Leserbrief

Aktuell

Unsere Leserin Christiane Schanz, Am Rothlauf, Kronberg, schreibt unter der Überschrift „Schillergärten und mehr“ Folgendes: Alle fünf Jahre bemüht sich die Politik in Kronberg anlässlich der Kommunalwahlen um die Stimmen der Wählerinnen und Wähler. Danach zählt deren Stimme leider nicht mehr viel, so meines Erachtens das Empfinden in der Bevölkerung.

Angesichts der aktuellen Diskussionen um die Bebauung der Schillergärten fiel mir dazu der folgende Satz ein: Politiker/Mandatsträger gehen, Bausünden bleiben. Was treibt die Politik, eine solche bauliche Verdichtung zuzulassen? Kronberg ist (noch) eine Stadt im Grünen mit gewachsenen Strukturen. Die Mischung aus Tradition und Moderne sowie die Nähe zur City Frankfurt führen zu einem höheren Preisniveau bezogen auf die Grundstückspreise. Ein wesentlicher weiterer Kostentreiber ist der Grundsteuerhebesatz, zuletzt angehoben durch die Stadtverordnetenversammlung in vier Schritten von 235 Prozent im Jahr 2010 auf 500 Prozent seit 2015. Jeder, der sich entschließt, in Kronberg zu leben, weiß das und nimmt das in Kauf, um der schönen Wohnumgebung willen und der Lebensqualität als hohem Gut.

Die Vielfalt der Wohn- und Lebensmöglichkeiten in Deutschland ist groß. Es gibt Menschen, für die nur ein Leben in der Großstadt vorstellbar ist; andere brauchen Land, Luft und Wald. Das ist abhängig von Lebenseinstellung und Leistungsbereitschaft. In Frankfurt gibt es Großstadtleben und verdichtete Bebauung. Wollen die Kronberger Stadtverordneten nun ernsthaft eine weitere Trabantenstadt vor den Toren Frankfurts entwickeln? Ist das Vorbild Schwalbach oder Steinbach? Wer profitiert von einer Einwohnerzahl jenseits der 20.000?

In den letzten Jahren konnte man so viele Bausünden in Kronberg beobachten, von deren Ausmaß vielleicht mancher Entscheidungsträger am Ende selbst überrascht war. Was spricht also dagegen, mittels eines Modells oder einer Computeranimation das Endprodukt der Planung Schillergärten in seinem Umfeld anschaulich zu machen? Wo war die Entschlussfähigkeit der Mandatsträger angesichts der im Jahr 2009 abgebrannten Tennishalle in Oberhöchstadt. Wie gut hätte ich mir dort Wohnbebauung mit dem fantastischen Blick auf die Frankfurter Skyline vorstellen können. Vielleicht auch ein Bürogebäude, entsprechend dem dortigen Mischgebiet. Jahrelang eine vermüllte Brandruine, kommt dort nun nach neun verlorenen Jahren eine Pferdeklinik unter.

War dies der Weisheit letzter Schluss, hätte man mit einer B-Plan-Änderung nicht auch hier eingreifen können, wenn man denn nur gewollt hätte? Und was passiert in Oberhöchstadt mit dem Bauvorhaben Altkönigblick? Auch dort ist zu befürchten, dass sich der Gebietscharakter durch eine massive und zu dichte Bebauung ändern wird.

Ich persönlich bin enttäuscht über die Ignoranz, wie hier über die Lebensumgebung der Bürgerinnen und Bürger entschieden wird. Das Ergebnis der Kommunalwahl von 2016 spiegelt sich weder in der „großen“ Koalition noch in den Mehrheiten der Entscheidungsfindung und der Bereitschaft zum Zuhören wider.

Möge die Zukunft Einsicht und Augenmaß im Rathaus und bei den Stadtverordneten der Koalition einziehen lassen!



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