Kronberg (kb) – Klaus Grabowski, „Handball-Urgestein“ des MTV Kronberg, passionierter Ehrenamtler, renommierter Stadtplaner und Architekt, feierte am gestrigen Mittwoch sein 70. Wiegenfest. Ein willkommener Anlass, das langjährige ehrenamtliche und berufliche Wirken von „Handball-Grabo“ zu würdigen.
Grabowski und der MTV Kronberg – diese Verbindung währt nun schon seit über sechs Jahrzehnten. Angefangen hat alles ganz klein mit der „Verpflichtung“ zum Handballspielen. Auf der Kronberger Kerb animierte ihn 1958 sein langjähriger Freund Frank Michaelis mit den Worten „Wir sind einer zu wenig“ zum Einstieg in einen Sport, der ihn bis heute begleitet. In der Handballabteilung fand Klaus Grabowski seine Heimat und engagierte sich in zahlreichen Funktionen immer wieder ehrenamtlich. Sein langjähriger Freund Günter Wissmann bringt es auf den Punkt: „Wir begannen etwa zehnjährig 1958 in der Schülermannschaft des MTV mit dem Handball spielen. Ich glaube, die meisten Spiele haben wir verloren, aber wir hatten dennoch viel Spaß dabei.“ Mit etwa 16 Jahren wurden die Jungs für die Männermannschaften aktiviert, da es damals noch keine A-Jugend gab.
Sportlicher Höhepunkt der gemeinsamen Handballlaufbahn war im Jahr 1996 das Abschiedsspiel gegen die deutsche Handballweltmeistermannschaft von 1978 mit den „Handballlegenden“ Wunderlich, Klühspies, Ehret und Hofmann vor über 500 Zuschauern.
Klaus Grabowski beschränkte sich allerdings nicht aufs Spielen. Immer wieder fungierte er erfolgreich als Trainer, leitete in der Zeit von 1997 bis 2004 die Abteilung und legte in dieser Zeit den Grundstein für die heutige Handballspielgemeinschaft Kronberg/Steinbach/Glashütten. Er war Trainer aus Leidenschaft, gelegentlich auch ein „Heißsporn“ am Seitenrand, am Ende jedoch immer wieder versöhnlich gestimmt. Michael Luft, über viele Jahre einer der Leistungsträger im MTV-Team, zu seinem Wirken als Trainer: „Grabo war der beste Handballtrainer, den ich je hatte. Er hat den jungen Wilden, die aus der A-Jugend kamen, den Glauben an uns selbst vermittelt. Das war für mich eine prägende Lebenserfahrung. Und das in seiner ureigenen Art mit viel Humor und seinem authentischen Wesen. Immer gerade heraus und sich nie verbiegend. Immer hilfsbereit, verbunden mit klaren Ansagen. Ab und an eine kräftige Prise Ironie und gelegentlich auch mal sarkastisch, aber immer herzensgut.“ Ein schöneres Kompliment kann es eigentlich nicht geben.
