll besetzten Stadthalle anlässlich des Frühjahrsdialoges verlas, bevor er gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche die Ehrung der Feuerwehren für ihr „umfassendes und dauerhaftes Engagement zum Schutz der Bevölkerung der Stadt Kronberg“ vornahm. „Die Feuerwehrleute leisten diese ehrenamtliche Arbeit neben ihrem Berufs- und Familienalltag zum Schutz gefährdeter und bedrohter Menschen mit großer Souveränität, Fachwissen und Engagement“, betonte König. „Auch die Nachwuchsarbeit, Brandschutzerziehung und Öffentlichkeitsarbeit werden ehrenamtlich geleistet.“ Das alles erfordere, ebenso wie die Vereinstätigkeit, großen persönlichen Einsatz, oftmals müssten andere Verpflichtungen zurückstehen. „Auch die Familien der Aktiven tragen dieses Engagement mit“, so der Bürgermeister weiter, der klarmachte, „ohne dieses umfassende und dauerhafte Engagement der Freiwilligen Feuerwehren wäre die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Kronberg nicht zu gewährleisten“. Danach verliehen König und Knoche Stadtbrandinspektor Thorsten Nuhn stellvertretend für die beiden Wehren den Bürgerpreis in Form von Urkunde und Geldgeschenk „als Zeichen der besonderen Anerkennung und Wertschätzung dieser Arbeit“.

Jeder Einsatz ist belastend

Zuvor hatte Prof. Herrmann Schröder, Ministerialdirigent und Leiter Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement im Innenministerium Baden-Württemberg, einen sehr emotionalen Vortrag gehalten, der den in der Stadthalle Versammelten die Grundhaltung und Leistung der Feuerwehr veranschaulichte. Den Weg nach Kronberg habe er durch die jahrzehntelange Verbundenheit mit dem ehemaligen Stadtbrandinspektor Gunnar Milberg gefunden, verriet er den Gästen in der Stadthalle zu Beginn seines Vortrags. Aber auch seine Enkelin sei ein Grund dafür, dass er öfters und gerne aus Baden-Württemberg nach Hessen komme. Schröder verdeutlichte, was jeder Einsatz für die Feuerwehrleute selbst bedeutet: Wenn sie darum bangen, das Kind noch rechtzeitig aus dem Autowrack befreien zu können. Oder nach dem Ehemann auch noch die Ehefrau rechtzeitig bergen zu können. Wenn sie selbst um die eigenen Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden bangen und deren Angehörige immer wieder in Sorge leben, dass ihre Männer und Frauen gesund und heil nach Hause kommen. „Sie dürfen das nicht unterschätzen“, sagte er, „jeder Einsatz ist belastend und treibt den Puls hoch.“ Denn egal wo sie hinkommen würden, müssten Feuerwehrleute immer davon ausgehen, dass dort, wo sie hingerufen werden, eine Gefahr lauert. Teilweise kämen sie im Falle eines Brandeinsatzes in Situationen, in denen sie nichts riechen, kaum sehen oder hören könnten, aber wüssten, es ist etwas passiert – und wenn es die eingebrochene Treppe sei, schilderte er sehr anschaulich.

Vertrauen als Grundvoraussetzung

„Sie sind quasi blind, und deshalb ist die Grundvoraussetzung, dass sie absolut aufeinander vertrauen können!“ Die Basis einer funktionierenden Feuerwehr sei die Gemeinschaft, die Kameradschaft, die auch eine nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Komponente habe, denn diese gelebte Gemeinschaft werde in der Kinder- und Jugendarbeit der Wehren weitervermittelt. Somit lohne sich jeder Einsatz, auch der finanzielle, denn hier bekomme man das Engagement um ein Vielfaches zurück, gab er mit auf den Weg. Jeder, der dort in der Jugendarbeit mitwirke, lerne, in einem Sozialgefüge Verantwortung zu übernehmen. Das sei der Mehrwert, der neben der körperlichen und seelischen Belastung und all der Dramaturgie, die Schröder schilderte, im Vordergrund stehe, und dieser sei oftmals auch der Grund, warum die Feuerwehrleute der Feuerwehr ein Leben lang treu verbunden seien.

