Kronberg (kb/pu) – Agenturwechsel, beklagte Öffnungszeiten, Standortsuche und -wechsel – nüchtern betrachtet steht die örtliche Postfilial-Versorgung mit all ihren in dieser Zeit notwendig gewordenen Veränderungen seit zwei Jahren in der Kritik und hält insbesondere die städtische Wirtschaftsförderung in Atem.
Obwohl jüngst sowohl in der Kernstadt als auch in Oberhöchstadt neue Agenturpartner übernommen haben und mittlerweile sowohl die Umzüge in jeweils neue Räumlichkeiten erfolgt sind als auch die Öffnungszeiten erweitert wurden, erreichen die Stadtverwaltung dennoch unvermindert Beschwerden von Postkunden. Dieses Mal stehen vor allem die versteckte Lage der neuen Postagentur am Berliner Platz 8-10 samt fehlender Hinweisbeschilderung sowie die von Kunden, die schwere Pakete transportieren müssen, als unzumutbar, weil zu beschwerlich und alles andere als komfortabel, bezeichnete Erreichbarkeit durch Parkplatzsituation und Zugang über die Treppe im Mittelpunkt. Problematisch gestaltet sich nach Beobachtung vieler darüber hinaus die An- und Ablieferung der Postsendungen durch die Lkws von DHL, die im beengten Bereich Katharinenstraße/Ecke Heinrich-Winter-Straße für enorme Verkehrsschwierigkeiten sorgen.
Die Stadtverwaltung hat die anhaltende Kritik zum Anlass genommen, mittels einer Pressemitteilung Stellung zu beziehen: „Wir weisen darauf hin, dass es sich bei der Post um ein privatwirtschaftliches Unternehmen handelt. Die Stadt kann die Leistung und die Versorgung einfordern, was auch getan wurde. Die Stadt Kronberg hat allerdings keinen Einfluss darauf, wie die Post ihren Betrieb organisiert“, legt der städtische Wirtschaftsförderer Andreas Bloching dar. Die Stadtverwaltung könne die Beschwerden absolut nachvollziehen.
Zwar müssten Kunden, die über den Berliner Platz kommen, nicht zwangsläufig die Treppe benutzen, sondern es bestehe auch die Möglichkeit, aus der Tiefgarage Berliner Platz mit dem Aufzug auf die Ebene der Post zu gelangen, aber nicht jeder Post-Kunde, so Bloching, sei seiner Erfahrung nach bereit, mit dem Auto in die Tiefgarage zu fahren. „Viele Kunden haben es eilig und suchen daher einen Parkplatz in der Katharinenstraße. Hier ist aber die Anzahl der Parkplätze sehr begrenzt.“
Wohlwissend um die suboptimale aktuelle Lage habe die Stadt die Post mündlich wie auch schriftlich auf alle beklagten Umstände hingewiesen und nahe gelegt, die Suche nach einem aus Sicht der Stadt geeigneteren Standort zu forcieren. Nach Bloching vorliegenden Aussagen hat man der Stadt gegenüber betont, dass die Post den Standort nicht als dauerhafte Lösung betrachtet. „Die Post hat sich eigenen Angaben zufolge nur deshalb für den Standort Berliner Platz 8-10 entschieden, damit nach dem Ende des Vertrags mit dem Agenturpartner in den Räumlichkeiten Berliner Platz 3-5 zum 30. November 2016 eine übergangslose Versorgung sichergestellt werden konnte. Dies war der Post gerade im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft wichtig.“
Auf Nachfrage des Kronberger Bote bei der Frankfurter Pressestelle der Deutsche Post DHL Group, ob mit einem baldigen Umzug und der damit verbundenen Hoffnung auf Optimierung zu rechnen sei, erteilte Pressesprecher Thomas Kutsch am Montag folgende Auskunft: „Die Beschwerden sind bekannt, nach jetzigen Gesichtspunkten erscheint aus unserer Sicht jedoch der aktuelle Standort als der praktikabelste aufgrund der zentralen Lage und der in der Nähe befindlichen Parkplätze. Solange wir und der neue Agenturpartner damit zufrieden sind, sehen wir keine Veranlassung für einen Standortwechsel.“ Im Moment stehe nach der hektischen Umzugszeit das Zustandebringen einer „seriösen und soliden Zusammenarbeit“ im Vordergrund. Die durch Kunden geforderte fußläufige Erreichbarkeit innerhalb weniger Sekunden sei nur in den wenigsten Fällen aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen machbar und könne weder garantiert noch erwartet werden.
Nadine Gregori und Thomas Meixner, die beiden Angestellten des neuen Agenturpartners „Der Postladen“, dessen Zentrale in Wallau und deren Filialtypen mittlerweile im gesamten Rhein-Main-Gebiet sowie in Koblenz und Wetzlar zu finden sind, haben von einem womöglich erneuten Umzug ebenfalls bisher keine Kenntnis. Die an sie herangetragenen Beschwerden können sie jedoch ebenfalls teils nachvollziehen, momentan kämpft das Postladen-Duo mit einigen ärgerlichen Schwierigkeiten. „Der Umzug vor Weihnachten musste innerhalb von nur einer Woche gestemmt werden, wir warten seitdem händeringend vor allem auf auffällige Beschilderung, Beklebung des Schaufensters und den Telefonanschluss – die zuständigen Firmen haben uns bisher hängen lassen!“ Abgesehen von diesen Missständen müsse man abwarten, wie sich die Parkplatzsituation auf Dauer darstelle.
Bloching zufolge, stehen Stadt und Post in ständigem Austausch. Dabei habe die Stadt der Post in der Vergangenheit und auch gerade erst jetzt wieder alternative Standorte genannt und den Kontakt zu möglichen Vermietern hergestellt. „Voraussetzung ist, dass alle Beteiligten zu der Überzeugung kommen, dass dieser Standort deutliche Nachteile hat und deshalb ein Wechsel in Erwägung gezogen werden sollte. Am Ende müssen sich aber immer Post, Agenturpartner und Vermieter über die Rahmenbedingungen einigen. Letzteres ist aus Erfahrung nicht zwangsläufig für jeden Standort gegeben. Die Stadt wird der Post und ihrem Agenturpartner auch gerne weiterhin bei der Suche nach passenden Räumlichkeiten behilflich sein.“