Politische Laufbahn
Der MTV Kronberg und hier insbesondere die Handballabteilung waren beziehungsweise sind bei Weitem nicht das einzige Wirkungsfeld des Jubilars. Von 1977 bis 1989 und damit zwölf Jahre engagierte sich Grabowski als Vertreter der UBG in der Kommunalpolitik. Vier Jahre im Ortsbeirat Kronberg und acht Jahre in der Stadtverordnetenversammlung. Er selbst bezeichnet die Zeit von 1981 bis 1985, als er dem damaligen Verkehrs- und Planungsausschuss vorstand, als seine interessanteste Zeit. Der spätere SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Stuckenschmidt erinnert sich gerne an diese Zeit: „Die Aufgabe hat er sachkundig und souverän bewältigt. Besonders in Erinnerung sind mir die von ihm initiierten Besichtigungsfahrten in süddeutsche Städte mit ähnlichen Herausforderungen, die dazu dienten, den eigenen Horizont zu erweitern.“ Grabowskis eigene Einschätzung dieser Phase: „Es war eine harte Schule, kostete viel Freizeit, aber hat mir später bei meiner beruflichen Tätigkeit sehr geholfen, weil ich ja aus eigener Erfahrung wusste, wie Politiker denken und handeln.“
Der 70-Jährige hat darüber hinaus berufliche Spuren in der Burgstadt hinterlassen. In der ersten Wahlzeit des früheren Bürgermeisters Wilhelm Kreß und des damaligen ersten Stadtrats Karsten Stahlberg (parteilos) war er gemeinsam mit seinem damaligen Partner Amir Safaina für den letzten kommunalen Sozialwohnungsbau in Kronberg architektonisch verantwortlich. Unter ihrer Regie entstanden 50 geförderte Wohnungen in der Ernst-Moritz-Arndt- sowie der Immanuel-Kant-Straße. Die neue Viktoriaschule samt dem in diesem Zuge geschaffenen neuen Ortsmittelpunkt tragen ebenfalls seine Handschrift.
Premiumprojekt
Sein persönliches Premiumprojekt ist aus vielerlei Gründen der sanierte ehemalige Lokschuppen am Kronberger Bahnhof. Angeregt durch seinen in der Musikszene verankerten Bruder Christoph fand er Gefallen an dem Gedanken, dort eine kulturelle Begegnungsstätte zu schaffen. Zunächst standen der Umsetzung die erheblichen finanziellen Aufwendungen im Weg, ehe sich mit Dietmar Spielmann ein heimischer Investor fand, der dem Projekt zur Realisierung verhalf. Dass das Objekt heute nicht mehr für kulturelle Nutzungen zur Verfügung steht, macht Grabowski immer noch traurig. Aber die positiven Erinnerungen überwiegen, denn es war das erste gemeinsame Projekt mit seinem ebenfalls als Architekt tätigen Sohn Thomas, der zur Freude seiner Eltern im Jahr 2009 in das seitdem gemeinsame Planungsbüro einstieg. Noch heute ist Grabowski gemeinsam mit Frau und Sohn beruflich aktiv – wenn auch mit etwas weniger Zeitaufwand. Der Wirkungskreis geht weit über Kronberg hinaus und führte ihn insbesondere als Städteplaner nach Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern und ins Saarland.
Seit nunmehr fast 20 Jahren ist Klaus Grabowski als Ortsgerichtsschöffe ehrenamtlich tätig und bringt damit seinen beruflichen Sachverstand in dieses Ehrenamt ein. Mancher Samstag musste für die vielen Wertermittlungen von Gebäuden und Grundstücken geopfert werden. Der 70-Jährige, der in diesem Jahr aus dem Ortsgericht ausscheiden wird: „Die Zusammenarbeit mit den Kollegen, die allesamt mit guten Ortskenntnissen ausgestattet sind, war ausgesprochen gut. Ohne diesen Mannschaftsgeist hätte ich dieses Amt nicht so lange wahrgenommen.“
Der Vollständigkeit halber sei anlässlich des runden Geburtstages das Elternhaus des Jubilars erwähnt, denn Pfarrer Karl Grabowski und seine Frau sind eng mit der Geschichte der Burgstadt verwurzelt.
Familie und Freunde bezeichnen Klaus Grabowskis nach Jahrzehnten ersten mehrwöchigen Urlaub im Sommer letzten Jahres als „fast schon sensationell“, als er gemeinsam mit seiner Frau zur Feier des 50. Abiturjubiläums mit dem Auto nach Griechenland reiste.
Dies sollte zukünftig häufiger möglich sein. Und auch wenn es wie eine Plattitüde klingt: Klaus Grabowski konnte so viele Spuren auch deshalb hinterlassen, weil ihm seine Frau Beate stets als „back up“ zur Seite stand: Sei es im Büro, in der Familie oder im Sport.
Wolfgang Haas