Unser Leser Moritz Wappenschmidt, Margarethenstraße, Kronberg, schreibt unter der Überschrift „Die Illusion Kronberg“ zum Leserbrief von Frau Käs Folgendes: Die Illusion Kronberg – mit dieser Außenwahrnehmung und diesem Vorurteil, werde ich als Kronberger Bürger bis heute immer wieder konfrontiert. Doch wer in dieser Stadt lebt, merkt schnell, dass diese Vorstellung teilweise eine Illusion ist, was nicht zwingend negativ zu werten ist. Unser Zusammenleben ist von Gegensätzen und unterschiedlichen Individuen geprägt – ob arm oder reich, jung oder alt – jeder von uns ist wichtig und wir alle möchten mit unseren Bedürfnissen gehört und ernst genommen werden. Das gilt auch in Kronberg. Ich sehe es nicht nur als Aufgabe der Politik, sondern auch als die der Bürger, dieses Zusammenspiel zu akzeptieren und am Leben zu erhalten. Ich bin in Kronberg aufgewachsen und habe damit vom Kindergarten bis zum Abitur die Stadt in den entsprechenden Altersstufen durchlebt. In den 2000ern war das Angebot für mich als Heranwachsender ein anderes: Es gab das Café Kanne und das Juze, die Rec und das Café Grundschule ab 16 Jahren und noch kein Alkoholverbot im Park. Auch in dieser Zeit gab es Situationen, die der Illusion des wohlbehüteten Kronbergs nicht entsprachen und mitunter sogar heftiger ausgefallen sind, als es heute der Fall ist.
Wollen wir denn ein wohlbehütetes Kronberg? Ist das gerade für unsere Kinder förderlich? Ich für meinen Teil, der vor 4 Jahren – nach knapp 10 Jahren – wieder mit meiner Familie nach Kronberg gezogen ist, war erschrocken, wie oberflächlich und weltfremd diese Stadt zum Teil geworden ist. Ein Postkartenidyll, das die Beziehung zur Jugend und Realität verloren hat. Je mehr wir uns in diese Richtung bewegen, desto schwerer wird es, unsere Kinder auf die Zukunft und ihre Herausforderungen vorzubereiten.
Ich möchte die Geschehnisse und die Ängste mancher Bürger nicht herunterspielen, aber auf der anderen Seite daraufhinweisen, dass es diese Art von Problemen schon immer gegeben hat und sie weiterhin auch geben wird. Doch nur der Jugend ihr Fehlverhalten vorzuwerfen und seine teuer erkaufte Ruhe in Gefahr zu sehen, ist zu kurz gedacht und hat mit gesellschaftlichem Zusammenleben nichts zu tun. Es wird einen langen Atem und einen konsequenten Austausch aller Parteien und Interessengruppen geben müssen.
Ich wünsche mir, dass das Motto „Kronberg er/leben“ nicht nur an zwei Tagen im Jahr als Stadtmarketing-Claim für den Herbstmarkt dient, sondern das dieser Leitsatz für unser gemeinsames Zusammenleben in der Zukunft gilt. Im Hinblick auf die Kronberger Illusion verhält es sich für mich ähnlich wie mit vielen anderen Dingen im Leben – sie lässt sich mit Geld nicht kaufen und das ist auch gut so.