Jede gute Tat zählt und kann Menschenleben positiv verändern

Andrea Poerschke (links) vom Netzwerk Freie Unternehmerinnen mit Jasmin Noori

Kronberg (mw) – Die Tischreihen zur 25. städtischen Verleihung des Kronberger Frauenpreises in der Stadthalle waren noch enger gestellt als im Vorjahr, wie Bürgermeister Klaus Temmen in seinem Grußwort erfreut feststellte: Das Interesse am Internationalen Frauentag war groß an diesem festlichen Abend, sowie daran, mehr über die beiden Frauen und deren Beweggründe, sich zu engagieren zu erfahren und ihnen persönlich zu gratulieren. Es war die erste Frauenpreisverleihung in Verbindung mit der Vergabe eines Nachwuchspreises, letzteren hat das Netzwerk Freie Unternehmerinnen Kronberg zum ersten Mal ausgelobt. Es sollte ein rundum gelungener, bewegender Abend mit starken Reden werden. Zunächst begrüßte die Vorsitzende der AG Kronberger Frauenverbände, Christina Nicolai, die Gäste in der Stadthalle. Passend zum 100-jährigen Bestehen des Frauenwahlrechts 2018 gab sie einen spannenden Rückblick auf den langen Kampf der Frauenbewegung (siehe weiteren Bericht in dieser Ausgabe).

Monika Ceglarz Lebenswerk berührt

Eindrücklich wie einfühlsam schilderte der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Christoph König Monika Ceglarz seit über drei Jahrzehnten bis heute andauernden unermüdlichen Einsatz für den Verein „Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt“ (wir berichteten). Sie begann mit ihrer Hilfe direkt, nachdem ihre Tochter Kathrin im Alter von sechs Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren hatte. Familien reagieren auf ein solches Unglück unterschiedlich, sagte er. „Manche verzweifeln, werden depressiv, Familien zerbrechen. Andere wiederum wollen aus dieser Erfahrung etwas Positives machen, wollen helfen und anderen in der gleichen Situation zur Seite stehen. So auch unsere heutige Preisträgerin“, so König, der ihre stetige Spendensammlung, ihre Öffentlichkeitsarbeit sowie das Kümmern um die betroffenen Kinder und ihre Familien „mit Fug und Recht ein Lebenswerk“ nannte.

Der wichtigste und „bewundernswerteste“ Teil ihrer Arbeit ist für König, dass sie „ohne Berührungsängste“ auf die Menschen zugeht, ihnen hilft, ihnen neuen Mut gibt oder auch nur einfach zuhört. Und es sei besonders „bewundernswert und anrührend“, wenn man bedenke, dass die erste Generation der Helfer in dem Verein krebskranke Kinder, zum Großteil Eltern seien, die ihr eigenes Kind verloren haben und dennoch, wie auch die Preisträgerin, immer wieder dazu bereit seien, sich mit dieser Krankheit zu beschäftigen, „die einem das eigene Kind genommen hat“.

Bei den Grußworten hielt auch der heutige Klinikleiter, Prof. Dr. Thomas Klingebiel, eine flammende Rede für die Aktiven in der Kinderkrebshilfe. Diese Menschen wie Monika Celarz, würden die Klinik nicht nur durch die positive menschliche Zuwendung unterstützen, die hätten die Ärzte auch immer wieder angetrieben und in großartiger Weise motiviert, weiter zu forschen, um diese Krankheit hoffentlich eines Tages 100- prozentig besiegen zu können. Was in den 80er-Jahren noch unmöglich schien: Heute können bereits 80 bis 90 Prozent der Kinder mit Leukämie geheilt werden.

Nach der Preisverleihung durch Bürgermeister Klaus Temmen ließ Monika Ceglarz ihr Leben und ihr Wirken für krebskranke Kinder Revue passieren. Und sie gab das Lob an Klingebiel zurück: „Wir sind froh und dankbar, einen Professor zu haben, der in vielen Jahren durch unermüdlichen Einsatz, für die gesamte Kinderklinik und das Stammzellenzentrum, große Hürden nehmen konnte. Er unterstützte uns, konnte unseren Erfolg nutzen und mit unserer Hilfe manches fast Unmögliche erreichen. Alles zum Wohl und Nutzen der kranken Kinder und deren Familien und um die Heilungschancen zu verbessern.“ Und sie dankte ihren beiden erwachsenen Kindern: „Das Leben hat uns geprüft, ich habe mich sicher sehr verändert, aber ich denke, wir haben es trotzdem ganz gut gemeistert.“