Eine tolle Truppe

„Der Mehrwert ist eben auch, dass es Spaß macht bei der Feuerwehr, weil man dort Freunde hat, die einem, ist man selbst mal in Not, helfen“, führte Schröder seine Gedanken weiter aus. „Man erhält einen Mehrwert für sein ganzes Leben.“

Und „genau so eine tolle Truppe seid auch Ihr, deshalb erhaltet Ihr heute den Bürgerpreis, kommt allzeit wieder gut nach Hause“, lobte Schröder mit Blick auf die Feuerwehrkameraden in den ersten Reihen der Stadthalle, um dann seine Rede mit dem Leitspruch „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr. Einer für Alle, Alle für Einen!“ zu schließen.

Stadtbrandinspektor Thorsten Nuhn, der die Ehrung stellvertretend für die beiden Feuerwehren Kronberg und Oberhöchstadt entgegennahm, verlieh seinem Dank für den „hervorragenden Vortrag“ und für die Laudatio des Bürgermeisters zur Bürgerpreisverleihung „und die daraus resultierende Anerkennung und Wertschätzung unserer Arbeit“ Ausdruck. „Ich bin sehr stolz, dieser Truppe vorstehen zu dürfen“, betonte er, und er versprach, weiter gute Arbeit mit ihnen zu leisten.

Dass die Feuerwehr Kronberg 1874 gegründet wurde, bereits 148 Jahre alt und damit eine der ältesten des Hochtaunuskreises ist und die Feuerwehr Oberhöchstadt, 1891 gegründet, in diesem Jahr 131 Jahre alt wird, erfuhren die Gäste in der Stadthalle in Königs Laudatio ebenfalls.

In einer gemeinsamen Ansprache mit Stadtverordnetenvorsteher Knoche hatte König zur Begrüßung sowohl die zahlreichen Gäste aus der Bundespolitik als auch aus der Kommunalpolitik sowie die Vertreter aus Verbänden, Vereinen und weiteren Organisationen begrüßt und zum anschließenden Dialog in der Stadthalle eingeladen. Berichtet hatten die beiden in ihrer Ansprache auch über die aktuelle Situation der ukrainischen Flüchtlinge in Kronberg und bedankten sich für die anhaltende Hilfsbereitschaft der Kronberginnen und Kronberger. Niemand wisse zum jetzigen Zeitpunkt, wie lange der Krieg noch dauern werde, doch sei aufgrund der Ausmaße der Zerstörung in der Ukraine jetzt schon gewiss, dass man sich auf längere Hilfen einstellen müsse. „Deshalb danken wir allen Helferinnen und Helfern bereits heute für ihr zukünftiges Engagement“, sagten sie und informierten darüber, dass gerade im ehemaligen Ausbildungszentrum der Deutschen Bank am Oberen Aufstieg und auch im ehemaligen Kronthal-Stift zwei größere Gemeinschaftsunterkünfte entstehen (wir berichteten ausführlich). Unerwähnt ließen sie auch die Altkönigschule nicht, deren Lehrkräfte und Schüler sowie die Vereinssportler als Nutzer seit Anfang März auf die Sporthallen verzichten, da in ihnen eine der Außenstellen der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen eingerichtet ist. „Spätestens nach den Herbstferien, so hat der Kreis versichert, sollen die Sporthallen wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen.“

Für den passenden musikalischen Rahmen der gelungenen Veranstaltung sorgte das Neue Orchester Kronberg. Nach der Begrüßung der Gäste im Foyer durch die Kronberger Rittergarde verwöhnte es die Gäste in der Stadthalle mit ansprechend dargebotenen Stücken von Händel, Mozart und einem traditionellen, irischen Volkslied.

Der Aktionskreis Lebenswerte Altstadt, der die Bewirtung der Gäste übernommen hatte, stellte spontan ein Spendenschwein auf, um an diesem Tag des offenen Dialogs in der Stadthalle weitere finanzielle Hilfen für die bereits in Kronberg angekommenen Flüchtlinge zu generieren. König und Knoche dankten auch allen weiter an der Organisation und Durchführung des Frühjahrsdialogs Mitwirkenden. Ihrer Einladung, zum Verweilen und zum Gespräch nach dem offiziellen Festakt zusammenzubleiben, wurde von den Gästen gerne nachgekommen.

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