„Wir glauben an die Kraft und Stärke unserer Wort und Taten“

Von einem Lebenswerk kann man bei der 17-jährigen Nachwuchspreisträgerin noch nicht sprechen. Dennoch: Die AKS-Schülerin Jasin Noori beeindruckt mit ihrer Tatkraft, wenn sie sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagiert und berührte die Damen und Herren in der Stadthalle an diesem Festabend mit ihrer starken Rede, in der sie daran festhält: „Der Stift ist mächtiger als das Schwert.“ Als in Schwalbach aufgewachsene gebürtige Afghanin weiß sie, ihr Privileg, in Sicherheit leben zu können, gilt für ihre Landleute in Afghanistan nicht. „Ebenso wird den meisten Mädchen und Frauen das Recht auf Bildung und Arbeit verwehrt.“ Das Licht würden die meisten Menschen erst in der Dunkelheit erkennen. Genauso hätten die Kinder in Afghanistan die Bedeutung von Stiften und Bildung erst erkannt, als sie die Waffen sahen. Und die Radikalen hätten Angst vor der Macht der Bildung. „Die Stimme, Stärke und Kraft der Frauen verängstige die Radikalen. Sie zerstörten täglich Schulen, weil sie Angst haben vor dem Wandel in der Gesellschaft und der Gleichberechtigung von Mann und Frau“, sagt die Schülerin. Und sie berichtete ihrem Publikum von ihrer Arbeit an der AKS mit dem Ziel, die Neuankömmlinge möglichst gut an der Schule zu integrieren. Es sei beschämend, dass die Extremisten den Namen des Islam für ihren eigenen persönlichen Vorteil ausnutzten. Um einen sicheren Bildungszugang für alle Menschen auf der Welt zu ermöglichen, müsse erst einmal Frieden herrschen. „Des ganzen Leidens wegen werden wir unsere Reise mit dem Ziel Frieden und Ausbildung fortsetzen. Wir glauben an die Kraft und Stärke unserer Worte und Taten“, sagte sie. „Die Toleranz, Zusammengehörigkeit, Gleichberechtigung der Geschlechter und Abschaffung der Vorurteile gegenüber anderen Nationalitäten, Religionen und Hautfarben macht uns stark.“ Und sie schloss mit dem Satz: „Wir alle können nicht erfolgreich sein, wenn die Hälfte von uns zurückgehalten wird. Also lasst uns alle einen Beitrag für eine bessere Welt leisten. Jede gute Tat zählt und kann Menschenleben positiv verändern.“

In ihrer Laudatio für Jasmin Noori hob Christina Nicolai hervor, dass es heute leider nicht mehr selbstverständlich sei, sich ehrenamtlich zu betätigen und sie es in dieser Zeit der „Einzelkämpfer-Mentalität“ um so erfreulicher findet, dass Jasmin Noori „beherzt Hilfe anbot“, als mit der großen Flüchtlingswelle auch 50 Jugendliche an die Altkönigschule kamen. „Sie opferte Freistunden und half den Schülern bei den Hausaufgaben, beim Übersetzen von Texten, bei organisatorischen Fragen. Es war ihr wichtig, dass sich die Jugendlichen gut einleben und sich in Kronberg heimisch fühlen.“ Auch von dem Kochprojekt mit Flüchtlingen alle zwei Monate berichtete sie den gespannt lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörern.

Geehrt wurde Noori stellvertretend natürlich auch für alle weiteren ehrenamtlichen, in der Flüchtlingshilfe engagierten Jugendlichen.

Vorbild für die Altkönigschule

Der kommissarische Schulleiter der AKS, Martin Peppler, dankte der Jasmin Noori ebenfalls für ihr Engagement: „Du hast für uns als Schule so viel geleistet“, richtete er das Wort an sie. Es sei nicht selbstverständlich, dass Menschen solch ein Engagement an den Tag legen, sagte er. Allerdings, und damit reagierte er auf die Worte von Christina Nicolai, ganz so schwarz sehe er die Zukunft nicht in puncto Engagement für andere: „Wir haben an unserer Schule doch etliche Schüler, die sich in unterschiedlichen Bereichen engagieren und das stimmt uns hoffnungsvoll.“ Jedenfalls sei die 17-jährige Nachwuchspreisträgerin ein tolles Vorbild für die Schule und nicht nur für die Schüler, sondern gerade auch für die Lehrer, die angehalten seien, einmal selbst bei sich zu schauen, was sie den Schülern eigentlich selbst vorleben: „Du bist ein positives Beispiel für uns!“

Für den passenden musikalischen Rahmen an diesem Abend sorgte der Chor „Königskinder“ der Altkönigschule unter der Leitung von Wolfram Gaigl, der seine Chormädchen und -jungen zu Höchstleistungen zu motivieren scheint – was beim Publikum ausgesprochen gut ankam. Den Nachwuchspreis hatten die freien Unternehmerinnen gesponsert. Andrea Poerschke, die „von Herzen gratulierte“ und befand, Noori handele ähnlich initiativ, Verantwortung übernehmend und optimistisch nach vorn blickend eben wie die freien Unternehmerinnen auch. Das Preisgeld für den Frauenpreis, für den es städtischerseits symbolische 250 Euro gibt, wurde vom Zonta Club Kronberg-Bad Soden, der sich kurz vorstellte, um 250 Euro aufgestockt.

Der Reigen der spannenden Reden zur Preisverleihung bot genügend Stoff für anregende Gespräche bei einem Gläschen Wein.

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